Namen- und Sacherklärungen

Von August MöhleRSS-Newsfeed neuer Artikel von August Möhle

Amalek = Beduinenvolk zwischen totem Meer und Ägypten; Israels Erdfeind.

Amen = wahrlich, so sei es!

Ammon = hebräisches Volk nordöstlich von seinem Brudervolke Moab, Grenze zwischen beiden der Arnon; nach der Sage von Abrahams Neffen Lot stammend.

Amorit = Angehöriger eines vorisraelischen Volkes in Kanaan.

Antiochia: Hauptstadt der römischen Provinz Syrien. Drittgrösste Stadt des Römischen Reiches. Ausgangspunkt des Heidenchristentums. Vgl. Apg XI 20 Jos Kr VII 3!

Aram = semitisches Volk und Land (griechisch Syria) nördlich von Kanaan bis zum Taurus und östlich über den mittleren Eufrat hinaus (Haran Abrahams Heimat!); in mehrere Reiche zerfallend, das mächtigste, um Damask, im 9./8. Jh. Bis zu seiner Zerstörung durch Assur i. J. 732 v. Chr. der gefährlichste Feind Israels. In der Sage erscheint Laban, Jakobs Oheim und Schwiegervater, als Vertreter Arams (bes. 1. Mose XXXI 44-54).

Aramäisch: Die Sprache der Aramäer, nach Aufsaugung des Babylonisch-Asyrischen amtliche Sprache in der westlichen Hälfte des Perserreiches, hat von der Babylonischen Gefangenschaft an auch das nahverwandte Hebräische ganz aus dem Gebrauch des täglichen Lebens verdrängt. Zur Zeit Jesu beherrschten nur noch die Schriftgelehrten das Hebräische. Bei verlesung des Hebräischen Alten Testaments in den Synagogen Palastinas und Babyloniens musste zum Verständniss des Volkes Satz für Satz eine Übersetzung ins Aramäische hinzugefügt werden. Im Griechisch geschriebenen Neuen Testament hat sich von der Urgemeinde her eine Reihe aramäischer Wörter erhalten, z. B. Abba Golgota Maranata Marta Passah Rabbi usw. und mit der griechischen Änderung s Kefas Messias Silas.

Ararat = Landschaft (nicht Berg) Armeniens.

Arnon = Fluß, der von Osten ins Tote Meer fließt; Nordgrenze Moabs.

Aschera = 1. kanaanische Göttin; 2. sie sinnbildlich darstellender heiliger Pfahl oder Baum (vgl. Malstein!).

Asien: Nicht der heute sogenannte Erdteil, sondern die römische Provinz, die das westliche Drittel Kleinasiens umfasste. Hauptstadt Efesus.

Assur = semitisches Volk und Reich (griechisch Assyria); letzteres gegen Ende des 7. Jhs. von Medern und Chaldäern zerstört.

Aussatz = ansteckende Krankheit mit eiternden Geschwüren, die zum Abfaulen ganzer Glieder und zum Tode führt.

Baal = 1. Herr; 2. Gottesbezeichnung, bes. des Hauptgottes der Kanaaniten.

Babel = 1. Babylon; 2. babylonisches Reich.

Bann = Weihung von Personen oder Sachen für die Gottgeit; besonders grausame Art der Kriegführung, bei der alles was dem Sieger lebend in die Hände fiel, Männer Frauen Kinder Vieh, als Opfer für Jahwe getötet wurde (vgl. 1. Samuel XV!).

Basan = Landschaft östlich vom See Gennezaret, berühmt durch Eichenwälder und gute Weiden.

Betel = „Haus Gottes“. Uralte Kultstätte 17 km nördlich von Jerusalem, der Sage nach von Jakob gegründet (1. Mose XXXV), später Hauptheiligtum des Nordreiches (1. Könige XII 26-29 Amos VII 12.13).

Byssos = (griechisches Lehnwort aus dem Fönizischen; hebräisch Buß) feines Leinen-oder Baumwollgewebe.

Cäsarea am Merr: Von Herodes d. G. als Hafenstadt gegründet (Jos A XV 9), diente später den römischen Prokuratoren als Residenz (Jos A XVIII 2 Apg XXIII 12 – XXVI).

