Kulturjournal

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Betreff Literaturkritik im Fernsehen
Autor Thomas Anz
Datum 7.06.2003 12:04
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Auszug aus:

Es lebe die Abgrenzung. Das Verhältnis von Literatur und Fernsehen entspringt hysterischem Übereifer. Von Ursula März. In: Frankfurter Rundschau vom 7.6.03

"Dass die Literatur im Fernsehen keinen Platz hätte, kann man nicht sagen. Sie hat sogar recht viele, hier nicht weiter erläuterte Plätze (Literatur im Foyer, im SWR mit Martin Lütke, Weimarer Salon des MDR, Kulturzeit auf 3Sat). Aber ihr Platz scheint nie dauerhaft gesichert, sondern permanent in Frage gestellt von der ermüdenden Dichotomie: Bildung oder Unterhaltung, Distinktion oder Popularität. Und er scheint nie das Stadium des Versuchslabors zu verlassen, in dem nach der Formel gesucht wird, wie die Komplexität der Literatur auf fernsehgerechte Verkürzung heruntergeordnet werden kann. Immer ist den einen das Einfache zu trivial, den anderen das Differenzierte zu intellektuell, sagen die einen: was waren das für Zeiten, als Hannah Arendt eine geschlagene Stunde im Fernsehen philosophieren durfte (Jahrzehnte her!), sagen die anderen: Günther Jauch ist doch auch intelligent und ziert sich nicht so akademisch. Nichts scheint im Verhältnis zwischen Literatur und Fernsehen so gut zu funktionieren wie die freiwillige Übernahme dieses sehr deutschen Abgrenzungsdiskurses."
Ursula März in FR vom 7.6.03

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