Taufe Berufung und Versuchung Jesu

Taufe Berufung und Versuchung Jesu

(Mk I 9) Auch Jesus aus Nazaret in Galiläa kam und ließ sich im Jordan von Johannes taufen. (10) Als er dann aus dem Wasser stieg, sah er den Himmel sich spalten und den Geist wie eine Taube auf sich herabkommen, (11) und eine Stimme aus dem Himmel rief: „Du bist mein lieber Sohn, an dir hab ich mein Wohlgefallen.“[1]

(12) Und alsbald trieb ihn der Geist in die Wüste; (13) und er war in der Wüste vierzig Tage, vom Satan versucht, bei den wilden Tieren, und Engel speisten ihn.

(Mt IV 2) Als er vierzig Tage und Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. (3) Da sprach der Versucher zu ihm: „Bist du Gottes Sohn, so befiehl daß diese Steine Brot werden!“ (4) Jesus aber erwiderte: „Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ (5) Da führte ihn der Teufel in die Heilige Stadt, stellte ihn auf die Zinne des Tempels (6) und sprach: „Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab! denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engeln befehlen, dich auf ihren Händen zu tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.“[2] (7) Jesus aber erwiderte: „Es steht auch geschrieben: Du sollst den Herrn deinen Gott nicht versuchen.“ (8) Da führte ihn der Teufel auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit (9) und sprach: „Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.“[3] (10) Jesus aber erwiderte: „Scher dich weg, Satan! denn es steht geschrieben: Den Herrn deinen Gott sollst du anbeten und ihm allein dienen.“[4] (11) Da verließ ihn der Teufel.

Erklärungen

[1] Nur Jesus sieht die Taube, und nur an ihn richtet sich die Himmelsstimme. Vgl. die Berufungsvisionen des Jesaja (VI 1 ff.), Jeremia (I 4 ff.), Hesekiel (I 1 ff.) und Paulus (Apg IX 3 ff.) Nach Mk bleibt die Gottessohnschaft, d. i. Berufung zum Messias, soweit nicht die Dämonen sie erkennen, Jesu Geheimnis bis VIII 29, wo Petrus es durchschaut und ausspricht. Fortan wissen es die Jünger, die aber von Jesus strengen Befehl haben, niemand davon zu sagen (VIII 30). Erst vor dem Hohen Rat (XIV 61.62) gibt Jesus sein Geheimnis, vom Hohenpriester gedrängt, in aller Öffentlichkeit preis.

[2] Mit einem solchen Wunderzeichen hätte Jesus wohl das ganze Volk für sich gewonnen. So wollte Simon Magus, der falsche Messias der Samarier (Apg VIII 9.10), seine Göttliche Kraft mit Fliegen durch die Luft beweisen.

[3] Der Teufel erscheint hier als „Fürst dieser Welt“ (Johannes XII 31).

[4] Damit hat Jesus die Versuchung, als politischer Messias aufzutreten, überwunden. Vgl. Mk VIII 27-33, wo Jesus Petrus mit fast den gleichen Worten abweist wie hier den Teufel.

Israel und Juda. Sage und Geschichte, Weisheit und Hoffnung eines Volkes in Selbstzeugnissen. Hg. u. kommentiert von August Möhle (seit 2017 auch als E-Book)