Cäsarea Filippi: Stadt an den Jordanquellen, von Filippos dem Sohne Herodes d. G. zur Hauptstadt seiner Tetrarchi ausgebaut (Jos A XVIII 2).

Chaldäer = 1. aramischer Volksstamm südlich von Babylonien, dessen König Nabopolassar i. J. 625 v. Chr. endgültig Babylonien unterwarf und das Neubabylonische Reich gründete; 2. später: Sterndeuter, weil Babylonien die Heimat der Astrologie war.

Cherub = geflügeltes Wesen in Menschen- oder Tiergestalt, Hüter heiliger Stätten (vgl. 1. Mose III 24!).

Christos: Griechische Übersetzung von Messias, d. i. der Gesalbte. Im Neuen Testament Jesus zunächst als den von Gott gesandten Retter bezeichnend, wird das Wort bei den Heidenchristen zum nicht mehr verstandenen Beinamen Jesu.

Dämonen: Im Neuen Testament auch „Unreine Geister“ genannt, gelten als Urheber von allerlei Krankheiten, indem sie in die Menschen fahren und von ihnen Besitz nehmen. Durch Beschwörung (wobei auch Zauberformeln angewandt werden) ist es aber möglich, sie wieder aus dem Menschen zu vertreiben. Besonders grosse Macht über die unreinen Geister haben Jesus und seine Jünger.

Deuteronomium = „zweites Gesetz“, griechische Bezeichnung des 5.  Buches Mose und nach dessen wesentlichem Inhalt des Gesetzbuches, das i. J. 621 v. Chr. die Kultusreform des Königs Josia (2. Könige XXII. XXIII) auslöste. Daher Deuteronomistische Geschichtsschreibung die im Geiste dieses Gesetzbuches geübte, aus der unter stärkster und schonender Benutzung Älterer und ältester Quellen nach der Zerstörung Jerusalems das Deuteronomistische Geschichtswerk (5. Mose Josua Richter Samuel Könige) hervorging.

Echist = zweitälteste der vier Quellschriften, aus denen die fünf Bücher Mose erwachsen sind.

Edom = hebräisches Volk zwischen Totem Meere und NO-Zipfel des Roten Meeres, Israel nächst verwandt, aber äußerst verhaßt; nach der Sage von Esau, Jakobs Zwillingsbruder, abstammend.

Efod = 1. Bekleidung eines Gottesbildes (aus Gold u. dgl.); 2. das so bekleidete Gottesbild selbst; 3. Stück der priesterlichen Amtstracht (Schurz) mit dem Losorakel.

Efraim = Hauptstamm des Nordreiches Israel, bisweilen dieses selbst. Nach der Sage jüngerer Sohn Josefs von seiner ägyptischen Frau.

Essaer oder Essener: Jüdische Sekte. Vgl. Jos A XVIII 1 und die Berichte über die Funde in Kumran am Toten Meer!

Evangelium: Ursprünglich allgemein die frohe Botschaft. In der christlichen Literatur im besonderen die frohe Botschaft vom kommenden Heil. Nicht, wie heute, auch das Buch, das diese Botschaft enthält; stattdessen sagte man vielmehr: „Das evangelium nach Mk“ usw.

Farao = „das große Haus“, Titel der ägyptischen Könige.

Farisäer: Bedeutet „die Abgesonderten“. Genossenschaft, die während der römischen Herrschaft das religiöse Leben der Juden beherrschte. Vgl. Jos A XVIII 1!

Filister = nichtsemitisches kriegerisches Volk aus Kaftor (= Kreta ?), um 1200 v. Chr. in die Küstenebene westlich von Juda und Benjamin eingewandert, mit den fünf Städten Gaza Askalon Gat Asdod Ekron, im 11. Jh. gefährlichster Feind Israels, von Saul vorübergehend, von Dawid endgültig geschlagen.

