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Thomas Bernhard, gemalt von Erich Sokol (2002)

Von Marcel Reich-RanickiRSS-Newsfeed neuer Artikel von Marcel Reich-Ranicki

Die Ärzte im Landeskrankenhaus Salzburg hatten den Achtzehnjährigen bereits aufgegeben, sie ließen ihn ins Sterbezimmer bringen. Man beeilte sich, ihm die letzte Ölung zu „verabreichen“. Aber allen Voraussagen zum Trotz hat der kaufmännische Lehrling Thomas Bernhard doch überlebt. Man schickte ihn in eine Lungenheilanstalt. Aber seine Krankheit war unheilbar. Er konnte nur mit ihr oder gegen sie leben, also angesichts des Todes und gegen den Tod.

Er konnte nicht existieren, ohne zu schreiben; und er wollte nicht schreiben, ohne sich gegen das Elend seiner und unserer Existenz zu empören. So brauchte er sich sein Thema nicht zu suchen. Vielmehr hatte hier ein Thema seinen Autor gefunden. Bernhards Arbeiten sind Berichte eines Leidtragenden, Konfessionen eines Besessenen. Und was immer er erzählt hat, es sind Krankheitsgeschichten.

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