Vorbemerkungen des Herausgebers

Vor hundert Jahren, am 5. Januar 1921, wurde Friedrich Dürrenmatt in der Schweiz geboren. In dieser Sonderausgabe von literaturkritik.de veröffentlichen wir aus dem Anlass Artikel über ihn von Marcel Reich-Ranicki, der ein halbes Jahr vor ihm geboren wurde, mit Hinweisen auch auf seine Gespräche mit ihm und über ihn in audiovisuellen Medien. Reich-Ranicki hat sich mit Dürrenmatt schon vor seiner Karriere als Kritiker in der Bundesrepublik eingehend beschäftigt. Zusammen mit Andrzej Wirth übersetzte er in Polen dessen Tragikomödie Der Besuch der alten Dame für die polnische Theaterzeitschrift Dialog. In seiner zusammen mit dem Literaturwissenschaftler Hans Mayer geleiteten Sendung Das literarische Kaffeehaus, Vorläufer der späteren Fernseh-Serie Das Literarische Quartett, war Dürrenmatt 1965 einer seiner Gäste. Im Literarischen Quartett waren Werke Dürrenmatts mehrfach Gegenstand der Diskussionen. In der 2001 gesendeten Serie des Südwestfernsehens Lauter schwierige Patienten, in der Marcel Reich-Ranicki im Gespräch mit dem SWR-Intendant Peter Voß eine Reihe von Schriftstellerinnen und Schriftsteller porträtierte, ist Dürrenmatt ebenfalls Gegenstand einer Sendung. In seiner 1985 in der F.A.Z. erschienenen Rezension Ein Germanist wird ermordet. Friedrich Dürrenmatts Roman „Justiz“ bezeichnete Reich-Ranicki den Autor als „weltberühmten Nichtnobel-Preisträger“, der „nicht einmal den bereits fünfunddreißigfach verliehenen Georg-Büchner-Preis erhalten hat. Die Akademien in Stockholm und Darmstadt – sie sollten sich schämen.“ Dürrenmatt seinerseits, der den Büchner-Preis 1986 erhielt, hatte Reich-Ranicki fünf Jahre vorher mit seiner grotesken Zeichnung Schädelstätte portraitiert – als einen Kritiker mit überdimensional großem Federhalter, unter dem die Köpfe seiner Opfer platziert sind.

Die Beiträge in dieser Sonderausgabe sind für Online-Abonnenten von literaturkritik.de (Bestellung hier) frei zugänglich. Wir danken Carla Ranicki für die Genehmigung zur Veröffentlichung.

Thomas Anz