Geld = Die älteste Münze, deren man sich in Palästina bediente, war der von dem Perserkönige Dareios geprägte und nach ihm genannte goldene Dareikos. Vorher verwandte man Ringe oder Barren, meist aus Silber, selten aus Gold, die man aber bei der Zahlung der Sicherheit wegen nachwog. Die Gewichtseinheiten waren nach Gold und Silber verschieden; es wog
1 Sekel                     Gold 16,37 g     Silber 14,55 g (in pers. Zeit 11, 22-11, 46 g)
1 Mine (= 50 Sekel) Gold 818,6 g    Silber 727,5 g (in pers.Zeit 561-573 g)
1 Talent (= 300 S.) Gold 49,11 kg   Silber 43,659 kg (in pers. Zeit 33,66-34,38 kg).
Die Kaufkraft des Goldes und Silbers war im Altertum erheblich höher als heute; es kosteten z. B. ein Widder oder 36 l Weizen oder 72 l Gerste 2 Sekel Silber.

Gibea(t) = Hügel; Name mehrerer hochgelegener Ortschaften.

Gibeon = vorisraelische Stadt in Benjamin; vgl. Josua IX, 2. Samuel XXI, 1. Könige III 4!

Hebe(opfer) = Opferanteil für Gott oder den Priester.

Hebräer = Jenseitige. So bezeichneten die Kanaaniten alle Beduinenstämme jenseits des Jordans. Die Bezeichnung blieb auch nach der Landnahme an Israel hängen. Sie findet sich im Alten Testament mehrfach als Bezeichnung Israels durch Ausländer und als Selbstbezeichnung Israels Ausländern gegenüber.

Hetiten = kleinasiatisches Volk mit indogermanischer Herrenschicht, das im 15. Jh. seine Herrschaft über das nördliche Mesopotamien und Syrien ausdehnte, wo ihm die Ägypter Halt geboten. Um 1200 wurde das Hetitenreich zerstört.

Hinnom = Tal (der Söhne) Hinnom(s) südlich von Jerusalem, wo man dem Moloch Kinder opferte.

Höhen = altkanaanische Kulturstätten auf Anhöhen, von Israel für den Jahwekult übernommen.

Hoher Rat: Oberste Gerichtsbehörde der Juden, bestehend aus 71 Mitgliedern (Sadduzärn Schriftgelehrten und Ältesten) unter Vorsitz des Hohenpriesters.

Idumäa = griechisch für Edom.

Ismael = Gruppe nordarabischer Stämme, der Sage nach von Abraham und Saras ägyptischer Sklavin Hagar abstammend.

Jafo = griechisch Joppe, heute Jafa, Palästinas Hafen am Mittelmeer.

Jahwe = s. Anmerkungen zu 2. Mose III 15 und IV 31 (2. Hälfte)!

Jahwist = älteste der vier Quellschriften, aus denen die fünf Bücher Mose erwachsen sind. Vgl. die Erklärungen zu 1. Mose III Ende und zu IX 29!

Jebusit = vorisraelischer Bewohner Jerusalems.

Jesreel = 1. fruchtbare Ebene östlich des Karmelgebirges; 21. Stadt darin.

Judea: 1) Jüdisches Kernland zwischen Samaria und Idumäa mit Jerusalem als Hauptstadt 2) Ganz Palästina.

Karmel = ins Mittelmehr vorspringendes Gebirge nördlich der Küstenebene Saron.

Kefas: Aramäisch für Fels (Griechisch Petros), Beiname des Apostels Sim(e)on.

Kenit = Angehöriger eines mit Israel verbündeten Beduinenstammes; vgl. die Erklärung zu 1. Mose IV 16!

Kerub = Cherub.

Kidron = Bach (tal) zwischen Jerusalem und Ölberg, ins Tote Meer mündend.

Kison = Fluß der Ebene Jesreel, nördlich des Karmel ins Mittelmeer mündend.

Kohorte: 500 oder 1000 Mann zu Fuss kämpfender Hilfstruppen.

Lade Jahwes = heiliger Schrein mit Cheruben auf der Deckplatte, über denen nach israelischem Glauben Jahwe schwebte; nach späterer Überlieferung barg die Lade die beiden steinernen Gesetzestafeln.

Laubhüttenfest = siebentägiges Erntedankfest nach der Weinlese, genannt nach den Laubhütten, in denen die Feiernden außerhalb der Ortschaften die Festtage zubrachten.

Legion: Einheit der römischen Infanterie, etwa 6000 Mann.

Lewi = nach der Sage dritter Sohn Jakobs von Lea.

Lewit = Angehöriger des Priesterstammes Lewi, Priester. Nach der Kultusreform Josias bezeichneten sich die Jerusalemer Priester als Söhne Aarons und sanken die übrigen Lewiten zu Tempeldienern herab.

