Keine Patentlösung in Sicht, doch eine spannende Lektüre
Zum Sachbuch von Jörn Leonhard „Über Kriege und wie man sie beendet. Zehn Thesen“
Von Petra Brixel
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseLiegt „Krieg“ in der DNA des Menschen?
Als erster organisierter Krieg der Geschichte wird der um die Stadt Hamoukar im heutigen Syrien angesehen. Um 3500 vor Chr. wurde die Stadt durch kriegerische Gewalt ausgelöscht, wie Forscher aufgrund der Ergebnisse ihrer Ausgrabungen berichten.
Seitdem – über einen Zeitraum von 5700 Jahren – gehören Kriege und das damit verbundene Leid für jede Generation zur mittelbaren oder unmittelbaren Biografie. Kriege scheinen ein „Naturereignis“ zu sein, unabwendbar, im Wesen des Menschen verankert. „Der Krieg ist nichts als ein erweiterter Zweikampf“, schreibt der preußische Generalmajor und Militärphilosoph Carl von Clausewitz (1780 – 1831) in seinem unvollendeten Hauptwerk Vom Kriege (Ausgabe: Erftstadt 2006). Und wer sich auf Schulhöfen umschaut, wird diese Zweikampf-Theorie schon bei den Kleinsten bestätigt sehen.
Liegt der Krieg also in der menschlichen Natur? Diese Ansicht ist weit verbreitet. Albert Einstein und Sigmund Freud erörterten das 1933 in einem Briefwechsel. Für Freud ist der „angeborene Todestrieb“ die Grundlage menschlicher Aggressionen. Konflikte werden mit Gewalt ausgetragen – wie unter Tieren, so unter Menschen. Um jedoch einen permanenten Krieg zu unterbinden, seien kulturelle Einstellungen (Erziehung) und die Angst vor einem Folgekrieg (Gewaltspirale) Mittel der Verhinderung. Der österreichische Naturforscher Konrad Lorenz begründete Kriege mit der Evolutionstheorie, die erklärte, dass der Mensch sein Territorium verteidigen müsse und außerdem mit einem Aggressionstrieb ausgestattet sei, der in eine Gewalthandlung münde. Nach einem aggressiven Ausbruch sei der Trieb befriedigt, beginne sich jedoch wieder aufzustauen bis zu einem neuen Eklat.
Reden über Krieg ist wieder salonfähig
Ist Krieg also ein unabwendbares Ereignis? Und wenn ja, stellt sich die Frage, warum der eine Krieg „ausbricht“ und warum – bei ähnlicher Konfliktlage – ein anderer Krieg nicht. Es scheint, als könnten Kriege tatsächlich verhindert werden. Wie viele Kriege aufgrund von Diplomatie, Einsicht (Weisheit) und kultureller Erziehung nicht geführt wurden, ist nicht bekannt; von manchen Kriegen wissen wir, dass sie in letzter Sekunde verhindert wurden.
Als am 20. Februar 2022 der Angriff Russlands auf die Ukraine einen Großteil der Menschen Europas zum Nachdenken über „Krieg und Frieden“ zwang, als die deutsche und internationale Friedensbewegung Diffamierungen erleben musste und Bertha von Suttners Aufruf „Die Waffen nieder“ der Lächerlichkeit preisgegeben wurde, als „wir in einer anderen Welt aufgewacht sind“, als der Widerstand der Ukraine durch europäische und amerikanische Waffenlieferungen unterstützt wurde und die Waffenindustrie zur Höchstform auflief, wurde allen klar: Es ist Krieg in Europa. (Auch wenn dies zunächst nicht so verbalisiert wurde und in Russland als „militärische Spezialoperation“ galt.)
