Dritte Missionsreise des Paulus

Dritte Missionsreise des Paulus

(Apg XXIII 23) Einige Zeit danach verließ Paulus Antiochia und durchzog nach einander das Galatien und Frygien und stärkte alle Jünger.

(24) Inzwischen war ein Jude namens Apollos, aus Alexandria gebürtig, ein beredter Mann und wohl bewandert in der Schrift[1], nach Efesus gekommen. (25) Dieser war über den Weg des Herrn unterwiesen und lehrte feurigen Geistes genau von Jesus, kannte aber nur die Taufe des Johannes[2]. (26) Als er dann in der Synagoge öffentlich zu reden begann, hörten ihn da Priscilla und Aquila, zogen ihn an sich und legten ihm den Weg Gottes noch genauer dar.[3] (27) Als er dann nach Achaia weiterreisen wollte, bestärkten ihn die Brüder darin und schrieben den Jüngern, sie möchten ihn gut aufnehmen. Dort angekommen, leistete er den Gläubigen durch seine Begnadung große Dienste; (28) denn schlagend widerlegte er die Juden und bewies öffentlich aus der Schrift daß Jesus der Messias ist.

(XIX 1) Während Apollos in Korinth war, kam Paulus nach Efesus[4]. Hier traf er einige Jünger (2) und fragte sie: „Habt ihr den heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?“ Sie antworteten: „Nein, wir haben nicht einmal gehört daß es einen heiligen Geist gibt.“ (3) Er fragte weiter: „Worauf seid ihr denn getauft?“ Sie antworteten: „Auf die Taufe des Johannes.“ (4) Da sagte Paulus: „Johannes hat mit einer Bußtaufe getauft und das Volk ermahnt, an den zu glauben, der nach ihm kommen würde, das ist an Jesus.“ (5) Nun ließen sie sich taufen auf den Namen des Herrn Jesus. (6) Als Paulus ihnen dann die Hände auflegte, kam der heilige Geist auf sie; und sie redeten in Zungen und weissagten. (7) Es waren im ganzen etwa zwölf Mann.[5]

(8) Danach ging Paulus in die Synagoge und suchte sie drei Monate lang durch unerschrockene Reden für das Reich Gottes zu gewinnen. (9) Als aber einige sich verstockten und in ihrer Unbelehrbarkeit die Lehre vor der Menge schmähten, da trennte er sich von ihnen, sonderte auch seine Jünger ab und sprach täglich im Hörsaal des Tyrannus. (10) Das währte zwei Jahre, sodaß alle Bewohner der Provinz Asien, Juden wie Heiden, des Herrn Wort zu hören bekamen.

(11) Auch wirkte Gott durch Paulus ungewöhnliche Wunder. (12) Daher legte man sogar Taschentücher und Schurze, die er benutzt hatte, den Kranken auf; dann wichen von ihnen die Krankheiten und fuhren die bösen Geister aus. (13) Nun versuchten auch einige umherziehende jüdische Teufelsbeschwörer, über die von bösen Geistern Besessenen den Namen des Herrn Jesus zu nennen, indem sie riefen: „Ich beschwöre euch bei Jesus, den Paulus verkündet.“ (14) Es waren sieben Söhne eines jüdischen Hohenpriesters Skeuas, die dies taten. (15) Der böse Geist aber erwiderte: „Jesus kenne ich und von Paulus weiß ich; wer aber seid ihr?“ (16) Damit stürzte sich der Besessene auf sie und richtete sie so zu, daß sie nackt und verwundet aus seinem Hause flohen. (17) Dies erfuhren alle Juden und Heiden in Efesus und erschraken; der Name des Herrn Jesus aber wurde hoch gepriesen. (19) Und viele, die sich mit Zauberei abgegeben hatten, brachten ihre Bücher herbei und verbrannten sie vor aller Augen. Man schätzte ihren Wert auf 50.000 Silberdrachmen. (20) So breitete sich das Wort des Herrn immer mächtiger aus.

Erklärungen

[1] Die er geistvoll nach der allegorischen Methode auslegte; vgl. 28 und 1. Korinther II.III!

[2] Über den Unterschied zwischen dieser und der christlichen vgl. XIX 4-6 und Kapitel „Johannes der Täufer“, Fußnote 4!

[3] Im Sinne des Paulus.

[4] Efesus war die größte und reichste Stadt der römischen Provinz Asia, Mittelpunkt des kleinasiatischen Griechentums, rassisch und kulturell sehr Gemischt, ihr höchster Ruhm der gewaltige Artemistempel mit dem vom Himmel gefallenen Bilder der vielbrüstigen Artemis, einer ursprünglich orientalischen Muttergöttin.

[5] Jesus hatte das was Johannes der Täufer vom Messias erwartete, nämlich daß er als Weltrichter kommen würde, nicht erfüllt. Wenn auch manche Jünger Johannes des Täufers sich vor und nach seiner Hinrichtung Jesus angeschlossen haben werden, so behauptete sich doch, wie wir hier sehen, ein Teil von ihnen noch nach mehr als zwanzig Jahren als selbständige Gruppe. Jesus selbst hatte nicht getauft. Erst in der Urgemeinde Jerusalem wurde (wohl nach dem Vorbildung Johannes des Täufers) die Taufe eingeführt. Doch während die Taufe sich hier, entsprechend dem ekstatischen Charakter der christlichen Bewegung, mit Zungenrede und Kündergabe (1. Kor. XIV) verband, was als Wirkung des heiligen Geistes angesehen wurde, so hatte sie bei den Johannesjüngern den alten unekstatischen Charakter einer Bußtaufe bewahrt.