Löser = der nächste Verwandte des Verstorbenen, der die Pflicht hatte, etwa verkauftes Erbgut zu „lösen“, d. h. durch Rückkauf wieder in den Besitz der Familie zu bringen (3. Mose XXV 25), ferner die kinderlose Witwe zu heiraten (5. Mose XXV 5.6). Vgl. Rut II 20 IV 6.7!

Malstein = hebräisch Mazzeba; heiliger Steinblock (Säule) an geweihter Stätte.

Midian = nordarabische Stämme östlich des Meerbusens von Akaba; nach der Sage von Abraham und der Ketura abstammend.

Mizpa = „Warte“; Name mehrerer hochgelegener Ortschaften, besonders einer Stadt in Benjamin.

Moab = s. Ammon!

Moloch = „König“ (statt Melech); von Israel zeitweise durch Kinderopfer (besonders im Hinnomtal) verehrter kanaanischer Gott.

Monate = In Israel begann das Jahr mit dem Vollmond der Herbst-Tagundnacht-gleiche, später nach babylonischem Brauch mit dem Neumond der Frühlings-Tagundnachtgleiche. Es war in zwölf Mondmonate geteilt; der erste Monat des späteren Kalenders hieß Nisan.

Myrrhe = wohlriechender Saft des Balsambaumes.

Nasir = Gottgeweihter; vgl. 4. Mose VI!

Negeb = wasserlose Hochebene südlich des Gebirges Juda.

Niniwe = Hauptstadt Assurs, 612 v. Chr. von Medern und Chaldäern zerstört. Die Ausgrabungen haben u. a. die Paläste Sanheribs und Assurbanipals mit Reliefs von Kriegs- und Jagdszenen und mit der aus 20.000 Tontafeln bestehenden Bibliothek Assurbanipals ans Licht gebracht.

Nubien = griechisch Aithiopia, etwa dem heutigen Sudan entsprechend.

Opfer = Das hebräische Wort für Opfer allgemein bedeutet „Geschenk, Gabe“. Man bringt Jahwe seine Gaben, um ihn gnädig zu stimmen. Dazu hatte man allen Grund; denn Jahwe ist nicht der gütige Vater, der seine Sonne scheinen lässt über Gerechte und Ungerechte (Matthäus V 45), sondern ist oft grausam und unberechenbar in seinem Zorn. Man bringt ihn von alters her die Erstgeburten der Herden und nach der Landnahme und dem Übergang zum Ackerbau auch die Erstlinge der Früchte (Korn Öl Wein), das Korn z. T. in Form von „Schaubroten“, die man jeden Sabbat frisch auf den Schaubrottisch im Tempel legt, wobei die alten den Priestern zufallen. Jahwe nämlich bedarf der Nahrung wie die griechischen Götter des Nektars und der Ambrosia, wenn er sich auch im allgemeinen mit den für ihn ausgegossenen Flüssigkeiten (Blut Öl Wein) und dem Rauch der für ihn verbrannten Tiere (bzw. ihres Fetts) und Gewürze (bes. des Weihrauchs) begnügt. Daß die blutigen Opfer die älteren waren, geht auch daraus hervor, daß die hebräischen Wörter für „opfern Opfer Altar“ eigentlich „schlachten Schlachtung Schlachtstätte“ bedeuten. Ursprünglich war eben jede Schlachtung ein Opfer und jedes Opfer eine Schlachtung. Man schlachtete ein Schaf oder eine Ziege auf einem (heiligen) Stein und ließ das Blut für Jahwe auf diesen Stein fließen, das Fleisch aber verzehrten die Menschen (vgl. 1. Samuel XIV 31-34!), die durch das gemeinsame Mahl zur Gemeinschaft unter einander und mit Jahwe zusammengeschlossen wurden. Solche mit einem Mahl verbundenen Schlachtopfer wurden dargebracht bei Abschluß von Verträgen (1. Mose XXXI 44-54), bei Gelübden (2. Samuel XV 7-12), bei der Thronbesteigung (1. Könige I 5-49), bei der Tempelweihe (2. Samuel VI VI 12-19, 1. Könige VIII 1-5), an Sippentagen (1. Samuel XX 28.29)  und vor allem bei den großen Erntefestversammlungen an heiligen Stätten wie Silo (1. Samuel I 1-14), wo es dann hoch herging, nichts anders als bei unsern bäuerlichen Festen, mit Sang und Klang, mit Fressen und Saufen und mit geschlechtlicher Zügellosigkeit. Kein Wunder, daß gegen diese Art Gottesdienst die Profeten, von Amos an, heftige Klage erhoben! Neben diesen Schlachtopfern gab es noch andre blutige Opfer: die sog. Brandopfer. Sie bestanden darin, daß das ganze Opfertier für Jahwe verbrannt wurde. Ein grausiges  Menschenopfer wird in 2. Samuel XXI von den amoritischen Gibeoniten berichtet; auch Israel hat bei außergewöhnlichen Anlässen Menschenopfer dargebracht (vgl. unter Bann und Richter XI 30-40), und Kinderopfer haben hier zeitweise, z. B. unter König Manasse, eine ziemliche Rolle gespielt (vgl. 2. Könige XXI 6, Jeremia VII 31 und 1. Mose XXII!). Mit der Zerstörung des Salomonischen Tempels i. J. 586 v. Chr. verschwanden die Schlachtopfer; nur mit dem Passahfest, wo familienweise ein Lamm geschlachtet und verzehrt wurde, hat sich etwas Ähnliches erhalten. Als nach der Rückkehr aus der Babylonischen Gefangenschaft die Juden in Jerusalem einen neuen Tempel gebaut hatten, wurde der Opferdienst in vollem Umfange wieder aufgenommen und durch den Priesterkodex bis ins Einzelne geregelt. Fortan sind die zweimal täglich darzubringenden Brandopfer die wichtigsten. Daneben treten besonders die Sünd- und Sühnopfer (3. Mose XVI 5-10) hervor. An die Stelle des alten „Fröhlichseins vor Jahwe“ (5. Mose XVI 11.14) ist gesetzlich strenger Ernst getreten.

