Die Anfänge der Exilforschung in der Bundesrepublik Deutschland bis 1975

Ein Überblick

Von Brita EckertRSS-Newsfeed neuer Artikel von Brita Eckert

 

Inhalt

Zur Einführung
1. Erste Ansätze im Exil
2. Phase 1 (1945–1949/50)
3. Phase 2 (1950–1965)
4. Phase 3 (1965–1970)
5. Nach 1970
6. Neuere Entwicklungen
Fazit
Danksagung
Anmerkungen

Beitrag als pdf-Datei: https://literaturkritik.de/public/Eckert-Exilforschung.pdf

Zur Einführung

Das Thema „Die Anfänge der Exilforschung in der Bundesrepublik Deutschland“ im Rahmen des Projekts 1968 in der deutschen Literaturwissenschaft legt die Vermutung nahe, dass die Erforschung der deutschsprachigen Exilliteratur in engem Zusammenhang mit der Studentenrevolte von 1968 stehen könnte. Diese Vermutung scheint nicht unzutreffend zu sein. Erst um 1970 setzte an den Universitäten in der Bundesrepublik Deutschland, wie auch in den USA, die systematische Erforschung von Emigration und Exil während des NS-Regimes ein – zunächst vor allem im Bereich der Germanistik und der Zeitgeschichte. Die Schaffung der Voraussetzungen und die Anstöße für diese weiterführende Forschung an den Universitäten reichen jedoch bis in die unmittelbare Nachkriegszeit zurück. Es ist unumstritten, dass sie von nichtuniversitären Einrichtungen ausgingen;[1] in der Bundesrepublik Deutschland sind hier vor allem die Deutsche Bibliothek in Frankfurt am Main (die heutige Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig und Frankfurt am Main), das Deutsche Literaturarchiv in Marbach a. N., das Institut für Zeitgeschichte in München, die Akademie der Künste im damaligen West-Berlin und das Bundesarchiv in Koblenz zu nennen.[2] Mit ihrer Sammel- und Erschließungstätigkeit in den 1950er- und 1960er-Jahren haben sie die Grundlagen für die Erforschung des Exils an den Universitäten geschaffen.

Gegenstand des vorliegenden Überblicks ist die Entwicklung in der Zeitspanne von 1945 bis etwa 1975, einschließlich der Einrichtung des Schwerpunktprogramms „Exilforschung“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Jahre 1973/74 ‒ eine Zeit der „Grund(lagen)forschung“. Bewusst wurde als Thema „Anfänge der Exilforschung“ und nicht „Anfänge der Exilliteraturforschung“ gewählt, da die Exilforschung von Anfang an, vor der Etablierung an den Universitäten, interdisziplinär war, und dem Forschungsgegenstand und der Quellenlage entsprechend, auch international. Selbstverständlich konnte im Rahmen dieses Aufsatzes bei der Vorstellung der Forschungsvorhaben, Publikationen und Lehrveranstaltungen keine Vollständigkeit angestrebt werden.

1. Erste Ansätze im Exil

Theoretische Auseinandersetzungen mit Emigration / Exil und Exilliteratur gab es bereits seit den ersten Jahren des Exils. Es waren die Exilierten selbst und ihnen nahestehende Intellektuelle in den Asylländern, die damit begonnen haben – vor allem mit Reflexionen über das Exil und Rezensionen der im Exil entstandenen Arbeiten in Exilzeitschriften und Periodika der Zufluchtsländer. Als ein frühes Beispiel sei der Aufsatz L’Auto-da-fé de l’Esprit von Joseph Roth (1894‒1939) genannt, der im Spätherbst 1933 in Paris in der Zweimonatsschrift Cahiers Juifs veröffentlicht wurde; Roth gibt darin einen Überblick über die verfolgten jüdischen deutschen Schriftsteller ‒ Else Lasker-Schüler wird als einzige Frau mit dem Epitheton „Dichterin“ erwähnt ‒, deren Bücher Opfer der nationalsozialistischen Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933 geworden waren und die damals bereits meist im Exil lebten.[3] – Oft genannt werden in diesem Zusammenhang auch die Veröffentlichungen Führer durch die deutsche Emigration[4] des im Exil in Paris lebenden Publizisten Wolf Franck (1902‒1966) und Die deutsche Literatur im Ausland seit 1933[5] von Alfred Döblin (1878‒1957).[6]

Auch die später als „Grundforschung“ bezeichnete Sammel- und Dokumentationstätigkeit von Bibliotheken, Archiven und anderen Einrichtungen in den 1950er- und 1960er-Jahren gab es in Ansätzen schon im Exil. Mit der Sammlung der in den Asylländern erschienenen Bücher und Zeitschriften begann bereits die am ersten Jahrestag der Bücherverbrennung, am 10. Mai 1934, eröffnete Deutsche Freiheitsbibliothek in Paris, die vermutlich von Alfred Kantorowicz (1899‒1979), dem Generalsekretär des im Herbst 1933 in Paris neu gegründeten Schutzverbands Deutscher Schriftsteller, angeregt und von deutschen Emigrant*innen zusammen mit französischen, englischen und Schweizer Intellektuellen gegründet worden war. Sie sollte „alle im Dritten Reich symbolisch verbrannten, verbotenen, unterdrückten, zensurierten Bücher enthalten […], zudem aber auch Werke, die zum Studium und der Analyse des Hitlerfaschismus (fascisme hitlérien) unentbehrlich seien“,[7] um sie vor allem für die politische Arbeit gegen den Nationalsozialismus in den Räumen der Bibliothek zur Benutzung bereitzustellen.[8] ‒ Vermutlich auf den Beständen der Deutschen Freiheitsbibliothek basierte eine erste zusammenfassende Bibliographie der im Exil erschienenen Veröffentlichungen 1933‒1938, die unter dem Titel Fünf Jahre freies deutsches Buch 1938 in Paris herauskam.[9]

Eine erste Literaturgeschichte des Exils wurde während des Krieges von dem Germanisten Walter A. Berendsohn (1884–1984) im skandinavischen Exil geschrieben, der zu Recht als „Nestor der Exilliteraturforschung“[10] gilt. Berendsohn, der 1933 aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 als außerplanmäßiger Professor am Germanischen Seminar der Universität Hamburg entlassen worden war, konnte vor drohender Verhaftung im Oktober 1933 mit seiner Familie nach Dänemark entkommen. Nach der deutschen Besatzung Dänemarks hatte er illegal im Untergrund gelebt, bevor er am 26. September 1943 mit einem Fischerboot nach Schweden geflohen war; hier arbeitete er zunächst als Archivmitarbeiter im Strindberg-Archiv und erhielt Mitte der 1950er-Jahre eine Gastprofessur an der Universität Stockholm.[11] Der erste Teil seiner unter schwierigen Arbeitsbedingungen entstandenen Geschichte der Exilliteratur der Jahre 1933 bis 1940 erschien mit dem Titel Die humanistische Front erst 1946 im Europa Verlag, Zürich.[12] Den – von der späteren Forschung kritisierten – Begriff „humanistische Front“ hatte Berendsohn als Charakteristikum für die Literatur des Exils „als Ausdruck einer allumfassenden, geistigen Gemeinsamkeit der Schriftsteller über alle politischen Grenzen hinaus“ im Kampf gegen den Nationalsozialismus gewählt.[13]

Auch zahlreiche Anthologien mit Werken der Exilliteratur wurden bereits im Exil veröffentlicht, unter anderen die als Reclam-Heft gestaltete, vom Schutzverband Deutscher Schriftsteller und der Deutschen Freiheitsbibliothek herausgegebene Tarnschrift Deutsch für Deutsche,[14] die zur illegalen Verbreitung in Deutschland bestimmt war, und das umfangreiche Lesebuch Morgenröte,[15] das die Gründer des Aurora-Verlags, New York, 1947 mit einer Einführung von Heinrich Mann herausgaben.

Nach dem Krieg waren es meist wieder die Emigranten selbst, die Anstöße zur Erforschung des Exils gaben. Sie trafen sowohl in der alten Bundesrepublik als auch in der DDR auf engagierte Bibliothekare und Archivare, die sich die Sammlung und Erschließung der im Exil entstandenen Publikationen zur Aufgabe machten und somit die Voraussetzung für die Erforschung der Exilliteratur im weiteren Sinne schufen. Hinzu kam das Engagement von Publizisten und Wissenschaftlern außerhalb der Universitäten, die wesentlich dazu beitrugen, das Thema Exilliteratur oder einzelne ihrer Vertreter*innen in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Für die Zeit vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Beginn der weiterführenden Forschung an den Universitäten von Anfang der 1970er-Jahre an sind – nach Helmut Müssener im einleitenden Kapitel über den Stand der Forschung in seinem Buch Exil in Schweden (1974)[16] – drei Phasen der Beschäftigung mit Emigration und Exil zu unterscheiden. Da Müsseners Gliederung sich nach wie vor als zutreffend erweist, soll derselben in der Darstellung der Anfänge der Exilforschung gefolgt werden.

2. Phase 1 (1945–1949/50)

Die erste Phase reicht von 1945 bis etwa zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1949 und ist von einer Aufbruchsstimmung gekennzeichnet, an der die Exilierten selbst entscheidenden Anteil hatten, sowohl in Westdeutschland als auch in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Zeitschriften und Rundfunkanstalten bemühten sich um die Mitarbeit exilierter Schriftsteller und Publizisten; mit der Gründung von Zeitschriften wie Alfred Döblins Das Goldene Tor (Lahr und Baden-Baden, 1946‒1951) und Alfred Kantorowiczs Ost und West. Beiträge zu kulturellen und politischen Fragen der Zeit (Berlin, 1947‒1949) und als Lizenzträger und Chefredakteure von Zeitungen (Karl Gerold für die Frankfurter Rundschau, Hans Albert Kluthe für die Werra-Rundschau und die Frankfurter Illustrierte) versuchten zurückgekehrte Emigranten, direkten Einfluss auf das kulturelle und politische Leben in Deutschland zu nehmen.