Generalmajor von Clausewitz definierte Krieg als „Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen“, und erklärte, dass nicht jeder Krieg eine „vollkommende Entscheidung und Erledigung in sich [trage]“. Es lohnt sich, Clausewitz´ 1832 posthum herausgegebenes Werk im Jahr 2024 neu zu lesen, es erscheint wie blank gescheuert. Er weist bei aller scheinbaren Kriegslogik auf den Realitätsbezug seiner Prinzipien hin. „Der Krieg ist das Gebiet der Ungewißheit; drei Vierteile derjenigen Dinge, worauf das Handeln im Kriege gebaut wird, liegen im Nebel einer mehr oder weniger großen Ungewißheit.“ Nehmen wir den russisch-ukrainischen Krieg als Beispiel, so wird deutlich, was Clausewitz meint, wenn er sagt, dass Feldzüge – Angriff und Verteidigung – nur unzureichend geplant werden können, da „Friktionen d.h. unvorhergesehene Hemmungen […], die sich niemand richtig vorstellt“, zu Schwierigkeiten und Umplanungen führen müssen. Von diesen „unvorhergesehenen Hemmungen“ ist täglich in den Nachrichten über die Lage im Ukrainekrieg zu hören.
Ein neues Buch mit zehn Thesen als Diskussionsgrundlage
Im Kontext des russischen Überfalls auf die Ukraine erschien 2023 das Buch des Freiburger Historikers Jörn Leonhard Über Kriege und wie man sie beendet. Der Untertitel Zehn Thesen impliziert Antworten, macht neugierig und weckt Hoffnung auf Konzepte zur Konfliktlösung. Jörn Leonhard hat sich in seinen Forschungen intensiv mit den Kriegen der Neuzeit beschäftigt. Er lehrt Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Freiburg, forscht zu Themen von „Krieg und Frieden“. Als Preisträger des Leibniz-Preises 2024 erfährt er hohe Anerkennung.
Jörn Leonhard schreibt flüssig, bestens lesbar, auch für den des Kriegshandwerks Unkundigen mit nicht nachlassender Spannung. Das ist viel, mehr kann von „Zehn Thesen“ nicht erwartet werden. Leonhard berichtet aus einem tiefen Fundus, er „bombardiert“ die Leser:innen mit Fakten über Fakten, mit gut zusammengestellten Beweisen zu jeder These und „marschiert“ durch die Jahrhunderte, ohne dass es langweilig wird.
Der kleine Unterschied von Präsens und Präteritum
Mit „wie man Kriege beendet“ (im Präsens) weckt Leonhard allerdings die Erwartung, es gebe ein (Patent)-Rezept zur Beendigung von Kriegen. Denn das ist es doch, wonach die Menschheit sich sehnt: nach dem Ende der beiden grausamen Kriege in der Ukraine und in Palästina. Die Kriege und Bürgerkriege im Sudan und Jemen, in Syrien und Libyen, in Myanmar und und und … müssen wir mitdenken.
Gibt uns also Jörn Leonhard den Schlüssel zu Lösungen an die Hand? Nein, denn er hat für die vielen unterschiedlichen Konfliktregionen keinen. Das ist das Fazit, mit dem wir nach dieser Lektüre ein wenig enttäuscht zurückbleiben. Wir lernen nicht, wie „man Kriege beendet“, wie Frieden langfristig zu sichern ist. Das Buch bietet keine Gebrauchsanleitung für eine der dringendsten Fragen der Gegenwart. Leonhard ist als Historiker, Wissenschaftler und Analytiker in der Lage, schwierige Sachverhalte auf ein verständliches Niveau herunterzubrechen, so dass sich die Leser:innen ernst genommen fühlen in ihrem Bedürfnis, den Mechanismus von Kriegen und auch ihre mögliche (!) Beendigung zu verstehen. Mit vielen Beispielen, angefangen von den Punischen Kriegen über den Dreißigjährigen Krieg, die Kriege des 19. Jahrhunderts bis zu den großen Weltkriegen und „Putins Krieg“ schildert Leonhard für den „Laien“ gut verständlich die Komplexität von Kriegen.