Passahfest: Vgl. zu Mk XIV 1.2!

Ph- s. F!

Ph: siehe F!

Priesterkodex = die jüngste der vier Quellschriften, aus denen die fünf Bücher Mose erwachsen sind; aus der Zeit Esras (5. Jh.) stammend.

Profetismus = Zum älteren israelischen Profetismus vergleiche man 1. Samuel IX 8.9 X 5.6.10.11, 2. Samuel XI 27b – XII 14, 1. Könige XI 29-31 XVII-XIX XXI XXII, 2. Könige I-VII IX X XIII 14-21!
Da ziehen zur Zeit der Filisterherrschaft Scharen von Profeten mit Musik im Lande umher, die, von Jahwes Geist erfüllt, nach Art der Derwische „rasen“. Saul gerät in ihren Bann und wird zum Befreier seines Volkes.
Als anderthalb Jahrhundert später König Ahab seiner fönizischen Gemahlin Isebel zu Liebe in seiner Hauptstadt Samaria einen Baalstempel mit zahlreicher Priesterschaft errichtet und Ahab und Isebel einen gemeinen Justizmord begehn, tritt ihnen, all die andern Jahweprofeten hoch überragend, Elia furchtlos entgegen.
Und nach Elias Tode findet Elisa in dem Reiterobersten Jehu das Werkzeug, das Ahabs Haus samt Isebel und den Baalskult samt seinen Profeten und Anhängern mit Stumpf und Stiel ausrottet. Sterbend weissagt Elisa Jehus Enkel drei Siege über Aram.
Als fanatische Vorkämpfer der völkischen Belange und des angestammten Volksgottes, als Wahrer des Rechts, als Wundertäter und als Weissager erscheinen diese älteren Profeten.
Mit Amos beginnt die Reihe der „Schriftprofeten“, d. h. der Profeten, unter deren Namen Sammlungen von Aussprüchen oder richtige Bücher auf uns gekommen sind.Besonders den älteren von ihnen ist dies gemein, daß sie die herkömmliche Weise der Jahweverehrung mit Opferfesten Wallfahrten usw. verdammen und in der Erfüllung sittlicher Gebote das Wesen der Religion erkennen. Schon eh Israel und Juda unter den Schlägen Assurs und Babels zusammenbrechen, lehren sie daß Jahwe mehr ist als ein Volksgott, der mit seinem Volke steht und fällt; daß er vielmehr ein heiliger, die Welt umspannender Gott ist, der sich der fremden Völker als Geißeln bedient, um sein eigenes Volk zu strafen und zu läutern. Nach dem Zusammenbruch aber verkünden sie die Erneuerung des Reiches in Frieden und Gerechtigkeit durch einen von Gott gesalbten Führer aus Dawids Geschlecht und weisen ihrem Volke die Aufgabe, als Knecht Jahwes den Heiden das Licht der wahren Religion zu bringen. Indem sie so neue Hoffnung, neue Ziele, neues Selbstgefühl geben, bewirken sie, daß ihr zertretenes Volk nicht in den Siegervölkern aufgeht, vielmehr im Laufe der Zeit auf religiösem Gebiete zu einer Art Weltherrschaft gelangt: dem Judentum und den beiden aus ihm hervorgegangenen monotheistischen Religionen gehört mehr als die Hälfte der heutigen Menschheit an, darunter die geistig führenden Völker.