2.1. Erste Überblicksdarstellungen der Exilliteratur

Die ersten Überblicksdarstellungen der Exilliteratur, die in dieser Zeit erschienen, wurden von Emigranten selbst verfasst. Zu nennen ist an erster Stelle die bereits erwähnte Literaturgeschichte Walter A. Berendsohns, die 1946 aber nicht in Deutschland, sondern in Zürich verlegt wurde. Ein Jahr später folgte eine von Richard Drews und Alfred Kantorowicz herausgegebene Anthologie, die in alphabetischer Folge der Autor*innen einen „Querschnitt“ der „in den letzten 15 Jahren im Auslande erschienenen“ Veröffentlichungen, aber auch die der „inneren Emigration“ (z. B. Werner Bergengruen, Erich Kästner und Reinhold Schneider) mit Kurzbiographien und knappen Werkproben sowie einer „summarischen Bibliographie“ weiterer Namen „von Dichtern, Schriftstellern und Publizisten, die ins Exil gingen oder illegal tätig waren […]“, geben möchte. Mit der Publikation Verboten und verbrannt. Deutsche Literatur ‒ 12 Jahre unterdrückt[17] haben die Herausgeber, wie Kantorowicz in seinem Vorwort schreibt, „nichts anderes beabsichtigt, als Stichworte zu geben, eine erste, rohe, ungegliederte und noch nicht ganz vollständige Übersicht darzubieten, eine Art Nachschlagbüchlein, das den Umkreis um die Verbrannten und die Verbotenen absteckt“, die – wie er betont – keine Einheit bilden. Für Kantorowicz haben ihre im Exil (und in der inneren Emigration) entstandenen Veröffentlichungen die politische Aufgabe der Bildung und Erziehung der jungen Deutschen.[18] Wie sich Kantorowicz in seinem 1978 erschienenen Buch Politik und Literatur im Exil erinnert, sei eine Anfrage, „ob nicht ein Kompendium über die verbotene und verbrannte Literatur rasch zu erarbeiten sei, zuerst von dem amerikanisch lizensierten Ullstein-Kindler-Verlag“ gekommen:

Der Verleger Kindler, der die ebenfalls von den Amerikanern lizensierte Wochenzeitschrift „Sie“ herausgab, machte den Vorschlag, zum Gedenktag der Bücherverbrennungen eine Sondernummer mit Kurzbiographien und Textproben der ausgetriebenen oder zum Schweigen gezwungenen deutschen Schriftsteller zu veröffentlichen. Ein Publizist und guter Literaturkenner, der ehrenhaft im Lande überdauert hatte, Richard Drews, sollte die Namen und Textproben der „inneren Emigration“, ich [A.K.] die[jenigen] der exilierten Schriftsteller so vollständig, wie in der kurzen Zeit möglich, zusammenstellen. Es war eine Gedächtnisübung, bei der zahlreiche, auch bedeutende Autoren vergessen oder übersehen wurden. Hilfsquellen waren nicht zur Hand. Die Texte nahm man, wie man sie gerade bekommen konnte, ohne auf charakteristische Auswahl achten zu können. Dennoch erwies sich das Buch, das dann daraus wurde und mit einer Erstauflage von 60 000 Exemplaren startete, als Notbehelf, als Hinweis auf ein Problem, das dann für Jahrzehnte verdrängt wurde.[19]

Im Jahre 1948 erschien die Literaturgeschichte des zu jener Zeit noch im Exil in New York lebenden Publizisten Franz Carl Weiskopf (1900‒1955) mit dem Titel Unter fremden Himmeln. Ein Abriss der deutschen Literatur im Exil, die unter der Lizenz-Nummer 341 der Sowjetischen Militär-Administration im Dietz Verlag, Berlin, erschien.[20] Sie war erfolgreich, so dass noch im gleichen Jahr eine zweite Auflage (11.‒30. Tausend) herauskommen konnte. – (Neuauflagen der drei genannten Arbeiten wurden nach der Etablierung der Exilforschung Ende der 1970er- bzw. zu Beginn der 1980er-Jahre herausgegeben.)

2.2. Exilliteratur in Verlagen der SBZ und der westlichen Besatzungszonen

Sowohl in den westlichen Besatzungszonen als auch in der Sowjetischen Besatzungszone erschienen von Kriegsende bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten zahlreiche Werke der Exilliteratur. In der SBZ war es vor allem der bereits im August 1945 gegründete Aufbau-Verlag, Berlin, als Hausverlag des „Kulturbunds zur Erneuerung Deutschlands“, der vor allem auf Initiative des aus dem Exil in die Sowjetunion zurückgekehrten Johannes R. Becher (1891‒1958) gegründet worden war; zu den Programmschwerpunkten des Aufbau-Verlags gehörten Exil, aber auch „Innere Emigration“ und Widerstand, mit Vorrang der sozialistischen Literatur, von Anfang an unter dem Aspekt „von ‚politischen Notwendigkeiten‘ im Rahmen der Konfrontation der politischen Weltanschauungen“.[21] Aber auch eine Reihe von Verlagen, die noch in privater Hand waren, so vor allem der Greifenverlag in Rudolstadt, brachte schon bald nach Kriegsende Texte von Exilautor*innen heraus (z. B. den Almanach der Unvergessenen. Ein Gedenkbüchlein. Rudolstadt/Thüringen: Greifenverlag 1946).

In den westlichen Besatzungszonen war es vor allem der Verleger Kurt Desch, der eine Reihe prominenter Exilautor*innen für seinen Verlag in München gewinnen konnte.[22] Auch viele kleinere Verlage bemühten sich um die Exilliteratur, bei denen es oft bei nur einem Exiltitel blieb. Hierzu der Literatur- und Buchwissenschaftler Ernst Fischer: „In der Summe kam so auch in den Westzonen eine nicht geringe Zahl von Exilwerken heraus, aber sie verteilten sich auf viele kleinere, wenig leistungsfähige und für eine Durchsetzung und nachhaltige Pflege dieses Bereichs kaum vorbereitete Verlage.“[23] Nach Fischer hätte „das Zustandekommen eines großen, von den Besatzungsmächten selbst realisierten Publikationsprogramms […] für die Reintegration der Exilliteratur zweifellos einen ersten großen Schub bedeutet“, denn in den ersten Nachkriegsjahren bestand eine große Neugier und Nachfrage nach Büchern, wie etwa die Auflagenhöhe von 100 000 Exemplaren von Rowohlts Rotations Romanen zeigt, unter denen sich auch Anna Seghers‘ Das Siebte Kreuz und Theodor Pliviers Stalingrad befanden. (Verhindert wurde dies unter anderem durch die Papierknappheit in jener Zeit.)[24]

2.3. Zur Ausstellung „Bücher der Emigration“ der Deutschen Bücherei in Leipzig (1947)

Die Deutsche Bücherei in Leipzig, die heutige Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig und Frankfurt am Main, eröffnete bereits im März 1947 eine erste große Ausstellung mit dem Titel Bücher der Emigration.[25] Wie Werner Berthold erinnerte, der die Ausstellung als Student gesehen hatte, vermittelte sie

bei aller zeitbedingten Improvisation doch einen guten, objektiven Eindruck der schöpferischen Vielfalt des Schaffens der Schriftsteller im Exil […]. Objektiv: noch waren auch die Bürgerlichen, ja selbst „Renegaten“ wie Koestler, Regler, waren auch Gegner des Kommunismus, wie der Jesuitenpater Muckermann, vertreten.[26]

Die Deutsche Bücherei konnte für die Ausstellung die Bestände heranziehen, die während des NS-Regimes im Rahmen der allgemeinen Sammelaufgabe aller auch im Ausland erschienenen deutschsprachigen Veröffentlichungen archiviert worden waren. Die Mitarbeiter*innen der „Werbungsabteilung“ der Deutschen Bücherei bemühten sich aktiv um die in Deutschland „verfemten“ Titel. Auch an Exilverlage wie Wieland Herzfeldes Malik-Verlag (Prag, später London) oder den Bermann-Fischer Verlag (Wien, später Stockholm) und an ausländische Verlage, die Exilliteratur verlegten, wie Querido und Allert de Lange in Amsterdam oder den Verlag Emil Oprecht in Zürich, wurden Schreiben mit der Bitte um kostenlose Überlassung von Belegexemplaren geschickt. Da die Exilverleger, wie Jörg Räuber in Richtigstellung der vorher üblichen Annahme einer kostenlosen Zusendung nachweist, dieser Bitte wohl in der Mehrzahl nicht nachkamen, wurde die Produktion der Exilverlage über ausländische Buchhändler käuflich erworben. Beim Querido Verlag, Amsterdam, geschah dies z. B. über eine Buchhandlung in Stockholm.[27] ‒ 1949 wurde die bis dahin von der Deutschen Bücherei erworbene Exilliteratur in der Ergänzung I zur Deutschen Nationalbibliographie erstmals bibliographisch verzeichnet.[28]

2.4. Die Gründung der „Emigrantenbibliothek“ der Deutschen Bibliothek, Frankfurt am Main

In diese erste Phase fällt auch die Gründung der Exilsammlung der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main, des heutigen Deutschen Exilarchivs 1933‒1945 der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main. Sie verdankt ihre Entstehung der Zusammenarbeit exilierter Schriftsteller*innen und Publizist*innen, die mit ihren im Exil entstandenen Veröffentlichungen in der neuen deutschen Demokratie wirken wollten, mit dem Gründer und ersten Direktor der Deutschen Bibliothek, dem Literaturwissenschaftler und Bibliothekar Hanns Wilhelm Eppelsheimer (1890‒1972), der auch die Städtischen und Universitätsbibliotheken in Frankfurt leitete.[29] Der Plan zur Einrichtung einer damals so genannten „Bibliothek der Emigrationsliteratur“ war im Juni 1948 in Zürich, wohin Eppelsheimer auf Einladung des Verlegers Emil Oprecht gereist war, bei seiner Begegnung mit einigen Vorstandsmitgliedern des „Schutzverbands Deutscher Schriftsteller in der Schweiz“ entstanden, vor allem mit dem Publizisten, SAP-Politiker und späteren Erziehungswissenschaftler Walter Fabian (1902‒1992), der Schriftstellerin, Tänzerin und Schauspielerin Jo Mihaly-Steckel (1902‒1989), dem Schriftsteller Ossip Kalenter (1900‒1976) und dem Dramaturgen und Theaterregisseur Kurt Hirschfeld (1902‒1964), einem alten Freund Eppelsheimers aus Darmstädter Tagen.

Eppelsheimer hatte das Vertrauen der meisten exilierten Schriftsteller und Publizisten im Schutzverband gefunden. Im September 1933 war er „als politisch unzuverlässig nach Paragraph 4 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 als Direktor der Hessischen Landesbibliothek in Darmstadt zwangspensioniert worden, da er als Sozialdemokrat galt und sich nicht von seiner jüdischen Ehefrau trennte.[30] Im September 1942 war er nach etwa zweijähriger Tätigkeit als Stellvertreter des zur Wehrmacht einberufenen Leiters der Bibliothek des Deutschen Auslands-Instituts in Stuttgart nach Anklage wegen Verstoßes gegen das „Heimtückegesetz“ zu einer Geldstrafe verurteilt worden und dabei nur knapp einer längeren Gefängnisstrafe entgangen.[31] Nach Kriegsende war er, nach kurzer Rückkehr in sein Amt als Direktor der Darmstädter Landesbibliothek, von der amerikanischen Militärregierung als für den Wiederaufbau geeignete, politisch unbelastete Persönlichkeit mit dem „Affidavit No. 5 für Hessen“ ausgestattet, mit der Reorganisation der Frankfurter Bibliotheken beauftragt und am 1. Januar 1946 zum Direktor der Städtischen (und Universitäts-)Bibliotheken einschließlich der Volksbüchereien ernannt worden.[32]

In seinen Erinnerungen an die Gespräche im Zürcher Kreis schreibt Eppelsheimer von einem „Glanz des Anfangs“ und „froher Zuversicht“, bei denen „die Situation der deutschen Literatur und die Wiedereingliederung der so gewalttätig ausgesprengten Teile in das literarische Leben und die Literaturgeschichte Deutschlands“ beraten wurde. Neben der Sammlung der Exilveröffentlichungen hatte Eppelsheimer von Anfang an auch ein Forschungsprojekt in Aussicht genommen: die Erarbeitung eines auf diesen Beständen basierenden literarischen Lexikons. „Es war mehr ein Entschluss des Herzens als des Verstandes, dass ich die Leitung dieser Aufgabe übernahm“, bemerkte er im Vorwort zu dieser ersten Bio-Bibliographie der deutschen Exilliteratur.[33]