Ein anschaulicher „Marsch“ durch die Kriegsgeschichte
Die 186 Seiten Text und 22 weiteren Seiten mit Anmerkungen und Fußnoten zum vertiefenden Weiterlesen sind eine Lektüre, die eine erstaunliche Spannung entstehen lässt. Warum sollte es aber Spaß machen, über Kriege und nochmal Kriege zu lesen? Das kann nur daran liegen, wie Leonhard das Thema anschaulich und sprachlich souverän – d.h. niemals überheblich – aufbereitet. Der Autor ist als Historiker ein Experte für Kriege vom 17. bis 21. Jahrhundert: Konfessionskriege, Nationalkriege, die beiden großen Weltkriege. Er führt die Leser:innen in die Kriegswissenschaft – bellum scientia – ein. Die großen Kriege sowie weiter zurückliegende Auseinandersetzungen werden in zehn Thesen „seziert“ und erläutert. Zu lernen ist, dass politische Situationen der Gegenwart ein Pendant in der Vergangenheit haben, dass aber kein Konflikt dem anderen gleicht. Somit gibt es keine Blaupause oder Handlungsanleitung für eine belastbare Lösung. „Alle Kriege enden irgendwann, aber jeder Krieg hat sein ganz eigenes Ende“, stellt Leonhard in der Einleitung fest und konstatiert: „Die meisten historischen Wege in den Frieden waren verschlungen, sie wurden immer wieder verzögert und unterbrochen.“
Das geflügelte Wort, dass sich Geschichte nicht wiederholt, trifft auch hier zu, doch kann es anregen, sich mit Geschichte zu befassen, um Verlaufsformen von Konflikten zu analysieren. Zu dieser Analyse tragen Leonhards Thesen bei. So ist das Buch eine Botschaft an diejenigen, die meinen, ein Krieg ließe sich „einfrieren“, um während der Tiefkühlphase diplomatische Lösungen zu finden. Voraussetzung ist, dass beide Kriegsparteien – und die hinter ihnen stehenden Bundesgenossen mit ihren ganz eigenen Interessen – die Notwendigkeit von Verhandlungen einsehen und anstreben.
Ein Plädoyer für die Beschäftigung mit der Kriegswissenschaft
Die Lehre von der Materie des Krieges, von seiner Verhinderung und Beendigung sowie einer langfristigen Abwesenheit von Krieg ist Teil der Militär- sowie Geschichtswissenschaft, zudem der Soziologie und Psychologie. Die Beschäftigung mit Historie „immunisiert gegen einfache Erklärungen, Analogien und Vergleiche. […] Der Blick auf Kriege der Vergangenheit zeigt, warum es lohnt, sich auf diese Geschichte einzulassen, um in der Gegenwart besser zu verstehen, wie Kriege zu Ende gehen,“ schreibt Leonhard. Er beschreibt die Bedingungen, unter denen Kriege beendet wurden, und welchen Gefahren Friedensschlüsse bzw. Friedensverträge (mit Bedingungen für die Unterlegenen) ausgesetzt waren. Sobald Leonhard seine schlüssigen Behauptungen aufstellt, ist der Leser/die Leserin versucht, sie auf die Gegenwart anzuwenden. So z.B. seinen Satz „Wer noch Chancen auf dem Schlachtfeld sieht, wird den Kampf fortsetzen, solange es geht.“ Wie wahr und gleichzeitig brutal das für die kämpfenden Soldat:innen ist, wird derzeit auf den Schlachtfeldern und in den Schützengräben der Ukraine bewiesen. Sowohl Putin als auch Selensky sehen noch „Chancen, solange es geht“. Es wird lange gehen.
Ein weiteres Hemmnis für einen schnellen Waffenstillstand sind die „unvereinbaren Erwartungen, die beide Seiten mit den Friedensbestimmungen verknüpften“. Auch wenn Leonhard sich mit dieser Aussage auf einen Krieg Anfang des 19. Jahrhunderts bezieht, so ist die These brandaktuell. Solange die eine Seite nicht ein Zipfelchen des Landes hergeben will und die andere Seite „alles“ haben will, gibt es kein Pardon, und der Krieg geht weiter.