Im einzelnen muten uns die israelischen Profeten oft seltsam an. „Uns kühlen Nordländern, die wir durch das eigne Temperament zur Gerechtigkeit und Sachlichkeit gestimmt und durch die christliche Religion zur Sanftmut erzogen sind und die wir in den griechischen Vorbildern das schöne Maß bewundern, ist es fast unmöglich, diesem Überschwang der Empfindung nachzukommen.  …… Da schreit der ekstatische Mann seine wilden Drohungen weit über das Volk hin; da wird seine Rede manchmal zu einem seltsamen Stammeln, einem wunderlichen Kauderwelsch. Und beobachten wir, wie er sich dabei gebärdet! Er bricht in bitterem Schmerze über das kommende Unheil seufzend und stöhnend zusammen; er schlägt sich die Hüfte und klatscht in die Hände; er schwankt wie ein Trunkener.“ (H.Gunkel). Mitten im Festjubel stimmt er die grause Melodie der Totenklage an (Amos V 2) oder er lockt die Menge durch die fröhlichen Klänge eines Winzerliedes, das dann aber plötzlich in eine Drohrede übergeht (Jesaja V). Er liebt sinnbildliche Handlungen und erscheint z. B. mit eisernen Hörnern auf dem Kopf (1. Könige XXII 11) oder nur mit einem Hemd bekleidet (Jesaja XX 1-4)oder ein Joch auf dem Nacken (Jeremia XXVII) usw. Der inneren Erregung entspricht die sprachliche Form ihrer Worte: Sprachgewalt. Erst der Priester-Profet Hesekiel schreibt gewöhnlich in Prosa.
Als Redner, nicht als Schriftsteller haben die älteren „Schriftprofeten“ gewirkt; doch sind wohl bald ihre Sprüche von ihnen selbst oder von ihren Anhängern durch Flugblätter verbreitet und diese von Zeit zu Zeit zu Sammlungen vereinigt worden. Von einer erstmaligen Ausgabe der Sprüche Jeremias in Buchform durch diesen selbst dreiundzwanzig Jahre nach seinem ersten Auftreten berichtet Kapitel XXXVI des nach ihm benannten Buches. Dagegen ist das jüngste aller profetischen Bücher, das Buch Daniel, von vornherein als Buch erschienen.
Mit den Sammlungen von Sprüchen der älteren Profeten ist die spätere Zeit wenig pietätvoll umgegangen, insofern sie manchmal ihre eignen Gedanken in sie eingetragen oder einzelne Sprüche und Spruchsammlungen, ja ganze Werke anderer, meist jüngerer, Profeten oder geschichtliche Stücke mit ihnen verbunden hat. So sind z. B. die Sammlungen von Jesaja- und Jeremiasprüchen um das Mehrfache zum heutigen Umfang der nach ihnen benannten Bücher angeschwollen.
Sehr oft vermissen wir in den profetischen Büchern Angaben über Zeit und Anlaß der einzelnen Sprüche; und sicher sind die Sprüche oft nicht nach der Zeit ihrer Entstehung geordnet.
So kommt es, daß die Ansichten der Forscher über echt und unecht und über die zeitliche Ansetzung nicht selten auseinandergehn.

