Dritte Missionsreise des Paulus (Fortsetzung)

Dritte Missionsreise des Paulus (Fortsetzung)

(Apg XIX 21) Darauf beschloß Paulus, über Macedonien und Achaja nach Jerusalem zu reisen, und sagte: „Wenn ich dort gewesen bin, muß ich auch Rom sehen.“ (22) Er sandte zwei seiner Gehilfen, Timotheus und Erastus, nach Macedonien voraus, blieb selbst aber noch eine Zeitlang in Asien.

(23) Damals kam es zu großen Unruhen wegen der Lehre. (24) Ein Silberschmied nämlich namens Demetrius, der durch Anfertigung silberner Artemistempelchen den Kunsthandwerkern großen Verdienst verschaffte, (25) rief eines Tages diese und ihre Arbeiter zusammen und sagte: „Ihr wißt, Männer, daß wir diesem Gewerbe unsern Wohlstand verdanken. (26) Nun seht und hört ihr aber daß nicht nur in Efesus sondern fast in der ganzen Provinz dieser Paulus eine große Menge beschwatzt hat mit seiner Lehre, die mit Händen gemachten Götter seien gar keine. (27) Hierdurch droht nicht nur unser Gewerbe in Verruf zu kommen, sondern es wird auch der Tempel der großen Göttin Artemis verachtet werden und sie selbst, die doch die ganze Provinz, ja alle Welt verehrt, an Majestät verlieren.“ (28) Als sie das hörten, gerieten sie in Wut und schrien: „Groß ist die Artemis der Efeser.“ (29) Die ganze Stadt geriet in Aufruhr; sie ergriffen Gajus und Aristarchus aus Macedonien, Reisegefährten des Paulus, und stürmten allesamt in das Theater[1]. (30) Paulus wollte vor das Volk treten, aber die Jünger ließen das nicht zu. (31) Auch einige ihm wohlgesinnte Asiarchen[2] warnten ihn, sich ins Theater zu begeben. (32) Hier schrie alles durch einander; die meisten wußten nicht einmal, weshalb sie zusammengekommen waren. (33) Die Juden nötigten Alexander vorzutreten.[3] Der winkte mit der Hand und wollte die Versammlung beschwichtigen. (34) Als sie aber merkten daß er ein Jude war, schrien sie alle wie aus einem Munde zwei Stunden lang: „Groß ist die Artemis der Efeser.“ (35) Schließlich gelang es dem Stadtschreiber, die Menge zu beruhigen; er sagte: „Männer von Efesus, wer in aller Welt weiß denn nicht daß die Stadt Efesus Hüterin des Tempels der großen Artemis und ihres vom Himmel gefallenen Bildes ist? (36) Da aber niemand dies bestreitet, so solltet ihr Ruhe bewahren und nichts Übereiltes tun. (37) Die Männer, die ihr hergeführt habt, sind weder Tempelräuber noch haben sie unsre Göttin gelästert. (38) Wenn Demetrius und Genossen sich über jemand zu beklagen haben, so gibt es ja Gerichtstage und Prokonsuln, wo sie ihre Sache vorbringen können. (39) Habt ihr sonst noch eine Beschwerde, so kann sie in der ordentlichen Volksversammlung erledigt werden. (40) Andernfalls laufen wir Gefahr, wegen des heutigen Aufruhrs verklagt zu werden, ohne daß wir etwas zu unserer Verteidigung vorbringen können.“ Damit löste er die Versammlung auf.

(XX 1) Als der Tumult sich gelegt hatte, ließ Paulus die Jünger zu sich kommen und ermahnte sie; dann verabschiedete er sich von ihnen und fuhr nach Macedonien. (2) Auf der Reise durch dieses Land ermahnte er die Jünger in vielen Ansprachen.

Erklärungen

[1] Dieses mit seinen fast 26.000 Sitzplätzen war für Volksversammlungen sehr geeignet.

[2] Vertreter der Städte der römischen Provinz Asien, die den Kult des regierenden Kaisers und der Göttin Roma zu fördern hatten.

[3] Sie fürchteten offenbar daß die Volkswut sich gegen sie richten könnte, da jedermann wußte daß sie die heidnischen Götter verachteten. Alexander sollte erklären daß sie mit den Christen nichts zu tun hätten. Die wild erregte Menge läßt ihn aber nicht zu Wort kommen.