Die Bedeutung von Ressourcen
Eine weitere These lautet: „Verfügbare Ressourcen bestimmen den Kippmoment von Kriegen, aber nicht unbedingt die Einsicht der Akteure“. Auch diese Aussage bewahrheitet sich im Ukraine-Krieg. Nur durch einen konstanten Waffennachschub der ukrainischen Unterstützer kann der Krieg aufrechterhalten und fortgeführt werden. Der Ruf nach Panzern und Munition bestimmt derzeit die Medien und kann als Dauerschleife bzw. Hintergrundrauschen dieses Krieges angesehen werden. „Kippmomente“ drohen permanent, und was eines Tages das finale Kippmoment sein wird, wird sich erst im Nachhinein herausstellen.
Was Ressourcenkrisen auslösen und dass sie nicht unbedingt zu einem Kriegsende führen, macht Leonhard an Beispielen aus dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg klar. Wenn Herrschern bzw. „Führern“ die Einsicht der Aussichtslosigkeit („Kippmoment“) fehlt und ihnen der hohe Blutzoll nichts bedeutet, können sich auch als verloren geltende Kriege hinziehen. „Selbst wo der Glaube an einen Sieg schwand, vertraute man darauf, den Krieg immerhin noch zu verlängern und so weiter auf eine mögliche günstigere Konstellation zu hoffen.“
Als letzten Satz in diesem Kapitel bietet Leonhard eine Erkenntnis an, die er nicht mit dem Ukraine-Krieg konnotiert, die aber expliziert darauf abhebt. So „gehört zum Blick auf die Ressourcen im Krieg immer auch die Frage, wofür ein Staat eigentlich kämpft. Ein Staat, der in einem militärischen Konflikt in seiner Existenz gefährdet ist, muss anders auf Ressourcen zugreifen und den Umgang mit Mangel anders organisieren als ein Staat, der nach einem Frieden mit territorialen Einbußen oder Prestigeverlust rechnen muss, aber in seiner Existenz nicht grundlegend infrage gestellt ist.“ Da fragt sich: Wie soll er seinen Mangel an Kriegsgerät „anders organisieren“?
Kommunikation beendet jeden Krieg – aber wann?
So sind Kriege ein kompliziertes Geflecht von Interessen, und der ersehnte Friede bzw. die Abwesenheit von Kampfhandlungen ist erst recht ein multikomplexes System. Das Beispiel Dreißigjähriger Krieg macht es deutlich: Hier waren ein konfessioneller Bürgerkrieg, ein europäischer Mächtekonflikt und die Machtverteilung zwischen dem Kaiser und den Reichsständen ineinander verwoben.
Aber auch der Dreißigjährige Krieg ging einmal zu Ende. Nachdem große Teile des betroffenen Landes verwüstet waren, nachdem ganze Ortschaften samt ihren Bewohner:innen vernichtet waren, fand sich schließlich ein Ausweg, der über die Kommunikation ging. „Es gibt keinen Weg aus dem Krieg in den Frieden ohne Kommunikation. Wer Frieden will. muss irgendwann miteinander sprechen, nicht zuletzt, um eine Ausgangsbasis für persönliches Vertrauen zwischen den Beteiligten zu schaffen.“ In Bezug auf den Ukraine-Krieg und den Krieg Israel-Palästina scheint das auf sehr lange Sicht unmöglich. Sprechen? Vertrauen? Vielleicht auch vergeben? Hände reichen über Gräber hinweg? Völkerverständigung? Noch sind diese Begriffe mit Zynismus verbunden.
