Das nahende Gericht über Juda

Das nahende Gericht über Juda

(Jeremia VI)

Stoßt ins Horn und ruft laut: Hinein in die festen Städte!

flüchtet, säumt nicht!
Denn Unheil bring ich von Norden[1] her und große Zerstörung.

Schon steigt aus seinem Dickicht herauf der Löwe;
der Würger der Völker bricht auf,
verläßt seine Stätte, dein Land zu verheeren.

Sieh, wie Wolken zieht er heran!
wie die Windsbraut sind seine Wagen,
schneller als Adler seine Rosse.
Weh uns, wir sind verloren!

O meine Brust, meine Brust! Ich winde mich vor Schmerz,
meine Seele ist voll Unruh, ich kann nicht schweigen;
denn Trompetenschall hab ich gehört, Kriegsgeschrei.

Vorm Lärm der Reiter und Schützen flieht das ganze Land,
sie bergen sich im Dickicht und klettern auf die Felsen;
die Städte sind verlassen, kein Mensch wohnt mehr darin.

Was kleidest du dich in Purpur, schmückst dich mit Goldschmuck,
machst groß deine Augen mit Schminke? Umsonst machst du dich schön:
deine Buhlen verschmähn deine Schönheit, sie wollen dein Blut!

Geschrei hör ich wie vom kreißenden Weibe,
Kreischen wie einer Erstgebärenden;
die Tochter Zion streckt aus ihre Hände
und ächzt: Weh, ich erliege den Mördern!

(V)

Ja, ich bring über dich ein Volk aus der Ferne,
ein hartes Volk, ein Volk der Zukunft,
des Sprache du nicht kennst, des Rede du nicht verstehst;
sie alle sind Helden.

Es frißt deine Ernte, dein Brot, frißt deine Söhne und Töchter,
frißt deine Schafe und Rinder, frißt deinen Weinstock und Feigenbaum.

Erklärungen

[1] Jeremia dachte hier wohl an das wilde Reitervolk der Skythen das damals nach Herodot I 103-106 Vorderasien bis nach Ägypten hin brandschatzte.