Die ersten Aktivitäten zur Sammlung der Exilveröffentlichungen gingen vom Schutzverband selbst aus: In einem Aufruf vom November 1949[34] forderte er seine Mitglieder und Freunde auf, in ihrem Besitz befindliche Bücher, Broschüren und Zeitschriften, die seit 1933 von deutschen Emigranten außerhalb Deutschlands – in welcher Sprache auch immer – publiziert worden waren und auf die sie verzichten konnten, an seinen Präsidenten Walter Fabian nach Zürich zu schicken, der sie nach Frankfurt weiterleiten wollte. Einige hundert Bücher wurden auf diese Weise nach Frankfurt am Main geschickt, darunter z. B. Ernst Blochs Erbschaft dieser Zeit (Zürich: Oprecht & Helbling 1935), Konrad Heidens Hitler-Biographie (Adolf Hitler. Eine Biographie, 2 Bände, Zürich: Europa-Verlag, 1936 und 1937), der von Emil Julius Gumbel herausgegebene Sammelband Freie Wissenschaft. Ein Sammelbuch aus der deutschen Emigration (Strasbourg: Sebastian-Brant-Verlag 1938) und Anna Seghers‘ Das siebte Kreuz. Roman aus Hitlerdeutschland (Amsterdam: Querido 1946). Wie diese ersten aus Zürich zugesandten Bücher zeigen, war die Erwerbung von Anfang an auf die gesamte im Exil entstandene Buchproduktion ausgerichtet. Die politische Publizistik stand gleichgewichtig neben der Literatur. Auch die Werke prominenter Wissenschaftler und populärwissenschaftliche Bücher wurden bereits einbezogen, ebenso die gedruckten Zeugnisse der jüdischen Emigration.

Wie aus Korrespondenzen im Nachlass Walter Fabians hervorgeht, verlief die Gründung nicht ohne Probleme. Einwände der Exilierten richteten sich sowohl gegen die Person Eppelsheimers[35] als auch gegen die Aktivitäten des Schutzverbands für eine Exilsammlung in Deutschland allgemein, wo man – wie der Schriftsteller Kurt Kläber (1897‒1959) richtig sah – aufgrund des noch immer virulenten Antisemitismus von der Literatur der Exilierten nichts wissen wolle.[36] Walter Fabian hingegen sah in der Emigrantenbibliothek auch ein Instrument der politischen Aufklärung. Sie sei

nicht etwa nur ein Hilfsmittel literarischer Forschung und Belehrung […], sondern mit in erster Linie eine Kundgebung für die in Deutschland 1933‒45 verbannte, verbrannte und unterdrückte Literatur […], ein Kampfmittel gegen das sich von neuem erfrechende Nazitum, vor allem auch für die nach Deutschland zurückgekehrten und dort wirkenden, kämpfenden Kollegen und deren Kreise.[37]

Walter Fabians kämpferische Rhetorik erinnert an die Rede Egon Erwin Kischs zur Eröffnung der Deutschen Freiheitsbibliothek in Paris am 10. Mai 1934,[38] in deren Tradition Fabian die mit Hilfe des Schutzverbands aufzubauende Bibliothek der Emigrantenliteratur vermutlich gesehen hat.

3. Phase 2 (1950–1965)

Der Ende der 1940er-Jahre einsetzende Kalte Krieg machte jedoch diesen Bemühungen und Hoffnungen ein Ende. Zudem standen der Rezeption der Exilliteratur und der Rückkehr von Schriftteller*innen aber vor allem die weit verbreiteten Ansichten in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft entgegen, die sich repräsentativ schon 1945 in den Angriffen von Frank Thiess und Walter von Molo auf Thomas Mann gezeigt hatten.[39] Die Emigrant*innen waren nicht willkommen; ein offizieller Ruf zur Rückkehr blieb aus.

Es begann eine etwa fünfzehnjährige Phase, in der Exil und Emigration sowohl in der Forschung als auch im öffentlichen Bewusstsein der Bundesrepublik Deutschland so gut wie keine Rolle spielten. Bis zu Beginn der 1960er-Jahre beschäftigten sich die westdeutschen Historiker fast ausschließlich mit dem bürgerlichen, kirchlichen und militärischen Widerstand gegen das NS-Regime. Linker Widerstand, politisches und literarisches Exil waren, im damaligen konservativ-restaurativen Klima noch kein Gegenstand der Forschung.

Eine gewisse Ausnahme bildeten das sozialdemokratische Exil und der sozialistische Widerstand einschließlich des Exils von Sozialist*innen. Bereits 1952 erschien die Dissertation des späteren Marburger und Mannheimer Politologen und Historikers Erich Matthias (1921‒1983) mit dem Titel Sozialdemokratie und Nation. Ein Beitrag zur Ideengeschichte der sozialdemokratischen Emigration in der Prager Zeit des Parteivorstandes 1933‒1938, die er in Göttingen bei Werner Conze geschrieben hatte.[40] 1960 wurde die Arbeit des amerikanischen Politologen Lewis J. Edinger (1922‒2008), deren Originalausgabe 1956 mit dem Titel German Exile Politics: The Social Democratic Executive Committee in the Nazi Era in Berkeley und London herausgekommen war, in deutscher Übersetzung veröffentlicht.[41] ‒ Bei dem Marburger Politologen Wolfgang Abendroth (1906‒1985)[42] entstanden in den 1950er-und 1960er-Jahren eine Reihe von Dissertationen über Organisationen der Arbeiterbewegung in der Zeit der Weimarer Republik, die auch den Widerstand in Deutschland und zum Teil auch im Exil berücksichtigten.[43]

Diesen Forschungen entsprach die Tatsache, dass die Integration der politischen Remigrant*innen in die Gewerkschaften und die Sozialdemokratische Partei der Bundesrepublik Deutschland relativ gut gelungen war; in der SPD fanden auch zahlreiche ehemalige Mitglieder der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP), der Gruppe „Neu beginnen“ und des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes ein neues Wirkungsfeld. Bis zum April 1987 hatten drei Männer des – inneren und äußeren – Widerstands den Parteivorsitz der SPD inne – Kurt Schumacher, Erich Ollenhauer und Willy Brandt. Aber noch bis in die Wahlkämpfe der 1960er-Jahre konnte die Bezeichnung „Emigrant“ für einen Politiker zum Angriffspunkt missbraucht werden.[44]

3.1. Zum Aufbau der „Sammlung Exilliteratur“ der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main

Nach Helmut Müssener ist es in der Bundesrepublik „das Verdienst der Deutschen Bibliothek in Frankfurt [und man müsste hinzufügen: auch der anderen Archive und Bibliotheken, die in den 1950er-Jahren mit dem Aufbau ihrer Exilsammlungen begannen], dennoch, von der Öffentlichkeit fast unbemerkt, eine Kontinuität erhalten und die Zeugnisse der Massenflucht gesammelt zu haben“.[45]

In dieser Zeit, in den 1950er- und beginnenden 1960er-Jahren, waren Exilierte auch maßgeblich an der Weiterführung der Exilsammlung der Deutschen Bibliothek beteiligt; vor allem zwei Persönlichkeiten sind zu nennen: der im schwedischen Exil lebende Literaturwissenschaftler Walter A. Berendsohn und der Publizist Wilhelm Sternfeld (1888‒1973) in London. 1953 konnte Eppelsheimer mit Unterstützung des Bundesinnenministeriums einen Teil der Exilsammlung Berendsohns erwerben; neben rund 160 Büchern und einigen Metern Exilzeitschriften enthielt sie auch eine etwa 2000 Briefe umfassende Korrespondenz mit Exilautor*innen, die Berendsohn zur Erarbeitung seines Buches Die Humanistische Front, der ersten Literaturgeschichte des Exils, geführt hatte. In einem Schreiben an den Bundesminister des Innern vom 20. Mai 1952 betonte Eppelsheimer, dass der Aufbau der Exilsammlung und die auf ihr basierende bibliographische Verzeichnung „eine Erkenntlichkeit“ bleibe, „die m. E. die deutsche Öffentlichkeit den aus unserem Land verdrängten deutschen Intellektuellen schuldig ist“.[46]

Als von 1953 an – nach der Umwandlung der Deutschen Bibliothek in eine selbstständige Stiftung des öffentlichen Rechts – Haushaltsmittel für die Erwerbung zur Verfügung standen, arbeitete die Bibliothek vor allem mit emigrierten Antiquariatsbuchhändler*innen zusammen – mit Walter Zadek (1900‒1992) in Israel, Mary Rosenberg (1900‒1992) in den USA, Susanne Bach (1909‒1997) in Brasilien und Theo Pinkus (1909‒1991) in der Schweiz. Wilhelm Sternfeld recherchierte auf dem Londoner Antiquariatsmarkt für die Deutsche Bibliothek.

3.2. Die erste Bio-Bibliographie der deutschsprachigen Exilliteratur 1933‒1945

Von 1955 an konnte das von Eppelsheimer seit der Gründung der „Emigrantenbibliothek“ in Aussicht genommene bio-bibliographische Lexikon der deutschsprachigen Exilliteratur erarbeitet werden, nachdem er die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, deren Vizepräsident er 1958 und deren Präsident er 1963 wurde, für die Übernahme der Bearbeitungskosten gewonnen und in Wilhelm Sternfeld einen engagierten Bearbeiter gefunden hatte, der von bibliothekarischer Seite von der Bibliothekarin Eva Tiedemann (1918‒2000) in der Deutschen Bibliothek in Frankfurt, damals Eppelsheimers Assistentin und später Leiterin der Bibliographischen Auskunft, unterstützt wurde.

Die Bio-Bibliographie beruhte auch auf einer umfangreichen Fragebogenaktion unter den Autorinnen und Autoren. In der Zeitschrift Neue Deutsche Literatur wurde im Dezember 1956 ein Aufruf veröffentlicht, der auch über die Intention und den Inhalt der geplanten Veröffentlichung Aufschluss gibt:

Die „Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung“ in Darmstadt beabsichtigt, eine Bibliographie der von deutschsprachigen Schriftstellern, gleich welcher Staatszugehörigkeit, in der Emigration veröffentlichten oder im Exil entstandenen Bücher und Schriften herauszubringen. Neben belletristischen sollen auch Werke geisteswissenschaftlichen, historischen, biographischen und politischen Charakters darin Aufnahme finden. Mit den Vorbereitungsarbeiten ist der in London lebende Leiter der „Thomas-Mann-Gruppe“ und frühere Sekretär des „PEN-Zentrums deutscher Autoren im Ausland“, W. Sternfeld, betraut worden.

