Herodes’ Erkrankung. Aufruhr der Farisäer. Hinrichtung Antipaters

Herodes’ Erkrankung. Aufruhr der Farisäer. Hinrichtung Antipaters

(6) Danach erkrankte Herodes schwer. Weil er nun bei seinem hohen Alter von etwa siebzig Jahren auf Genesung nicht mehr hoffen konnte, so packte ihn wilde Wut, als einige einflußreiche Männer, die Schriftgelehrten Judas und Matthias, sich gegen ihn erhoben.

Diese standen als Ausleger des Gesetzes und Lehrer der Jugend beim Volke in hohem Ansehen; jeder, der nach Vollkommenheit strebte, ging in ihrem Hause ein und aus. Als sie erfuhren daß des Königs Krankheit unheilbar sei, forderten sie die jungen Leute auf, alles, was Herdodes dem väterlichen Gesetz zuwider eingeführt hatte, zu beseitigen; nur weil er frevelhaft das Gesetz mißachtet, habe ihn außer vielem anderen Mißgeschick auch diese Krankheit heimgesucht. Nun hatte Herodes über dem Haupttore des Tempels einen riesigen goldenen Adler anbringen lassen, obwohl das Gesetz es verbietet, irgend welche lebenden Wesen in Weihgeschenken darzustellen. Die beiden Schriftgelehrten erklärten daher, der Adler müsse entfernt werden, auch wenn mancher dabei den Tod fände. Als sich nun plötzlich das Gerücht verbreitete, der König sei gestorben, zog am hellen Tag eine Schar zum Tempel hinauf, riß den Adler herunter und hieb ihn vor den Augen der dort versammelten Menge in Stücke. Auf die Meldung hierüber rückte der königliche Polizeioberst mit einer großen Abteilung Soldaten gegen die Empörer aus, nahm vierzig junge Leute und die Anstifter der Empörung, Judas und Matthias, die es für schimpflich gehalten hatten zu fliehen, gefangen und führte sie vor den König. Der ließ sie fesseln und nach Jericho bringen, wohin er auch die Vornehmsten der Juden beschied. Da diese bei der Grausamkeit und dem Jähzorn des Königs fürchten mußten, es würde auch ihnen schlecht ergehn, so mißbilligten sie die Tat aufs schärfste und stimmten für strenge Bestrafung der Schuldigen. Trotzdem verfuhr Herodes ziemlich gelinde: er begnügte sich damit, den derzeitigen Hohenpriester als Mitschuldigen abzusetzen, Matthias aber nebst einigen seiner Genossen lebendig zu verbrennen.

Die Krankheit des Herodes nahm immer mehr zu; offenbar züchtigte ihn Gott für seine Freveltaten. In seinen Eingeweiden bildeten sich Geschwüre, die ihn furchtbar quälten; seine Füße waren ebenso wie sein Unterleib von einer wässerigen, durchscheinenden Flüssigkeit aufgetrieben, und an den Geschlechtsteilen bildete sich ein eitriges Geschwür, das Würmer erzeugte; wenn er sich aufrichtete, litt er an quälender Atemnot, und der Gestank seines Atems belästigte ihn sehr, auch hatte er Krämpfe in allen Gliedern. Vorübergehend brachten ihm die warmen Bäder von Kalirrhoe, die ihr Wasser ins Tote Meer ergießen, Linderung. Als ihn aber die Ärzte in eine mit warmem Öl gefüllte Badewanne setzten, wäre er beinahe gestorben.

(7) Jetzt meldeten die Gesandten, die Herodes nach Rom geschickt hatte, der Kaiser habe es ihm überlassen, seiner königlichen und väterlichen Gewalt gemäß selbst darüber zu entscheiden, ob er Antipater in die Verbannung schicken oder mit dem Tode bestrafen wolle. Als jedoch eines Tages Herodes von einem Anfall seiner Krankheit ganz erschöpft war, ließ er sich Obst und ein Messer zum Schälen bringen, um sich mit dem Messer zu erstechen. Das wäre ihm auch gelungen, wenn nicht sein Vetter es verhindert hätte. Dieser erhob dabei ein solches Geschrei, als ob der König gestorben wäre. Als Antipater das hörte, bot er dem Kerkermeister eine glänzende Belohnung, wenn er ihn freiließe. Der aber wies nicht nur sein Begehren ab, sondern meldete es auch dem Könige. Da schrie Herodes laut auf, zerschlug sich den Kopf und befahl einigen seiner Trabanten, Antipater sofort zu töten und seine Leiche ohne Denkmal zu bestatten.