Das Lied vom Weinberg

Das Lied vom Weinberg

(Jesaja V)

Singen will ich von meinem Freunde,
das Lied meines Freundes von seinem Weinberg.
Einen Weinberg hat mein Freund an fettem Hang.

Er grub ihn um und entsteinte ihn, bepflanzte ihn mit Edelreben,
baute einen Turm mitten hinein, hieb eine Kelter darin aus
und hoffte daß er Trauben brächte; doch er brachte Heerlinge[1].

So richtet nun ihr Bürger Jerusalems, ihr Männer von Juda
zwischen mir und meinem Weinberg!

Was hätte ich meinem Weinberg tun können, das ich nicht getan?
Warum brachte er Heerlinge, während ich auf Trauben hoffte?

Ich will euch sagen was ich meinem Weinberge tun will:
wegreißen seinen Zaun daß er abgefressen,
niederreißen seine Mauer daß er zertreten werde.

Nicht mehr beschnitten noch gehackt soll er werden,
aufschießen sollen Disteln und Dornen;
und den Wolken verbiet ich auf ihn zu regnen.
Der Weinberg Jahwes Zebaot ist das Reich Israel,
das Volk von Juda seine liebliche Pflanzung.

Er hoffte auf gut Regiment, doch sieh da: Blutregiment!
auf Rechtsprechung, doch sieh da: Rechtsbrechung!

Erklärungen

[1] Verkümmerte Trauben.