Jonatans Flucht, Erhebung zum Hohenpriester, Gefangennahme

Jonatans Flucht, Erhebung zum Hohenpriester, Gefangennahme

(1. Makkabäer IX 23-73) Nach Judas Tode erhoben die Abtrünnigen in ganz Israel ihr Haupt, und Bakchides machte sie zu Herren im Lande. Sie spürten viele Anhänger Judas auf und brachten sie zu Bakchides. Da versammelten sich die Übrigen und wählten Jonatan zu ihrem obersten Heerführer. Als Bakchides das erfuhr, trachtete er Jonatan nach dem Leben. Da floh dieser mit seinem Bruder Simeon in die Wüste. Alle bewegliche Habe schickte er unter seinem Bruder Johanan über den Jordan zu den Nabatäern, einem befreundeten arabischen Stamme. Johanan wurde aber unterwegs von einem andern Stamme überfallen und getötet, die ganze Habe geraubt. Nach einiger Zeit erfuhren Jonatan und Simeon daß der Stamm der Räuber eine große Hochzeit feiere und im Begriff sein, die Braut, Tochter seines vornehmen Kanaaniten, mit großem Geleit einzuholen. So legten sie sich im Gebirge in einen Hinterhalt. Plötzlich hörten sie Lärm und erblickten einen großen Troß: der Bräutigam zog heran, von seinen Freunden und Brüdern begleitet, mit Tamburinen und andern Instrumenten und vielen Waffen. Da fielen sie über sie her, töteten viele und machten große Beute. So rächten sie den Tod ihres Bruders. Zwei Jahre später ließ sich Bakchides von den Abtrünnigen zu dem Versuch bewegen, Jonatan und Simeon durch nächtlichen Überfall in seine Gewalt zu bringen. Aber Jonatan und die Seinen konnten rechtzeitig in die Wüste fliehen; und Bakchides vermochte die Burg, in der sie sich festgesetzt hatten, nicht zu erobern. Zornig ließ er nun viele von denen, die ihm den falschen Rat gegeben hatten, hinrichten. Mit Jonatan aber schloß er Frieden, gab ihm die Gefangenen zurück und kehrte heim. Nun ließ sich Jonatan in Michmas nieder als Richter seines Volkes und verdrängte die Gottlosen aus Israel.

(X 1) Im Jahre 160 d. gr. H. eroberte Alexander Epifanes[1] Akko und trat dort als König auf. (3.4) Da dachte König Demetrios: „Wir wollen uns Jonatan zum Freunde machen, eh er sich Alexander anschließt.“ So schickte er ihm einen freundlichen Brief (6) und gab ihm Vollmacht, als sein Verbündeter ein Heer aufzustellen und Waffen zu beschaffen; auch gab er ihm die Geiseln zurück, die sich in der Burg befanden. (10) Nun ließ sich Jonatan in Jerusalem nieder und begann die Stadt wieder aufzubauen; (11) rings um den Berg Zion aber ließ er Mauern aus Quadersteinen errichten.

(15) Als König Alexander von den Versprechungen des Demetrios und von den Heldentaten Jonatans und seiner Brüder hörte, (16) wollte auch er ihn zu seinem Freunde und Bundesgenossen machen (17) und schrieb ihm: (18) „König Alexander entbietet seinem Bruder Jonatan seinen Gruß. (19) Wir haben vernommen daß du ein tapfrer Mann bist und wert unser Freund zu sein. (20) Darum bestellen wir dich hiermit zum Hohenpriester deines Volkes, auch sollst du Freund des Königs heißen. Nur tritt auf unsre Seite und halt mit uns Freundschaft!“ Zugleich schickte er ihm einen Purpurmantel und eine goldne Krone. (21) Da legte Jonatan am Laubhüttenfest im 7. Monat des Jahres 160  d. gr. H. das heilige Gewand an. Auch stellte er ein Heer auf und beschaffte viele Waffen.

(48-50) Bald danach fiel Demetrios im Kampf mit Alexander. (67) Im Jahre 165 d. gr. H. aber erhob sich Demetrios’ Sohn, Demetrios II., gegen Alexander. (XI) Diese Gelegenheit benutzte der König von Ägypten zu dem Versuch, das Seleukidenreich seiner Herrschaft zu unterwerfen. Alexander wurde geschlagen und auf der Flucht ermordet. Als aber drei Tage später auch der König von Ägypten starb, konnte Demetrios II. den Thron seines Vaters besteigen. Doch bald erregte die Entlassung der überflüssig gewordenen Truppen bei diesen solche Mißstimmung, daß Tryfon, ein ehemaliger Feldherr Alexanders, dessen Sohn als Gegenkönig aufstellen konnte. Jonatan trat zu ihm über, nachdem er ihm das Hohepriesteramt bestätigt und das Recht verliehen hatte, aus einem goldnen Becher zu trinken und einen Purpurmantel und eine goldne Spange zu tragen, und nachdem er seinen Bruder Simeon zum Oberbefehlshaber von der Tyrischen Treppe[2] bis zur ägyptischen Grenze ernannt hatte.

(XII 39) Tryfon aber trachtete danach, König Antiochos gewaltsam zu beseitigen, um selbst König von Asien zu werden. (40) Da er nun fürchtete, Jonatan möchte das nicht zulassen, (44-48) so lockte er ihn nach Akko und ließ ihn dort gefangen nehmen. (53) Da sagten die Heiden: „Jetzt haben sie keinen Führer mehr; laßt uns über sie herfallen und die Erinnerung an sie unter den Menschen auslöschen!“

Erklärungen

[1] Ein Abenteurer, der von seinen Anhängern als Sohn des Antiochos IV. Epifanes ausgegeben wurde.

[2] Pfad über ein Vorgebirge zwischen Tyros und Ptolemais.