Rabbat Ammon = „Die Große (Hauptstadt) Ammons“ am obersten Jabbok; heute Amman, die Hauptstadt Transjordaniens.

Rama = Höhe; Name mehrerer hochgelegener Ortschaften.

Sack = härener Schutz, bes. zum Zeichen der Trauer getragen.

Sadduzäer: Der Priesteradel, der seine Herkunft von Zadok, dem ersten Oberpriester am salomonischen Tempel ableitete.

Samaria, Samarier: Mischbevölkerung zwischen den jüdischen Landschaften Judäa und Galiläa, die zwar die jüdische Religion und als Heilige Schrift die 5 Bücher Moses angenommen hatte, aber von den Juden nicht zum Tempel in Jerusalem zugelassen wurde und sich deshalb einen eigenen baute. Noch zur Zeit Jesu wurden sie von den Juden verachtet.

Saron = fruchtbare Küstenebene zwischen Karmel und Jafo.

Satan = 1. Widersacher; 2. Himmlisches, den Menschen feindliches Wesen.

Satrap = Statthalter einer Provinz des Persischen Reiches.

Schilfmeer = einer der beiden nördlichen Arme des Roten Meeres.

Schlauch = ein meist aus Ziegenfell gefertigter Behälter für Flüssigkeiten.

Schriftgelehrte: Gelehrte Kenner der Heiligen Schrift, die sie auslegten, Juristen, Theologen; meist der Genossenschaft der Farisäer angehörend.

Seit = Land Edoms südlich des Toten Meeres.

Septuaginta = „die Siebzig“; die älteste griechische Übersetzung des Alten Testaments, so genannt, weil sie nach der Legende im Auftrage des Königs Ptolemaios II. von Ägypten (285-246) für seine berühmte Bibliothek in Alexandria von 70, genauer 72 jüdischen Gelehrten hergestellt wurde. In Wirklichkeit wird sie durch das Bedürfnis der nur noch Griechisch sprechenden alexandrinischen Juden veranlaßt und allmählich etwa von der Mitte des 3. Jhs. an bis zum Ende des 2. entstanden sein. Sie hat heute noch große Bedeutung für die Verbesserung des an vielen Stellen verderbten hebräischen Textes.

Sichem = schon vorisraelische Stadt auf dem Gebirge Efraim zwischen den Bergen Ebal und Garizim nahe dem heutigen Nabulus (aus griechisch Neapolis).

Sidon = bedeutendste Stadt an der fönizischen Küste; daher Sidonier = Fönizier.

Siloah = Kanal zur Ableitung der Gihonquelle nach einem Teich im Südwesten des Berges Zion.

Sinai = Berg der Gesetzgebung; Lage unsicher; beim Elohisten Horeb.

Stein  s. Malstein!

Susa = Hauptstadt des Reiches Elam; später Winterresidenz der Perserkönige.

Synagoge: In den Synagogen wurde jeden Sabbat aus dem Gesetz und den Profeten vorgelesen. Dann konnte jeder, der sich dazu berufen fühlte, und vom Synagogenvorsteher aufgefordert wurde eine Ansprache halten. Vgl. Lk IV 16-21 und Apg XIII 15!

Talent s. Geld!

Tamariske = immergrüner Baum.

Tarsis = wohl Tartessos im heutigen Andalusien und dieses selbst; daher

Tarsisschiffe = Schiffe für weite Seefahrten.

Terafim = wahrscheinlich Bild oder Maske einer Hausgottheit.

Terebinthe = der Eiche ähnlich.

Urflut = der Ozean, auf dem die Erde ruht.

Urim und Tummim = heilige Lose, durch die der Priester Gott befragte; Luther: „Licht und Recht“.

Zeloten: d. i. Eiferer. Über das Aufkommen dieser Partei, die mit dem planmässigen aktiven Widerstand gegen die römische Herrschaft begann, vgl. Jos A XVIII 1!

Zentner = Talent = 59 kg.

Zion = südöstlicher Hügel Jerusalems = Dawidsstadt; dichterisch = Jerusalem.

Israel und Juda. Sage und Geschichte, Weisheit und Hoffnung eines Volkes in Selbstzeugnissen. Hg. u. kommentiert von August Möhle (seit 2017 auch als E-Book)