Vorbemerkung zum Schwerpunkt „Deutschsprachiger Film“

Vorbemerkung SP Deutscher Film

Wenn die Tage kurz und die Abende lang sind und zudem, weil Brauchtum, Kalender und Familienrat es wollen, im Kreise vertrauter Menschen verbracht werden sollen, dann flüchten sich Leser und Leserin gern in die Einsamkeit der Lektüre. Wer es geselliger mag, dem seien jene Filme ans Herz gelegt, die in Kino und Fernsehen und zunehmend auch als DVDs zur gemeinsamen Rezeption einladen und denen der Dezember-Schwerpunkt der Gegenwartskulturen gewidmet ist:

Offene Wund deutscher Film, der zweite Teil von Dominik Grafs groß angelegtem Filmessay zur Geschichte des bundesdeutschen Films führt so kenntnisreich wie idiosynkratisch durch den deutschen Genre-Film in Kino und Fernsehen ab den 1960er Jahren und erzählt, so der Filmwissenschaftler Peter Ellenbruch, die Geschichte des Films jenseits des Autorenkinos, dem Graf schon in Verfluchte Liebe deutscher Film (2016) Kopflastigkeit, Blutleere und Unsinnlichkeit vorgeworfen hatte. Dass der deutsche Gegenwartsfilm immer noch sinnlich und wenig „political correct“ ist, beleuchten in ihren Essays zum Trinken und Rauchen Marcel Menne und Theresa Müller, die zusammen mit anderen Studierenden den deutschen Film im Jahr 2016/2017 und besonders das diesjährige Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein verfolgt haben: Besprechungen der Literaturverfilmung Gleißendes Glück und Christian Züberts Erfolgsfortsetzung Lommbock, zum Kinder- und Jugendfilm mit Inklusionsthematik Auf Augenhöhe (besprochen von Maurice Busch sowie von Tamara Wolf), neuen Versuchen, NS- und Zweitweltkriegsthematik als Coming-of-age-Epos einer Freibadclique zu erzählen und zu aktuellen Dokumentarfilmen, die es bis in die Kinos geschafft haben, beleuchten Festivalhöhepunkte und feiern den seltenen Fall einer subtilen und lustigen deutschen Komödie Hund begraben. Erfolgversprechende Filme des deutschen Kinojahrs 2017 – Der junge Karl Marx und Verrückt nach Fixi – werden ebenso kritisch betrachtet wie Michael Hanekes internationaler Erfolg Happy End.

Also: Wer nicht lesen kann, soll sehen – viel Freude dabei und bei der Dezember-Ausgabe von literaturkritik.de wünscht die

Redaktion Gegenwartskulturen

Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen