Sarah Maaß’ Studie „Höflichkeit – Dummheit – Eigenschaftslosigkeit“ behandelt die Ethik des Neutrums bei Robert Musil und Robert Walser

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

In der Studie Höflichkeit – Dummheit – Eigenschaftslosigkeit: Die Ethik des Neutrums bei Robert Musil und Robert Walser wird unter Berufung auf Roland Barthes’ Vorlesung Das Neutrum der ethical turn innerhalb der Literatur(wissenschaft) um neue Perspektiven ergänzt. Maaß analysiert in ihrer Studie Romane von Robert Musil und Robert Walser im Hinblick auf deren amoralisch-ethische bzw. moralkritische Dimensionen, wofür die 1977/78 von Barthes am Collège de France gehaltene Vorlesung Das Neutrum (Le Neutre) herangezogen wird. Während weite Teile der Literaturethik die Diskursregeln der Moralphilosophie intakt lassen und den Wert literarischer Texte für moralische Belange diskutieren, untersucht die Autorin, wie sich die Seins- und Schreibweisen in Musils Der Mann ohne Eigenschaften und Walsers Geschwister Tanner, Der Gehülfe, Jakob von Gunten sowie Der Räuber den Imperativen moralischer Urteilskraft entziehen. Maaß macht geltend, dass Musils und Walsers Protagonisten als „Figuren des Neutrums“ aus dem „moralphilosophischen Sagbarkeitsbereich herausfallen“; die maßlos höflichen Ausdrucks- und in epistemologischer Hinsicht dummen Erkenntnismodi der Figuren und Texte werden stattdessen mit Foucaults Verständnis von Ethik als Selbstverhältnis untersucht und ihre Eigenschaftslosigkeit als ‚neutraler‘ Existenzmodus perspektiviert.

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Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen

Titelbild

Sarah Maaß: Höflichkeit - Dummheit - Eigenschaftslosigkeit. Die Ethik des Neutrums bei Robert Musil und Robert Walser.
Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2020.
555 Seiten, 98 EUR.
ISBN-13: 9783770565153

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