29. Glauben und Aberglauben in der modernen Gesellschaft

Was der Politikwissenschaftler damit meinte, erläuterte er so:

„Die Ausuferung des terroristischen Islams ist eine Folge der von manchen muslimischen Diktaturen unterstützten proselytischen Kampagnen, die Erdbewohner zum ‚richtigen‘ Glauben zu konvertieren, und diese Bewegung hat leider auch bei uns Erfolge erzielt. Neben den sozialen und wirtschaftlichen Ursachen, die zu der Bereitschaft besonders junger Leute, sich dem neuen Credo zu unterwerfen, geführt haben, spielt eine wichtige Rolle der Mangel an Bildung. Dieser ist die Hauptquelle des Aberglaubens, der wiederum dem „richtigen“ Glauben vorangeht. Die Frage, ob es eine Verbindung gibt zwischen dem, was wir heute als Glauben betrachten, und dem, was man in der Vergangenheit als Aberglaube bezeichnete, muss ich mit einem entschiedenen Ja beantworten. Um es plastisch auszudrücken: Der Glaube von heute ist ein Resultat der Heiligsprechung des Aberglaubens von gestern. Unsere Vorväter glaubten an übernatürliche Kräfte, die ihre Existenz bestimmten. Dieser Aberglaube verwandelte sich in Glauben, als diese Kräfte zu Göttern sanktifiziert wurden. Heute sind wir Zeugen einer weiteren Transformation dieser Art: Der eine Gott im Glauben der wichtigsten monotheistischen Religionen, der Jehova der Juden, der Gott der Christen mit seinem Sohn Jesus oder Allah der Muslime, ist im Begriff, dem naturwissenschaftlichen Begriff des Universums zu weichen, und in Zukunft werden diese drei Religionen nicht mehr sein als das, was sie eigentlich sind: Aberglauben.“




Aus dem Roman „Tagebuch eines Denkcomputers“ von Richard M. Weiner (Fortsetzung des 2014 erschienenen Romans „Aufstand der Denkcomputer“)