Gesandtschaft Merodach-Baladans von Babel

(2. Könige XX 12) Damals sandte König Merodach-Baladan von Babel Boten mit einem Geschenk an Hiskia; denn er hatte gehört, daß er erkrankt sei. (13) Hiskia freute sich und zeigte ihnen seine Schatzkammern mit dem Silber und Gold, da Gewürzen und dem feinen Öl, ferner sein Zeughaus. (14) Da kam der Profet Jesaja zu ihm und fragte: „Woher sind die Männer gekommen?“ Hiskia antwortete: „Aus fernem Lande, aus Babel.“ (15) Jesaja fragte weiter: „Was haben sie in deinem Palaste gesehen?“ Hiskia antwortete: „Alles, was mein Palast und meine Schutzkammern bergen,“ (16) Da sprach Jesaja: „Hör Jahwes Wort: (17) Einst wird man alles, was sich in deinem Palast befindet, was deine Väter bis heute aufgespeichert haben, nach Babel schleppen, nichts wird zurückbleiben. (18) Von den Söhnen aber, die du zeugen wirst, wird man nehmen und sie zu Haremswächtern machen am Hofe des Königs von Babel.“ (19) Hiskia erwiderte: „Jahwes Wille geschehe!“ Er dachte aber: „Wenn nur Friede und Sicherheit herrscht, solange ich lebe!“[1]

Erklärungen

[1] „Eine politische Oberherrschaft verlangte im alten Orient die Aufnahme des offiziellen Staatskultes, nicht an Stelle, aber neben den eignen angestammten Kulten.“ (M. Noth)

Merodach-Baladen von Babel war einer der zähesten Gegner Assurs. Immer wieder benutzte er günstige Gelegenheiten, um Babel von Assurs Herrschaft zu befreien. So ist anzunehmen, daß sich hinter seiner Anteilnahme an Hiskias Erkrankung die Absicht verbirgt, unauffällig Bündnisverhandlungen mit dem etwaigen Nachfolger Hiskias zu führen. Hiskia hat sich offenbar auf solche Verhandlung eingelassen und seine Schätze und Waffenlager wohl deshalb vorgeführt, um Merodach-Baladen einen möglichst hohen Begriff von seiner Stärke zu geben. Jesaja aber, der stets vor politischer Betriebsamkeit gewarnt und Vertrauen auf Jahwe, d. i. eine Politik der Neutralität, gefordert hat, malt seinem Könige die Folgen aus, die ein Sieg Merodach-Baladans über Assur für ihn selbst haben wird.