Der Beauftragte der Akademie richtet an alle deutschsprachigen Schriftsteller, die als Gegner des nationalsozialistischen Regimes nach 1933 ihr Heimatland verlassen mussten, die Bitte, ihm ein Verzeichnis ihrer im Ausland erschienenen oder dort entstandenen Bücher und Schriften zu übersenden, einerlei, in welcher Sprache sie veröffentlicht wurden.[47]

1962 konnte die schlicht Deutsche Literatur im Exil 1933‒1945 genannte Bio-Bibliographie, in der Forschung oft als der „Sternfeld-Tiedemann“ zitiert, als Publikation der Darmstädter Akademie erscheinen.[48] Sie enthält Artikel zu mehr als 1500 Persönlichkeiten. Aber noch 1962 war das Interesse der Germanistik an der Exilliteratur so gering, dass nur ein Teil der Auflage abgesetzt werden konnte. (Erst die 1970 erschienene 2., verbesserte und um fast 400 Autorinnen und Autoren erweiterte Auflage war so erfolgreich, dass sie nachgedruckt werden musste.)

3.3. Frühe Überlegungen zur Einrichtung einer Forschungsstelle für Exilliteratur in Frankfurt am Main

In der ersten Hälfte der 1950er-Jahre drängte Berendsohn immer wieder, an der Deutschen Bibliothek oder an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main eine Forschungsstelle für Exilliteratur einzurichten. Dafür sah Eppelsheimer jedoch keine Möglichkeit. Wie er am 4. Dezember 1954 an Berendsohn schrieb, fehlten dafür an der Bibliothek angesichts der Schwierigkeiten, von den Unterhaltsträgern die Mittel für den dringend benötigten Neubau zu erhalten, „im Augenblick bei uns dazu die Voraussetzungen, da ich weder das Personal noch den Raum dazu habe: leider – weil die Sache an sich, das sehe ich sehr wohl, keinen Aufschub erleiden dürfte.“[49] Auch an der Goethe-Universität hielt Eppelsheimer, der dort selbst seit 1946 als Honorarprofessor für Bibliothekswissenschaft lehrte, die Lage für aussichtslos: Auf Berendsohns Vorschlag, eine Anthologie der Exillyrik herauszugeben, antwortete er am 18. Dezember 1954:

An der hiesigen Universität scheint mir keiner der Germanisten geeignet, sich der Emigrations-Literatur im erwünschten Maße anzunehmen. Es wird im Augenblick überhaupt recht schwer sein, einen Literarhistoriker dazu zu finden, nicht weil sie besonders emigrationsfeindlich wären, sondern weil die Lyrik und ihre Interpretation seit 1945 Wege gehen, für die die Produktion der 30er Jahre uninteressant ist. (Für’ s Publikum gilt das nicht ganz!)[50]

An der Goethe-Universität spielten zwar zurückgekehrte Wissenschaftler eine bedeutende Rolle. Seit 1949 bzw. 1950 lehrten dort die aus dem US-amerikanischen Exil zurückgekehrten Philosophen und Soziologen Max Horkheimer (1895–1973) und Theodor W. Adorno (1903–1969); der 1952 aus dem Exil in der Türkei als ordentlicher Professor berufene Finanzwissenschaftler Fritz Neumark (1900–1991) wurde bereits 1955 zum ersten Mal Rektor der Universität. In der Deutschen Philologie[51] lehrte z. B. im Wintersemester 1953/54 auch der aus dem US-Exil berufene Mediävist Arno Schirokauer (1899–1954), der jedoch den 1953 von der Universität erhaltenen Ruf als Ordinarius für Germanistik nicht annahm, sondern nach diesem Gastsemester nach Baltimore zurückkehrte;[52] zu den Frankfurter Literaturwissenschaftlern gehörte auch der vom NS-Regime „aus mangelnder Loyalität zum Nationalsozialismus“ verfolgte Literaturwissenschaftler Joseph Kunz (1906‒1990),[53] der im WS 1953/54 eine Vorlesung zur Dichtung nach den beiden Weltkriegen gehalten und im WS 1952/53 eine Vorlesung über Höhepunkte in der Geschichte des deutschen Romans von Grimmelshausen bis zur Gegenwart angeboten hatte. Er wird dabei sicherlich Thomas Mann berücksichtigt haben ‒ bereits im Wintersemester 1947/48 hatte er eine Vorlesung über Thomas Manns Romane gehalten und 1954 ein Porträt Thomas Manns publiziert,[54] ‒ aber wohl nicht die Exilliteratur als Gesamtphänomen. – So kann man nicht von einer verpassten Chance, eher von einer realistischen Einschätzung der Lage von Seiten Eppelsheimers sprechen.

Berendsohn wird jedoch über Eppelsheimers Haltung enttäuscht gewesen sein. In diese Zeit fallen seine – lange vergeblichen – Versuche, von der Universität Hamburg rehabilitiert zu werden.[55] Auch als Berendsohn beabsichtigte, bei einem geplanten Deutschlandbesuch Bundespräsident Theodor Heuss um die Mittel zur Gründung eines Forschungsinstituts zu bitten, riet ihm Eppelsheimer am 4. Dezember 1954 davon ab:

Wenn Sie in Bonn mit Herrn Heuss über die Erforschung, oder sagen wir vorsichtiger die Sicherstellung des Materials und die erste Bearbeitung des Materials sprechen, dann werden Sie merken, wie schwer es ist, eine solche Sache durchzusetzen, ‒ nicht weil es sich um die Emigration handelt, sondern weil wir in den letzten Jahren ein solches Gründungsfieber von Instituten hier hatten und uns dabei so übernommen haben, daß jeder die Hände gegen den Himmel streckt, wenn er von etwas Neuem hört.[56]

So beschränkte sich Berendsohn bei seinem einstündigen Empfang bei Theodor Heuss am 29. Juni 1955 darauf, den Bundespräsidenten über die Lage der Exilliteraturforschung zu informieren und ihm seine Vorschläge zu unterbreiten. Als ein Ergebnis von Berendsohns Deutschlandbesuch erschien im August 1956 sein umfangreicher Aufsatz über Probleme der Emigration aus dem Dritten Reich in zwei Folgen in der Beilage Aus Politik und Zeitgeschichte der Wochenzeitung Das Parlament. Einen Vorschlag dazu hatte er von der Bundeszentrale für Heimatdienst, der heutigen Bundeszentrale für politische Bildung, erhalten.[57]

Bereits 1953 ist ein Versuch Eppelsheimers, die Erforschung des Exils an einer Universität anzuregen, nachzuweisen. Wohl auf Anregung Berendsohns hatte er dem französischen Germanisten Joseph François Angelloz (1893‒1978), dem Rektor der Universität des Saarlandes, vorgeschlagen, über das Thema „Die Schicksale der deutschen Schriftsteller in der französischen Emigration“ arbeiten zu lassen:

Ich möchte denken, daß die Erforschung und Dokumentierung des Lebens, Strebens, Leidens unserer deutschen Schriftsteller und Dichter in Frankreich (wie überall in den fünf Erdteilen) eine schöne Tat der Germanistik wäre: aber wir können das kaum von Deutschland aus leisten […].[58]

Angelloz, der vor allem Untersuchungen und Übersetzungen zu Goethe und Rilke, die deutsche Klassik und Romantik veröffentlichte,[59] konnte diesen Vorschlag wohl nicht realisieren.

3.4. Zur Lage der Exilliteratur auf dem Buchmarkt in den 1950er- und 1960er-Jahren

Eppelsheimer war schon 1953 der Auffassung, dass ein Großteil der Exilliteratur bereits wieder erschienen sei, wie er in einem Brief an Walter A. Berendsohn schrieb, der der Auffassung gewesen war, dass „diese gesamte Massenauswanderung deutscher Kulturträger nach 1933 […] ein ewiger Vorwurf im unbereinigten Bewusstsein u. Gewissen all derer“ sei, „die noch das Dritte Reich mit Deutschland identifizieren u. in sich keine Abrechnung mit dieser grauenvollen Vergangenheit vornehmen wollen“[60]:

[…] man ist im Grunde nicht feindselig, sondern eben nur gleichgültig. Ich habe nicht bemerkt und nicht gehört, daß man die zahlreichen Bücher von Werfel, Stefan Zweig, Vicki Baum, Wassermann, Schnitzler usw. usw. angegriffen oder stillschweigend abgelehnt hätte. Sie gehen z. T. sogar sehr gut. […]

Gewiß mögen Sie recht haben, daß man nicht gern an die Tage der grauenvollen Untaten erinnert sein will, ‒ aber dem Interesse für die Literatur der Emigration steht mehr entgegen, daß so Vieles, um nicht zu sagen, das Meiste, was in der Emigration geschaffen worden ist, sofern es Bedeutung – oder sagen wir: sofern sein Verfasser Namen hat – schon wieder erschienen ist. […] Ihre Forderung, daß das Beste, was in der Emigration geschaffen wurde, in die deutsche Kulturtradition geleitet werde, scheint mir, soweit ich das sehen kann, zu einem gut Teil erfüllt. Was fehlt, ist nicht sowohl die einem weiteren Kreis abzufordernde Akklamation als die literarhistorische Feststellung zunächst der materialen Grundlagen, dann der kulturpolitischen Wertung.[61]

Wie Eppelsheimer weiter ausführt, habe er auch im Frankfurter Schauspiel „von 1400 Menschen eine ganz großartige spontane Ehrung“ für Thomas Mann bei dessen Rede zum Gedenken an Gerhart Hauptmanns 90. Geburtstag am 9. November 1952 erlebt, „wie ich sie mir nicht schöner, ja ergreifender denken kann“.

Eppelsheimer war sich bei seiner – viel zu positiven – Einschätzung bewusst, dass die noch unbefriedigende Quellenlage noch kein abschließendes Urteil erlaubte. Er hatte, was die Verlegung und die Auflagenhöhe der Bücher der von ihm genannten Schriftsteller*innen betrifft, nicht Unrecht; andererseits scheiterte in der Bundesrepublik die Rezeption der Werke von Heinrich Mann und Alfred Döblin, Arnold Zweig und Anna Seghers, die in der DDR erfolgreich waren und wie Zweig und Seghers dorthin zurückgekehrt waren, während in der DDR nichtsozialistische Autor*innen zunehmend ausgegrenzt wurden. Wolfgang Emmerich spricht hier von einer „halbierten Einbürgerung der Exilliteratur“[62]. Aber selbst die erfolgreichen Exilschriftsteller*innen wurden in der Bundesrepublik Deutschland von den meisten Leser*innen nicht als Exilierte wahrgenommen. Wie Ernst Fischer bestätigt, sind hier „auch im Laufe der 1950er und 1960er Jahre Werke der Exilliteratur in durchaus nennenswerter Zahl ediert worden; in Anbetracht der Zeitstimmung verzichteten die Verlage jedoch auf eine allzu deutliche Deklarierung dieser Werke als Exilwerke“ oder brachten Gesamtausgaben heraus, bei denen sich „allzu enge Zuordnungen und Etikettierungen“ von selbst verschliffen; letztere stellten allerdings ein verlegerisches Risiko dar und waren in vielen Fällen (z. B. der Claassen Verlag bei seiner in Lizenz herausgegebenen Heinrich-Mann-Ausgabe der Gesammelten Werke in Einzelausgaben) nicht erfolgreich.[63] Nach Frithjoff Trapp sind hier „zwei unterschiedliche Vorgänge voneinander zu trennen: die Integration einer literarischen Periode und die Integration einzelner Autoren. Die Re-Integration von Einzelautoren ging bisweilen erfolgreich vonstatten, während die Integration der literarischen Periode scheiterte“[64] oder – man müsste hinzufügen – noch nicht in Angriff genommen wurde.

