Die Kreuzigung Jesu

Die Kreuzigung Jesu

(Mk XV 16) Die Soldaten führten Jesus in den Hof des Prätoriums[1] und riefen die ganze Kohorte zusammen. (17) Dann zogen sie ihm einen Purpurmantel an, flochten eine Dornenkrone, setzten ihm die auf (18) und grüßten ihn: „Heil, König der Juden!“[2] (19) Dann aber schlugen sie ihn mit einem Rohr an den Kopf[3], spien ihn an, (20) zogen ihm den Purpurmantel wieder aus und führten ihn ab zur Kreuzigung.

(21) Sie zwangen aber einen Vorübergehenden, der vom Felde kam, Simon von Cyrene, sein Kreuz zu tragen. (22) Und sie führten ihn zu der Stätte Golgota, d.i. übersetzt Schädelstätte, (23) und gaben ihm Wein, der mit Myrrhen gewürzt war,[4] er aber nahm ihn nicht. (24) Und dann kreuzigten sie ihn und teilten sich in seine Kleider, indem sie das Los darüber warfen. (25) Es war aber die dritte Stunde[5], als sie ihn kreuzigten. (26) Die Überschrift mit der Angabe seiner Schuld lautete: „Der König der Juden.“

(27) Mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber, den einen links, den andern rechts von ihm. (29) Die Vorübergehnden aber schüttelten die Köpfe und höhnten: „Ha, da ist er, der den Tempel zerstören und in drei Tagen wieder aufbauen wollte; (30) steig herab vom Kreuz und rette dich!“ (31) Ebenso spotteten die Hohenpriester und Schriftgelehrten: „Andere hat er gerettet; sich selber kann er nicht retten. (32) Der Messias, der König Israels steige herab vom Kreuz, damit wirs sehen und glauben!“ Auch die mit ihm Gekreuzigten schmähten ihn.

(33) Um die sechste Stunde kam eine Finsternis[6] über das ganze Land bis zur neunten Stunde. (34) Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: „Eli, eli, lama asaftani?“, das ist: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (35) Als einige von den Umstehenden das hörten, sagten sie: „Er ruft Elias.“ (36) Und einer lief hin, tränkte einen Schwamm mit Essig, steckte ihn auf ein Rohr und bot ihm den zum Trinken mit den Worten: „Laßt uns sehen, ob Elia kommt und ihn herabnimmt!“ (37) Jesus aber stieß einen lauten Schrei aus und verschied.

Erklärungen

[1] „Das Prätorium ist die gewaltige Burg des alten Herodes im Nordwesten der Stadt.“ (Wellhausen). Vgl. Josefus Krieg V 4 !

[2] Vgl. Kapitel „Die Juden unter Gajus Kaligula“, Fußnote 1! (Verspottung des jüdischen Königs Agrippa I.)

[3] Nach Mt hatten sie ihm dasselbe Rohr vorher (wie in Fußnote 2) als Szepter in die Hand gegeben.

[4] Zur Betäubung.

[5] Neun Uhr vormittags.

[6] „Eine Sonnenfinsternis ist durch den Vollmond ausgeschlossen.“ (Wellhausen)