„Tagebuch eines Denkcomputers“: Richard Weiners Fortsetzung seines Romans über die spannungsvollen Beziehungen zwischen Menschen und ihnen ähnlichen Robotern

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

2014 ist der Roman Aufstand der Denkcomputer des Physikers Richard M. Weiner erschienen – eine Geschichte über die Zukunft der Künstlichen Intelligenz in einer Zeit, in der die Computer den Menschen immer ähnlicher werden und die Menschen den Computern. Inzwischen hat der Autor, der 2020 seinen 90. Geburtstag feierte, eine Fortsetzung des Romans geschrieben:

Durch Zufall werden bei Grabungen an einer Baustelle in Marburg Spuren einer vergangenen Zivilisation auf der Erde gefunden, die sich als Tagebuch eines Denkcomputers herausstellen, der vor längerer Zeit auf der Erde in einer von Menschen und Denkcomputern bevölkerten Welt existierte. Anfangs lebten diese beiden Arten der „Denkenden Spezies“ gut zusammen, doch nach einer wirtschaftlichen und politischen Krise der Menschenart entstand ein Konflikt, der die Denkcomputer veranlasste, die Erde zu verlassen und sich auf einem anderen Planeten niederzulassen. Hier entwickelten sie eine Zivilisation, die der ähnlich war, die sie von der Erde her kannten. Aber nach einiger Zeit waren sie mit ihrem neuen Leben nicht mehr zufrieden, denn es fehlte ihnen die Koexistenz mit der Spezies Mensch, die zu ihrer eigenen Entstehung beigetragen hatte. Sie kehrten auf die Erde zurück, wo sie eine Menschheit vorfanden, die sich wieder in einer tiefen Krise befand.

Weiners literarische Denkexperimente über die Beziehungen zwischen Menschen und „Denkrobotern“ sind ein Zukunftsroman mit Rückblicken auch auf unsere Gegenwart und ihre Probleme: Natürliche und Künstliche Intelligenz, Denken und Fühlen, Lebenszeit, Produktivität und Glück, Wissenschaft und Religion, Digitalisierungsprozesse, Sterbehilfe, Korruption, sexueller Missbrauch, Brexit, Rechtspopulismus, Flüchtlings- und Corona-Krise. Und sie sind dabei ein Spiel mit ganz unterschiedlichen Zeiten, bei dem sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft oft kaum noch unterscheiden lassen und das sich u. a. durch Einsteins Relativitätstheorie legitimiert.

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Titelbild

Richard M. Weiner: Tagebuch eines Denkcomputers. Fortsetzung eines Romans.
Verlag LiteraturWissenschaft.de, Marburg 2020.
122 Seiten, 12,90 EUR.
ISBN-13: 9783936134728

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