3.5. Erste Anthologien der Exilliteratur

Eine der wenigen Ausnahmen bildet eine in dieser Zeit erschienene Lyrik-Anthologie, mit der Berendsohns Vorschlag einer Anthologie der Exillyrik verwirklicht wurde. 1960 gab der junge Germanist und Verleger Manfred Schlösser zusammen mit dem späteren Juristen und Unternehmer Hans-Rolf Ropertz und mit Unterstützung von Walter A. Berendsohn in seinem Darmstädter Agora-Verlag eine Sammlung von mehr als 400 Gedichten von 176 Autor*innen heraus, die im Exil, in Konzentrationslagern oder in der inneren Emigration entstanden und zum Teil unveröffentlicht waren.[65] Der Titel des Buches, An den Wind geschrieben, war Paul Celans Todesfuge Der Tod ist ein Meister in Deutschland entnommen. Der Berliner Tagesspiegel bezeichnete das Buch noch in seinem Beitrag zu Schlössers 80. Geburtstag im Dezember 2014 als den „Klassiker der lyrischen KZ- und Exilliteratur“.[66]

Vier Jahre später, 1964, erschien eine erste umfangreiche Sammlung von Texten und Briefen deutschsprachiger Intellektueller, überwiegend Schriftsteller*innen, im Exil mit dem Titel Verbannung. Aufzeichnungen deutscher Schriftsteller im Exil.[67] Herausgeber waren der US-amerikanische Literaturwissenschaftler Egon Schwarz (1922–2017), der 1938 als Jugendlicher mit seinen Eltern aus Wien geflüchtet war, und der Germanist und spätere Verleger und Publizist Matthias Wegner, der das Buch im Verlag seines Vaters herausbrachte – auch hier eine Zusammenarbeit eines Exilierten und eines deutschen Wissenschaftlers: Für Egon Schwarz war die Erforschung und Vermittlung der deutschsprachigen Exilliteratur lebenslang ein besonderes Anliegen,[68] Matthias Wegner arbeitete in dieser Zeit an seiner Dissertation zum Thema Exilliteratur (siehe unten). – Im gleichen Jahr (1964) brachte auch Hermann Kesten (1990–1996), der nach Europa zurückgekehrt war und von 1953 bis 1977 in Rom lebte, unter dem Titel Deutsche Literatur im Exil eine Sammlung von Briefen europäischer Intellektueller an ihn und Briefe von ihm heraus.[69]

3.6. Der Aufbau von Exilsammlungen an weiteren Einrichtungen der Bundesrepublik Deutschland

In den 1950er- und beginnenden 1960er-Jahren fingen auch andere Einrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland damit an, im Exil entstandene Publikationen und Nachlässe von Emigrant*innen zu sammeln – allerdings nicht umfassend, wie die Deutsche Bibliothek und die Deutsche Bücherei, sondern unter dem Aspekt ihres jeweiligen Sammel- und Forschungsauftrags.

Dabei waren meist auch die beiden Voraussetzungen, die bei der Gründung der ersten Exilsammlung in der Bundesrepublik Deutschland zusammentrafen, nämlich einerseits das Interesse der Exilierten selbst, mit ihren im Exil entstandenen Arbeiten in der neuen deutschen Demokratie zu wirken, andererseits das Engagement interessierter Bibliothekare und Archivare, ausschlaggebend, zumal an die Erforschung des Gebiets an den Universitäten nur in Ausnahmefällen gedacht wurde.

Das Deutsche Literaturarchiv in Marbach a. N., das 1955 auf der Grundlage des Archivs des Schiller-Nationalmuseums und des Cotta-Archivs gegründet worden war, weitete die bisher im Wesentlichen auf die Dichtung und Geistesgeschichte Württembergs begrenzten Sammlungen auf das Gesamtgebiet der neueren deutschen Literatur aus. Ein entscheidender Grund für diese Ausweitung des Sammelgebiets waren nach Werner Volke (1927‒1998), dem langjährigen Leiter der Handschriftenabteilung, „die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs immer häufiger gestellten Fragen emigrierter deutscher Schriftsteller oder ihrer Erben, wo deren Sammlungen und Nachlässe wieder einen Platz in Deutschland finden könnten“.[70] Die bedeutende Ausstellung zu Schillers 200. Geburtstag im Jahre 1959 war z. B. Anlass für Thea Bauer-Sternheim (1883‒1971), den Nachlass Carl Sternheims (1878‒1942) dem Archiv zu übergeben. Auch die von Paul Raabe (1927‒2013) initiierte Expressionismus-Ausstellung, die 1960 gezeigt worden war, trug zur Erweiterung der Exilbestände bei. Bereits 1957 war der in die Schweiz emigrierte Jean-Paul-Forscher Eduard Berend (1883‒1973) der Einladung der Deutschen Schillergesellschaft gefolgt, mit seinem ins Exil geretteten Archiv und der Arbeitsbibliothek von Genf nach Marbach überzusiedeln.[71] Auch Kurt Pinthus (1886‒1975) ist später – 1967 – mit seinem Archiv und seiner Bibliothek von New York nach Marbach gezogen.

Das Institut für Zeitgeschichte in München (heute München und Berlin), das im Mai 1949 – zunächst unter der Bezeichnung „Deutsches Institut für Geschichte der nationalsozialistischen Zeit“ – seine Arbeit aufgenommen hatte, erhielt zu Beginn der 1950er-Jahre seine ersten Exilbestände, vor allem Zeitschriften ‒ ebenfalls meist Geschenke von Emigrant*innen.[72]

Beim Wiederaufbau des Archivs und der Bibliothek der 1954 neugegründeten Akademie der Künste in West-Berlin (1993 nach Vereinigung der Ost- und Westakademie: „Akademie der Künste“, Berlin) von Oktober 1956 an wurde ebenfalls ein besonderer Akzent auf die Sammlung von Exilliteratur und die Dokumentation der zur Zeit des NS-Regimes geächteten Kunst gelegt. Dieses Sammelinteresse lag nach Walter Huder (1921‒2002), dem langjährigen Direktor des Archivs der Akademie, auch darin begründet, dass die Preußische Akademie der Künste und in ihr zunächst die Sektion für Dichtkunst als erste Kulturgremien Opfer der nationalsozialistischen Gleichschaltung geworden waren und der Verlust an literarischen und künstlerischen Dokumenten der Jahre 1933 bis 1945 gerade in Berlin beträchtlich war. Neben Nachlässen von Schriftsteller*innen in der Archivabteilung für Literatur wurde von Anfang an in der Abteilung für darstellende Kunst auch die dramatische Exilproduktion mit Regiebüchern und Bühnenmanuskripten aufgenommen.[73]

Die Germania Judaica Kölner Bibliothek zur Geschichte des deutschen Judentums wurde 1959, u. a. von Heinrich Böll, gegründet, um „ein wirksames Instrument gegen den immer noch herrschenden Antisemitismus in Deutschland“ zu bilden.[74] Sie sammelt – nach Jutta Bohnke-Kollwitz, einer Enkelin von Käthe Kollwitz und der ersten Leiterin der Bibliothek – in ihrer Abteilung Emigrationsliteratur Werke, die sich mit der Emigration als Erfahrung, als jüdische Existenzform und als jüdisches Schicksal auseinandersetzen.[75]

Weitere Einrichtungen, die bereits in den 1950er-Jahren Nachlässe von Emigrant*innen gesammelt haben, sollen nur genannt werden: Das Bundesarchiv mit seiner Hauptdienststelle in Koblenz, das 1952 seine Arbeit aufnahm, sammelt zur Ergänzung der amtlichen Überlieferung schriftliche Nachlässe, auch von emigrierten Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft.[76] Das Ende der 1940er-Jahre neugegründete Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn sieht eine seiner wichtigsten Aufgaben in der Sammlung von Nachlässen von Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung, darunter zahlreiche Emigrant*innen,[77] ebenso das Archiv des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Düsseldorf. Das Bauhausarchiv in Berlin wurde 1960 vor allem zu dem Zweck gegründet, die Nachlässe der ins Exil getriebenen Bauhaus-Künstler*innen zu sammeln.[78]

Eine weitere Sammlung von Exilveröffentlichungen, die sowohl Belletristik als auch Politik und Wissenschaft enthält, wurde 1962 in der Universitätsbibliothek Bonn eingerichtet, basierend auf der Erwerbung der 861 Werke umfassenden Privatbibliothek, die der 1933 in die Niederlande emigrierte Verleger und Literaturagent Hein(z) Kohn (1907‒1979) bis 1952 aufgebaut hatte. Der Germanist und Bibliothekar Günther Soffke, der diesen Bestand weiter ausbaute, stellte die Sammlung bereits 1964 in einer Ausstellung vor und publizierte im folgenden Jahr ein Bestandsverzeichnis.[79]

4. Phase 3 (1965‒1970)

4.1. Die Ausstellung „Exil-Literatur 1933‒1945“ der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main

1959 wurde der Historiker und Literaturwissenschaftler Werner Berthold (1921‒2017) mit der Leitung der Exilsammlung der Deutschen Bibliothek beauftragt. Berthold hatte in Leipzig bei Hermann August Korff und Ernst Bloch promoviert und die Laufbahn eines wissenschaftlichen Bibliothekars eingeschlagen, weil ihm eine Hochschullaufbahn als Nicht-Parteimitglied verwehrt worden war. 1957 hatte er seine Position als Referent für Germanistik und Philosophie an der Staatsbibliothek in Ost-Berlin aufgegeben und war in die Bundesrepublik gegangen, wo er in der Deutschen Bibliothek die Benutzungsabteilung aufbauen und leiten sollte. Gleichzeitig baute er den Exilbestand bis zu seiner Pensionierung 1984 zu einer der bedeutendsten Exilsammlungen und Arbeitsstätten für die Erforschung des deutschsprachigen Exils aus und war maßgeblich an der Etablierung der internationalen und interdisziplinären Exilforschung beteiligt.

Das Interesse an der Exilliteratur war bei Berthold bereits während seiner Studienzeit in Leipzig geweckt worden, als er die oben erwähnte Ausstellung der Deutschen Bücherei in Leipzig gesehen hatte; rückblickend erinnerte er sich an die Faszination, die diese Ausstellung besonders auf Studenten und Schüler ausgeübt habe: „Wirklich ‚schlagartig‘ ging ihnen die Erkenntnis auf von Existenz und Leistung eines ‚anderen Deutschlands‘.“[80] Zudem hatte er als Student und später als Referent in der Deutschen Staatsbibliothek in Ost-Berlin

einen geradezu selbstverständlichen Umgang mit ehemaligen Häftlingen aus Lager und Zuchthaus, mit aus dem Exil in Ost und West Heimgekehrten; ich denke in meinem Fall an Walter Markov, Werner Krauss, Victor Klemperer – an Ernst Bloch, Hans Mayer, Alfred Kantorowicz…[81]

Mayer hatte in seinen Vorlesungen an der Leipziger Universität auch prominente Autoren als Gäste vorgestellt; an die Einladung von Bertolt Brecht erinnerte sich Berthold später in Gesprächen noch oft.[82] Bei seinem Weggang von der Staatsbibliothek in Ost-Berlin zur Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main war für ihn auch die Tatsache von Bedeutung, dass es dort eine Exil-Sammlung gab.