Auch das macht Leonhard in seinem Buch deutlich: Friedensprozesse können extrem lange dauern, Friedenszeiten werden in der Regel von wieder aufflammenden Kämpfen und kurzzeitigen Kriegshandlungen unterbrochen; ein Frieden ist immer von Traumata, Rachegefühlen, Wiedergutmachungsansprüchen, schmerzhaften Verhandlungen und auch Kriegsverbrecherprozessen belastet. Das Ende des Ersten Weltkriegs mit seinen für viele Menschen im Volk nicht nachvollziehbaren Friedensverhandlungen und einem Friedensvertrag mit demütigendem Inhalt könnte – so wird nicht selten interpretiert – schon der Vorspann zum Zweiten Weltkriegs gewesen sein; zumindest psychologisch gesehen. So wie überhaupt der Beginn eines Krieges nicht der erste Schuss ist, sondern der manchmal Jahrzehnte lange Vorlauf von Hass und Unrecht. Und hier wäre wieder Konrad Lorenz zu zitieren mit seiner Aussage, dass sich Aggressionen so lange aufstauen, bis es zum Ausbruch kommt. Die Vermeidung von Gründen, dass sich Aggressionen entwickeln, wäre die vornehmste Aufgabe von Friedensstiftern.
Keine Ratschläge für die Gegenwart, aber nicht ratlos
Jörn Leonhard legt dar, wie Kriege in der Vergangenheit beendet wurden, aber er hat keinen Rat, wie genau der Ukrainekrieg zu beenden ist. Dabei fehlt es nicht an einer Erklärung für die Vorbereitung des russischen Volkes auf Putins Angriff. Leonhard erklärt das mit einem „post-imperialen Phantomschmerz“, der bis heute weiterwirke. Das Ende der Sowjetunion 1991, das mit wirtschaftlichem Chaos, sozialer Verarmung, Auflösung staatlicher Ordnung und außenpolitischer Marginalisierung verbunden war. haben die Menschen in Russland als Niederlage erlebt. Statt den Frieden nach dem Kalten Krieg zu wertschätzen, kam es zu einer „neo-imperialen Geschichtspolitik, mit der das Regime von Wladimir Putin die eigene Gesellschaft seit vielen Jahren auf einen Konflikt mit dem Westen vorbereitet hat.“ So die Begründung für die Kriegsbereitschaft Russlands.
Jörn Leonhard gibt keine Handreichungen für ein Ende der beiden Kriege im europäischen und im Nahen Osten. Das mag enttäuschen, doch ist es eine wichtige Lektüre für diejenigen, die meinen, ein Krieg sei durch „good will“, Mahnungen, Sanktionen, Reisediplomatie, Appelle und die Betonung von Völkerrechtswidrigkeit zu beenden.
Ein Waffenstillstand ist verlockend, doch ihn mit Frieden gleichzusetzen, hält Leonhard für trügerisch. Er sieht darin die Gefahr, dass der Konflikt auf unabsehbare Zeit verlängert wird und nennt es einen „faulen Frieden“ „Das Bild eines verfrühten Friedens, der einen Krieg nur zeitweise unterbricht, den Konflikt aber nicht grundlegend entschärft, und sich am Ende als temporärer Waffenstillstand erweist, ist alt.“ Das heißt, dass nicht automatisch mit dem Ende von Kämpfen ein Frieden erreicht ist. Dennoch denke ich, dass Ukrainer:innen und Russ:innen mit einem „temporären Waffenstillstand“ sehr wohl gedient wäre, und sei es auch nur als Atempause im täglichen Leid. Vielleicht könnte daraus der Anfang vom Ende des Konflikts werden. Auch Leonhard sieht eines Tages den Moment kommen, wo alle Seiten von einer politischen Lösung mehr zu erwarten haben als von der Fortführung des Krieges. Dass dieser Moment in weiter Ferne scheint, ist bitter und für alle Beteiligten kaum auszuhalten.
Zum Schluss stellt Leonhard noch eine Vision vor, indem er rät, „die eigene Geschichte nüchtern anzunehmen, sie kritisch aufzuarbeiten, und mit ihren Belastungen konsequent zu brechen, ohne historische Kontinuität zu leugnen.“ Mit diesem hohen Anspruch endet das Buch, ein empfehlenswertes Werk mit vielen anregenden Impulsen, Grundlage für weiterführende Diskussionen.
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