Juda und Tamar

Juda und Tamar (J)

(1. Mose XXXVIII 1) Damals trennte sich Juda von seinen Brüdern und zog nach Adullam. (2) Dort nahm er eine Kanaanitin zur Frau; (3-5) die gebar ihm drei Söhne: Er, Onan und Sela. (6) Juda nahm seinem Erstgeborenen Er eine Frau namens Tamar. (7) Aber Er mißfiel Gott; so ließ dieser ihn sterben. (8) Da sagte Juda zu Onan: „Geh zu der Frau deines Bruders und leiste ihr die Schwagerpflicht[1], damit das Geschlecht deines Bruders nicht ausstirbt!“ (9) Weil aber Onan wußte, daß die Kinder nicht ihm gehören würden, sah er sich vor[2], wenn er zu Tamar ging. (10) Das mißfiel Gott, und so ließ er auch ihn sterben. (11) Da sagte Juda zu seiner Schwiegertochter: „Bleib als Witwe bei deinem Vater, bis mein Sohn Sela herangewachsen ist!“ Er fürchtete nämlich, Sela könnte ebenso sterben wie seine Brüder. So kehrte Tamar zu ihrem Vater zurück.

(12) Einige Jahre später starb Judas Frau. Als die Trauerzeit um war, ging Juda zur Schafschur nach Timna. (13) Als Tamar das hörte, (14) legte sie ihre Witwenkleider ab, hängte einen Mantel um, verhüllte ihr Gesicht und setzte sich an die Straße nach Timna; denn sie hatte bemerkt, daß Sela herangewachsen war, ohne daß man sie ihm zur Frau gegeben hatte.

(15) Als Juda sie sah, erkannte er sie nicht, sondern hielt sie für eine Hure; denn sie hatte ihr Gesicht verhüllt. (16) Er bog zu ihr ab und rief: „Heda, ich möchte zu dir!“ Sie fragte: „Was gibst du mir, wenn ich dir zu Willen bin?“ (17) Er antwortete: „Ich werde dir ein Ziegenböckchen[3] von der Herde schicken.“ Sie erwiderte: „Ja, wenn du mir ein Pfand gibst, bis du es schickst.“ (18) Er fragte: „Was soll ich als Pfand geben?“ Sie antwortete: „Deinen Siegelring und den Stab in deiner Hand.“ Das gab er ihr, und sie war ihm zu Willen. (19) Dann stand sie auf, ging heim, legte den Mantel ab und zog wieder ihre Witwenkleider an.

(20) Juda aber schickte das Ziegenböckchen durch einen Freund, um das Pfand von der Frau zurückzubekommen. Der aber fand sie nicht; (21) und als er die Leute des Ortes fragte: „Wo ist denn die Hure, die da an der Straße saß?“, antworteten sie: „Da ist nie eine gewesen.“ (22) So kehrte er zu Juda zurück und sagte: „Ich habe sie nicht gefunden.“ (23) Juda erwiderte: „Mag sie das Pfand behalten! Wenn wir nur nicht ins Gerede kommen. Jedenfalls habe ich das Böckchen richtig abgeschickt.“

(24) Drei Monate danach wurde Juda gemeldet: „Deine Schwiegertochter hat Unzucht getrieben und ist schwanger.“ Da befahl Juda: „Führt sie hinaus und verbrennt sie!“ (25) Schon wollte man sie hinausführen, da ließ sie ihrem Schwiegervater sagen: „Von dem Manne, dem dies gehört, bin ich schwanger. Sieh dir an, wem dieser Ring und dieser Stab gehören!“ (26) Als Juda genauer zusah, sagte er: „Sie ist im Recht. Warum habe ich sie nicht meinem Sohn Sela gegeben!“ Er verkehrte aber fortan nicht mehr mit ihr.

(27) Als nun die Zeit kam, da sie gebären sollte, da zeigte sich, daß sie Zwillinge in ihrem Schoße trug. (28) Bei der Geburt aber streckte der eine eine Hand heraus; die Hebamme ergriff sie, band einen roten Faden darum und sagte: „Der ist zuerst gekommen.“ (29) Aber er zog die Hand wieder zurück, und es kam sein Bruder heraus. Da sagte sie: „Warum hast du einen Riß für dich gerissen? So nannte man ihn Peres[4]. (30) Danach kam sein Bruder heraus mit dem roten Faden an der Hand; den nannte man Serah.

Erklärungen

[1] Vgl. 5. Mose XXV 5.6!

[2] Wörtlich: „verderbte er auf der Erde“.

[3] Mit einem solchen kam auch Simson, als er seine Frau besuchen wollte (Richter XV 1).

[4] Aus dem von Peres begründeten Hauptzweige des Stammes Juda stammte David.