Vermutlich angeregt von der ersten Exilausstellung der Deutschen Bücherei in Leipzig im Jahre 1947, fasste Berthold bereits 1961 den Plan zu einer Präsentation der Exilbestände der Deutschen Bibliothek, die ab Sommer 1964 erarbeitet werden konnte. Wie er später berichtete, wollte man nicht länger darauf warten, dass die Sammel- und Erschließungsarbeit irgendwann einmal genutzt werde; neben der wissenschaftlichen Intention stand auch bei Berthold ein politischer Auftrag:

Mit einer umfassenden, alle Richtungen der Emigration repräsentierenden Ausstellung, die ein umfangreicher Katalog erschließen soll, [will man] sein Material sozusagen den zuständigen Wissenschaftlern unübersehbar in den Weg legen […], will man aber auch gleichzeitig einen politischen Beitrag leisten und einer breiteren Öffentlichkeit ein vergessenes oder verdrängtes Kapitel jüngster deutscher Geschichte möglichst differenziert vorstellen.[83]

In der Einleitung des Katalogs[84] erläutert Berthold den der Ausstellung Exil-Literatur 1933‒1945 zugrunde liegenden – umfassenden – Begriff von Exilliteratur. Der Überschaubarkeit wegen werde in der Ausstellung, deren Katalog immerhin 362 Exponate verzeichnete, nur etwa 5 Prozent des Gesamtbestandes gezeigt:

Um dieser Überschaubarkeit willen darf jedoch nicht die Vielfalt geopfert werden, die für die Exil-Literatur gerade charakteristisch ist. Der Begriff ‚Exil-Literatur‘ täuscht ja eine Einheitlichkeit und Gemeinsamkeit vor, die in Wirklichkeit gar nicht besteht. Zwischen allen Autoren – Wissenschaftler, Politiker, Journalisten und Künstler – deren Publikationen wir hier ausstellen, läßt sich keine andere Gemeinsamkeit finden, als daß sie alle (aber aus ganz verschiedenen Gründen) vor Hitler geflüchtet waren und im Exil in Freiheit ihre Meinung äußern konnten (sofern sie sie nicht wieder einer Parteidisziplin opfern mußten). Nicht einmal im Kampf gegen Hitler gab es eine gemeinsame Front; ja gerade in der Frage der Schuld an seinem Sieg entzündeten sich nun erbitterte Auseinandersetzungen […]. Nicht allen Emigranten war das Exil lediglich eine strategische Rückzugsposition, von der aus der Gegenangriff vorbereitet wurde […]; anderen wurde es zum Sinnbild einer Heimatlosigkeit und Verlorenheit überhaupt, aus der sie nicht mehr zurückzufinden vermochten.[85]

Ausstellung und Katalog waren in folgende Kapitel gegliedert:

I.     Die Ausschaltung aller Opposition
II.    Der Gegenangriff der Emigranten
III.   Aufrüstung – Krieg
IV.   Politische Parteien und Splittergruppen im Exil
V.    Diskussion über den Sinn der Emigration
VI.   Die Schriftsteller im politischen Kampf gegen Hitler
VII.  Zeit im Zeichen Hitlers
VIII. Kunst jenseits des unmittelbaren Tageskampfes
IX.   Die literarischen und kulturpolitischen Zeitschriften
X.    Anhang: Wissenschaft im Exil.

Am 28. Mai 1965 wurde die Ausstellung vom hessischen Kultusminister Ernst Schütte eröffnet. Walter A. Berendsohn und Wilhelm Sternfeld waren zur Eröffnung angereist. Die Resonanz der Presse und der Emigrant*innen war ermutigend – Willy Brandt, Ernst Bloch, Katia, Erika und Golo Mann schickten Glückwunschtelegramme. Arnold Zweig telegrafierte am 26. Mai 1965 aus Ost-Berlin:

Mit Aufatmen stellen wir fest, dass die Epoche der verbrannten Bücher aufs glücklichste abgelöst wird von derjenigen, die inzwischen das deutsche Schrifttum auch aus dem Ausland wieder heimholt. Wir haben alles getan, um Glanz und Freundlichkeit der deutschen Sprache überall dort im Druck erscheinen zu lassen, wo wir einen neuen Unterstand fanden. Wir, denen die Gunst des Überlebens zuteil wurde, werden viel zu tun haben, um in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts die leuchtenden Namen derjenigen in Erinnerung zu halten, denen das Glück der Heimkehr nicht mehr zuteil wurde. Die Deutsche Bücherei in Frankfurt beginnt mit diesem Dienst, wofür wir ihr aufrichtig danken.[86]

Die Resonanz des Publikums war jedoch noch immer mäßig. Das änderte sich erst, nachdem die Ausstellung von 1966 bis 1970, auf Einladung der UNESCO, an mehr als 20 Stationen gezeigt worden war, darunter an 17 Orten des Auslands, u. a. in der Tschechoslowakei zur Zeit des Prager Frühlings und in Israel. In Luxemburg fand die Präsentation im Januar/Februar 1968 zusammen mit einem Treffen ins Exil getriebener deutschsprachiger Schriftsteller, Wissenschaftler und Politiker (darunter als Eröffnungsredner der damalige Außenminister der Bundesrepublik Deutschland Willy Brandt und Golo Mann, der den Festvortrag zum Thema „Exil und Gegenwart“ hielt).[87] In Frankfurt am Main wurde die Ausstellung 1968 anlässlich der 34. Tagung der IFLA (International Federation of Library Associations) vom 19. bis 24. August nochmals in der Deutschen Bibliothek gezeigt.[88]

Nach einstimmiger Meinung der Rezeptionsforschung[89] trug sie in der Bundesrepublik Deutschland selbst wesentlich dazu bei, die Aufarbeitung und Rezeption von Emigration und Exil anzuregen und die – nach Helmut Müssener – dritte Phase der Beschäftigung mit dem Exil 1933‒1945 einzuleiten. Die entscheidende Voraussetzung dafür bildete eine Änderung im politischen und geistigen Klima der Bundesrepublik, die etwa zu Beginn der 1960er-Jahre einsetzte und 1968 in der Studentenrevolte ihren sichtbaren Ausdruck und ihre Kulmination fand. Auch nach Hans-Ulrich Wehler hat in der Bundesrepublik schon vor 1968 eine „Fundamentalliberalisierung“ eingesetzt; die 1960er-Jahre bezeichnet er als ein „wahres ‚Dezennium des Umbruchs‘“.[90]

4.2. Erste wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Exil

Auch weitere Anzeichen und zahlreiche Publikationen, von denen nur ein Teil berücksichtigt werden kann, belegen, dass das Jahr 1965 in der Bundesrepublik Deutschland eine Wende in der Beschäftigung mit Emigration und Exil zur Zeit der nationalsozialistischen Diktatur darstellt.

In jenem Jahr erschien, aus der Feder der Literaturwissenschaftlerin Hildegard Brenner, ein erster grundlegender wissenschaftlicher Überblick mit dem Titel Deutsche Literatur im Exil 1933‒1947 in dem von Hermann Kunisch, dem Referenten ihrer Dissertation an der FU Berlin, herausgegebenen Handbuch der deutschen Gegenwartsliteratur.[91] (Ihrem Beitrag folgt ein Aufsatz von Herbert Wiesner zu dem – kontrovers diskutierten – Thema „Innere Emigration“ ‒ die innerdeutsche Literatur im Widerstand 1933‒1945.) Brenner hatte im Sommersemester 1949 an der Universität Hamburg studiert, wo – wie Sabine Koloch schreibt – „ein Seminar Hans Wolffheims den Grundstein zu ihrem theoriegeschichtlichen Dissertationsthema ‚Die Verfahrungsweise des poetischen Geistes.‘ Eine Untersuchung zur Dichtungstheorie Hölderlins legte“[92] (Promotion am 16. August 1952, Dissertation ungedruckt). Möglich wäre es auch, dass Brenner durch Hans Wolffheim (1904‒1973), den späteren Gründer der „Hamburger Arbeitsstelle für deutsche Exilliteratur“, auf das Thema Exilliteratur aufmerksam gemacht worden ist. Brenners Artikel gilt in der Rezeptionsforschung als der für lange Zeit „wertvollste Beitrag der bundesdeutschen Germanistik zur Erforschung der deutschsprachigen Exilliteratur“.[93] Sie konnte ihren Beitrag auf der Grundlage der 1. Auflage der Bio-Bibliographie von Sternfeld/Tiedemann erarbeiten. – Auch als Herausgeberin der Zeitschrift Alternative (1964‒1982) blieb Brenner dem Thema Exil verbunden: So erschien im Februar 1967 Heft 52 mit bisher unveröffentlichten Briefen exilierter Schriftsteller (Briefe aus dem Exil. Bruckner, Gumpert, Kaiser, Kerr, A. Neumann, Wolfenstein. Aus unveröffentlichten Nachlässen). Großen Einfluss in der Germanistik hatten vor allem die 1967 und 1968 Walter Benjamin gewidmeten Doppelnummern 56/57 (Oktober/Dezember 1967) und 59/60 (April/Juni 1968).[94] Auch an dem Filmprojekt des Senders Freies Berlin (SFB) Um uns die Fremde (1967) war sie zunächst beteiligt; sie wurde allerdings, wie auch Hans-Albert Walter u. a., vor Fertigstellung der Filmreihe verabschiedet, „weil sie ‚Mißtrauen gegen die […] Arbeitsgepflogenheiten‘ des SFB geäußert habe“. Der Spiegel schreibt in diesem Zusammenhang von der „Berliner Exil-Spezialistin Hildegard Brenner“.[95] (Bedauerlicherweise hat sie an den in dieser Zeit beginnenden Konferenzen und Debatten der lange männlich dominierten Exilforschung nicht teilgenommen.)

Im Jahre 1965 veröffentlichte der junge Publizist und Literaturkritiker Hans-Albert Walter (1935‒2016),[96] der spätere Leiter der Hamburger Arbeitsstelle für deutsche Exilliteratur, in den Frankfurter Heften einen ersten Aufsatz zum Thema Exilverlage.[97] Walter hatte damals bereits mit den Vorarbeiten für seine groß angelegte, sozialgeschichtlich orientierte Gesamtdarstellung der deutschsprachigen Exilliteratur begonnen, von der die ersten beiden Bände 1972 herauskamen und an der er – mit Unterbrechungen – bis zu seinem Lebensende arbeiten sollte.[98] Von 1969 an wurde das Vorhaben dank der Unterstützung von Walter Jens (1923–2013) von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.[99] In einem Gespräch mit Heinz Ludwig Arnold, das in der Zeitschrift Akzente vom Dezember 1973, einem Heft mit dem Thema Die Exil-Literatur und ihre Erforschung, veröffentlicht wurde, berichtet der wissenschaftliche Einzelgänger über seine Motivation, sich intensiv mit der Exilliteratur zu beschäftigen:

Ich bin vor etwa 10 oder 11 Jahren durch Zufall auf dieses Desiderat gestoßen. Durch Zufall insofern, als ich kurz hintereinander die „Entstehung des Doktor Faustus“ von Thomas Mann und die Svendborger Gedichte von Brecht gelesen habe. Mich hat damals erstaunt, daß zwei so gegensätzliche Schriftsteller etwa zur gleichen Zeit Vergleichbares erlebt haben, und ich wollte mich darüber informieren. Ich habe zu Literaturdarstellungen, Literaturgeschichten gegriffen und nichts darin gefunden. Daraufhin sagte ich mir, man müßte da mal nachgraben. Das war der Anfang.[100]

1965 wurde erstmals eine literaturwissenschaftliche Dissertation zum Thema Exilliteratur von einer Universität in der Bundesrepublik Deutschland, der Universität Hamburg, angenommen.[101] Autor war der Verleger Matthias Wegner, dessen mit Egon Schwarz ein Jahr zuvor herausgegebene Anthologie Verbannung bereits oben erwähnt wurde. Die Dissertation mit dem Titel Das Problem der Emigration in theoretischen und dichterischen Zeugnissen der deutschen Exil-Literatur 1933‒1945 wurde mit dem Titel Exil und Literatur. Deutsche Schriftsteller im Ausland 1933‒1945 im Jahre 1967 veröffentlicht.[102] In seiner Untersuchung, die Wegner als „Beitrag zur Grundlagenforschung der Exil-Literatur“ verstanden wissen möchte (S. 227), dankt er Prof. Dr. Karl Ludwig Schneider (1919‒1981) ‒ wohl seinem Doktorvater ‒, der zu den verfolgten Regimegegnern gehörte, die nach 1945 als „Weiße Rose Hamburg“ bezeichnet wurden und der in der von ihm gegründeten Hamburger Akademischen Rundschau zahlreiche Originalbeiträge von Exilierten veröffentlicht hatte.[103] In seiner Rezension der 2. Auflage von Wegners Buch (1968) fasst Werner Berthold die Intention der Arbeit zusammen:

Wegner versucht die deutsche Exil-Literatur der Jahre 1933‒1945 von der Ausnahmesituation der Emigranten-Existenz her zu begreifen. Angesichts der Tatsache, daß Vertreter unterschiedlichster Richtungen, sozialistische Realisten, Expressionisten wie Mitglieder des George-Kreises neben all den nur auf sich selbst gestellten konsequenten Individualisten im Exil lebten, stellt er die Frage, inwieweit das ihnen allen gemeinsame Erlebnis der Verbannung eine Bewußtseinsveränderung bewirkte, die sich auch in künstlerischer Weise ausdrückte und dem Terminus ‚Exil-Literatur‘ mehr als nur die Bedeutung eines rein formalen Oberbegriffes für die Werke aller geflüchteten Schriftsteller verleiht.[104]

Wegners Antwort, die er durch seine Untersuchung gibt, bestätige eine bereits u. a. von Ludwig Marcuse 1935 vertretene These: „Wenn das Exil, als außergewöhnliche Situation, auch die in ihr stehenden Schriftsteller verändert, so geschieht dies doch auf höchst verschiedenartige Weise […].“ Berthold bemerkt einschränkend, dass Wegner den Einfluss des Exil-Erlebnisses auf das literarische Schaffen nur an einigen Autobiographien und Romanen nachweist, die das Exil-Erlebnis selbst zum Thema haben (Hasenclever: Die Rechtlosen, Klaus Mann: Der Vulkan, Feuchtwanger: Exil und Anna Seghers: Transit); diese Beschränkung führe dazu, „daß gerade die künstlerisch bedeutendsten Bücher der deutschen Exil-Literatur unberücksichtigt bleiben müssen“, z. B. Anna Seghers‘ Roman Das siebte Kreuz und Thomas Manns Lotte in Weimar.[105]

Ein Jahr vor der Dissertation von Wegner, fast parallel dazu, wurde in Ost-Berlin Klaus Jarmatz 1964 mit einer Arbeit über Grundprobleme der deutschen antifaschistischen Literatur 1933‒1945 vom Institut für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED promoviert. Auch sie erschien 1966 als Buch unter dem Titel Literatur im Exil[106] im Dietz Verlag in Ost-Berlin. Jarmatz vertritt darin, im Sinne der marxistischen Literaturwissenschaft, die These, dass schon in der Exilliteratur die Entwicklung „des sogenannten bürgerlichen Realismus zum sozialistischen Realismus“ eingesetzt habe und die Exilliteratur als Vorläufer der DDR-Literatur zu verstehen sei.[107] Klaus Jarmatz, der seiner Ideologie verpflichtet blieb, gehörte auch zum Autorenkollektiv der seit 1975 erarbeiteten, nach Ländern gegliederten 7-bändigen Ausgabe Kunst und Literatur im antifaschistischen Exil 1933‒1945 der Akademie der Wissenschaften der DDR / Zentralinstitut für Literaturgeschichte und der Akademie der Künste der DDR, deren Band 1, Exil in der UdSSR (1979), er verantwortete.[108]

Für die Erforschung des politischen Exils sei aus den Jahren unmittelbar nach 1965 nur die Arbeit des Historikers Werner Röder (1938‒2016) über Die deutschen sozialistischen Exilgruppen in Großbritannien 1940‒1945 genannt, die sich zu einer „Geschichte des deutschen politischen Exils in Großbritannien“ ausweitete[109] und mit der er 1967 an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert wurde.[110] Röder, am Institut für Zeitgeschichte in München tätig (seit 1980 als Archivleiter), war einer der Pioniere der westdeutschen Exilforschung; er fungierte u. a. für das Institut für Zeitgeschichte als deutscher Herausgeber des Biographischen Handbuchs der deutschsprachigen Emigration nach 1933.[111] 1968 gehörte Röder zu den Unterzeichnern der Münchener Erklärung der außerparlamentarischen Opposition gegen Bundeskanzler Kiesinger nach dem Attentat auf Rudi Dutschke und war einer der drei Personen, die für das Flugblatt verantwortlich zeichneten.[112]

Erwähnt werden soll auch eine Untersuchung zur Wissenschaftsemigration, über die seit der frühen Arbeit der Soziologin Helge Pross (1927‒1984) zum Thema Die deutsche akademische Emigration nach den Vereinigten Staaten 1933–1941 im Jahre 1955[113] und einem Aufsatz der in die USA emigrierten Politologin Louise Wilhelmine Holborn (1898‒1975), gleichfalls über deutsche Wissenschaftler in den Vereinigten Staaten 1965,[114] keine Arbeiten mehr in der Bundesrepublik Deutschland erschienen waren: Am Bibliothekar-Lehrinstitut des Landes Nordrhein-Westfalen schrieb der Germanist und Historiker Harro Kieser, Bibliotheksreferendar an der Deutschen Bibliothek und später Mitarbeiter am Biographischen Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 und in der Bibliothek u. a. lange im Deutschen Exilarchiv 1933‒1945 tätig, 1968 seine Hausarbeit über Die Verzeichnung des Schrifttums von Emigranten aus dem deutschen Sprachbereich (1933‒1950); Kernstück bildete der „Versuch eines Modells einer Bio-Bibliographie emigrierter Wissenschaftler, durchgeführt am Beispiel emigrierter Germanisten“, bei dem Kieser etwa 40 Wissenschaftler*innen recherchiert und teils erstmals verzeichnet hat.[115]

4.3. Exil in den Medien der Bundesrepublik

Seit Mitte der 1960er-Jahre ist auch ein zunehmendes Interesse der Medien an den Themen Exil und Emigration zu beobachten. Als Beispiele seien nur zwei Sendereihen von Rundfunkanstalten in der Bundesrepublik erwähnt. Bereits 1962 brachte Radio Bremen eine 5-teilige Hörfunkreihe mit dem Titel Auszug des Geistes; gesendet wurden vor allem Gespräche mit Emigrant*innen, beginnend mit einem Gespräch mit Hannah Arendt (1906‒1975). ‒ Der Sender Freies Berlin strahlte 1967 eine 5-teilige Fernsehreihe aus, deren Titel Um uns die Fremde einem Gedicht und einer Gedicht-Anthologie von Max Herrmann-Neisse (1886‒1941) entlehnt war. Der Spiegel brachte einen äußerst kritischen Bericht über die Entstehung und das Ergebnis der ursprünglich auf 10 Folgen angelegten Reihe. Der große Aufwand – in vierjähriger Vorbereitung seien 140 Emigranten und Historiker gehört worden und 27 Institute, Archive und Museen in zehn Ländern besucht worden – komme „in der Sendung nicht zu voller Wirkung: Denn Recherchier-Team, Redaktionsstab und wissenschaftliche Beratergruppe […] harmonierten nicht.“ Im Spiegel-Bericht wird auch SFB-Programmdirektor Eberhard Schütz (1911‒1985), der selbst im Exil in Frankreich, der Sowjetunion und Großbritannien war, zitiert: „‘Die Auswahl‘, so entschied er, ‚hält einer gerechten Wertung nicht stand‘.“ Deshalb wurde die Reihe an die letzte Stelle des Abendprogramms gestellt.[116] ‒ Beide Sendereihen wurden in Publikationen dokumentiert.[117]

4.4. Zu einer Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung (September 1966)

Von 1965 bis 1967 veranstaltete das Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung drei Tagungen zur Widerstandsforschung, die erstmals auch das politische Exil einbezogen. Die zweite Tagung, die vom 25. bis 30. September 1966 zum Thema Widerstand, Verfolgung und Emigration 1933‒1945 in Bergneustadt stattfand,[118] legte den Schwerpunkt auf die Emigration, sowohl die politische wie auch die jüdische und die literarische; unter den Referenten waren Wissenschaftler aus der Bundesrepublik, aus Österreich, den USA, Frankreich und Schweden, darunter Werner Berthold von der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main, Hans-Albert Walter, Werner Röder und Günter Plum, letztere vom Institut für Zeitgeschichte, der Historiker Herbert Steiner (1923‒2001), Leiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands in Wien und der Journalist und Holocaust-Historiker Lucien Steinberg (1926‒2008) aus Paris. Werner Berthold referierte über den Stand der „Sammlung und Erschließung deutscher politischer Exil-Literatur“ und analysierte die Gründe für die Vernachlässigung des Exils in der Bundesrepublik; er sieht sie vor allem in der politischen Ausrichtung der Träger des Widerstands im Exil, bei dem die Vertreter der Linken überwogen.[119] Um „die Erforschung der Zeit des Exils voranzubringen und sie ins politische Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit zu heben“, forderte Berthold sowohl die Sammlung und Erschließung der Quellen als auch deren planmäßige Bearbeitung. Konkret nannte er hier unter anderem kommentierte Quelleneditionen, Reprints von Exilzeitschriften, Parteienstudien, biographische Untersuchungen über die bedeutenderen Persönlichkeiten, über „das Engagement der Schriftsteller im politischen Kampf“ und besonders die Koordinierung der – inzwischen auch in anderen Ländern angelaufenen – Exilforschung durch eine zentrale Stelle[120] – Aufgaben, für deren Förderung in den nächsten Jahren auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gewonnen werden konnte.

4.5. DFG-Projekte zur Sicherung und Erschließung der Quellen („Grundforschung“)

Im Dezember 1968 beschloss der Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft die Förderung des Projekts „Erschließung von Quellen zur deutschen Emigration 1933‒1945“ aus den allgemeinen Bibliotheksmitteln. Es handelte sich um ein Gemeinschaftsunternehmen zur Erschließung der ungedruckten politischen Quellen, zu dem sich das Bundesarchiv in Koblenz, das Institut für Zeitgeschichte in München, die Deutsche Bibliothek in Frankfurt, das Archiv des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Düsseldorf und das Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn zusammengeschlossen hatten. Als Parallelunternehmen zu dieser „Dokumentation I“ wurde 1972 mit der Erschließung der ungedruckten literarischen Quellen begonnen („Dokumentation II“); daran waren das Deutsche Literaturarchiv in Marbach, die Deutsche Bibliothek und das Literaturarchiv der Akademie der Künste in West-Berlin beteiligt. Eine dritte Dokumentation, die gedruckten autobiographischen Zeugnisse der Emigration betreffend, wurde an der 1970 von Hans Wolffheim gegründeten Hamburger Arbeitsstelle für deutsche Exilliteratur, zunächst unter Wolffheim selbst, von 1976 an unter Hans-Albert Walter, erarbeitet.

Die „Grundforschung“ wurde seit ihren Anfängen, u. a. von Manfred Durzak,[121] heftig kritisiert. Werner Berthold bemerkte dazu in seinem Bericht über das II. Internationale Symposium zur Erforschung des deutschsprachigen Exils nach 1933 im August 1972 in Kopenhagen:

Um gleich einem naheliegenden Mißverständnis zu begegnen: die derzeitige schwerpunktartige Beschäftigung mit der Grundforschung hat nichts zu tun mit „Eskapismus“, ist gewiß kein unverbindliches Glasperlenspiel, eine Flucht aus politischer Verbindlichkeit ins Material. Selbstverständlich erhält diese Arbeit an den Quellen ihren Sinn erst in der weiterführenden Forschung, die heute schon angesteuert wird bzw. zum Teil schon aufgenommen ist. Und: unsere Exilforschung sieht immer eine ihrer Hauptaufgaben in der Mitwirkung an der politischen Aufklärung. Dies kann aber wahrheitsgetreu nur aus umfassender Kenntnis der Quellen heraus geschehen.[122]

Ebenfalls von der DFG gefördert wurden auf den erschlossenen Quellen aufbauende Projekte. Zu nennen ist an erster Stelle das dreibändige, groß angelegte Biographische Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933,[123] das vom Institut für Zeitgeschichte in München und der Research Foundation for Jewish Immigration in New York unter Leitung der Historiker Werner Röder und Herbert A. Strauss erarbeitet und von Klaus G. Saur, München, verlegt wurde; Strauss (1918‒2005) hatte noch im Juni 1943 mit Lotte Kahle, seiner Verlobten und späteren Frau, vor drohender Deportation über die grüne Grenze in die Schweiz entkommen können, wo er in Bern Geschichte studierte und 1946 promoviert wurde; seit 1946 in den USA, lehrte er Geschichte am City College of New York und wurde 1982 als Gründungsdirektor des Zentrums für Antisemitismusforschung an die Technische Universität Berlin berufen.[124]

Das vierbändige Handbuch der deutschen Exilpresse 1933‒1945[125] von Lieselotte Maas (1937-2020), das von Eberhard Lämmert herausgegeben wurde, ist für Manfred Briegel, den langjährigen Referenten der DFG für sprach-, literatur- und medienwissenschaftliche Fächer, ein gelungenes Beispiel für „die Entwicklung der Exilforschung von der Materialsicherung zur interpretierenden Darstellung“.[126] Die Redaktion für den bibliographischen Teil war der Deutschen Bibliothek angegliedert. Die Arbeiten der Theater- und Publizistikwissenschaftlerin Lieselotte Maas[127] begannen im Februar 1967 für ein DFG-Projekt des Dortmunder Instituts für Zeitungsforschung zur Mikroverfilmung der deutschsprachigen Exilpresse mit der Ermittlung und dem bibliografischen Nachweis von Hunderten von Exilzeitschriften in europäischen Bibliotheken und Archiven. Anschließend wurden im Rahmen eines weiteren DFG-Projekts an der Deutschen Bibliothek mehr als 400 Exilzeitschriften bibliografisch erschlossen und die Ergebnisse von 1976 bis 1981 in drei Bänden in der Reihe Sonderveröffentlichungen der Deutschen Bibliothek veröffentlicht. In Band 4 schließlich wurden die von 1933 bis zum Kriegsbeginn in verschiedenen Ländern Europas publizierten Zeitschriften und Zeitungen interpretiert und dargestellt, „d. h. der ‚Materialwust‘ wurde ausgewertet“, wie Briegel bemerkt.[128]

Von der DFG gefördert wurde auch das von John M. Spalek, University of New York at Albany, N.Y., erarbeitete Verzeichnis der Quellen und Materialien der deutschsprachigen Emigration in den USA seit 1933, das in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bibliothek herausgegeben wurde.[129]

In Kopenhagen kündigte Werner Berthold als weiteres Projekt der Deutschen Bibliothek die formale und inhaltliche Erschließung wichtiger Exilperiodika – vor allem des New Yorker Aufbau / Reconstruction – an, wofür die DFG voraussichtlich Mittel im Laufe des Jahres 1973 bereitstellen werde. Begonnen mit der Inhaltserschließung ausgewählter literarischer und kulturpolitischer Exilzeitschriften hatte die Akademie der Künste zu Berlin [Ost]; in ihren analytischen Bibliographien hatte sie nach einem von dem Germanisten Gerhard Seidel (1929–2000), dem langjährigen Leiter des Bertolt-Brecht-Archivs, erarbeiteten Konzept, unter anderen die Zeitschriften Die Linkskurve,[130] Das Wort[131] und Mass und Wert[132] erschlossen. In den folgenden Jahren bearbeitete die Deutsche Bibliothek mit DFG-Mitteln, neben dem Aufbau und dem Neuen Vorwärts, die Zeitschriften der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die als Buch mit einer Einleitung von Walter Fabian, dem Mitbegründer ihrer Exilsammlung, veröffentlicht wurde.[133]

4.6. Erstes Internationales Symposium zur Erforschung der deutschsprachigen Exilliteratur in Stockholm (September 1969) und die „Stockholmer Koordinationsstelle“

Der Koordinierung der – inzwischen internationalen – Exilforschung nahm sich Walter A. Berendsohn am Deutschen Institut der Universität Stockholm an.[134] Gustav Korlén (1915–2014), der Leiter des Instituts, hatte ihn Ende der 1950er-Jahre an das Institut geholt, und dank Korléns Beziehungen konnte er dort noch im hohen Alter weiterlehren. Wie Berendsohn Werner Berthold am 6. August 1966 mitteilte, werde er sich – nach langer Zeit der Resignation – wieder der Exilliteratur zuwenden und von September bis Dezember 1966 „ein Seminar über ‚Deutsche Literatur der Flüchtlinge aus dem Dritten Reich. Erforschung, Probleme, Aufgaben‘“ halten:

Professor Gustav Korlén hat meinen Vorschlag, in seinem deutschen Institut an der Universität die Forschung auf diesem Gebiet, das die berufenen Forschungsstätten an den deutschen Hochschulen kaum beachten, kräftig zu fördern, mit lebhaftem Interesse aufgenommen. Die Universität Stockholm wird also künftig ein Zentrum für die Arbeit in diesem Felde sein.[135]

Von Januar 1967 bis August 1969 veröffentlichte Berendsohn vier hektographierte Berichte[136] über den internationalen Stand der Exilforschung. Im 3. Bericht (von April 1969) stellte er die sich noch in den Anfängen befindliche Habilitationsschrift über das Exil in Schweden von Helmut Müssener vor, der zu der Zeit als Ausländischer Lektor am Deutschen Institut lehrte, und schlug – etwas eigenmächtig – im Namen des Instituts die Veranstaltung einer internationalen Tagung im September 1969 in Stockholm vor, „um die internationale Zusammenarbeit auf diesem Gebiet zu fördern und zu festigen“. Wie Berendsohn schrieb, sollten „nicht einzelne Schriftsteller und Werke erörtert werden, sondern nur die Problematik der Gesamterscheinung“.[137] Mit der Vorbereitung der Infrastruktur der Tagung betraute Korlén H. Müssener, für die Finanzierung konnten die VolkswagenStiftung und der Schwedische Humanistische Forschungsrat gewonnen werden. Müssener bemerkt dazu im Rückblick: „Korlén und HM konnten erleichtert durchatmen, während WAB wieder einmal über die Kleinmütigen triumphierte. ‚Chuzpe‘, in der allerbesten Bedeutung des Wortes, Optimismus, Waghalsigkeit, Elan eines fast 85-jährigen hatten gesiegt.“[138]

Am I. Internationalen Symposium zur Erforschung des deutschsprachigen Exils vom 18. bis 21. September 1969 an der Universität Stockholm nahmen offiziell etwa 60 Wissenschaftler*innen und Publizis*tinnen aus 14 Staaten teil, davon mehr als 90% männliche Teilnehmer. Die meisten Teilnehmer*innen kamen aus der Bundesrepublik Deutschland – als einziger Vertreter der Universitätsgermanistik Hans Wolffheim aus Hamburg –, an zweiter Stelle stand Schweden, an dritter die USA; die DDR war, anders als angemeldet, mit nur zwei Personen vertreten – dem Historiker Wolfgang Kießling (1929–1999) und dem Bibliothekar Jürgen Stroech, beide vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED.[139]

Hauptthema in Stockholm war die sog. „Grundforschung“ – ein Begriff, den Walter A. Berendsohn geprägt hatte für die Sicherstellung und Erschließung der Quellen als Voraussetzung der weiterführenden Forschung; daneben ging es u. a. um den Begriff „Exilliteratur“ – Berendsohn hätte „Flüchtlingsliteratur aus dem Dritten Reich“ bevorzugt, man einigte sich aber schließlich auf „Deutsche Exil-Literatur“ ‒ und als zeitliche Begrenzung des Forschungsgebiets die Jahre 1933‒1945, die Berendsohn gerne ausgeweitet hätte. In seinem programmatischen Beitrag über Aufgaben und Probleme der Grundforschung forderte Helmut Müssener „das Zusammenwirken verschiedenster Wissenschaftsdisziplinen wie Zeitgeschichte, Soziologie, Politologie, Psychologie, Literaturwissenschaften“ ein.[140] Die Notwendigkeit einer interdisziplinären Zusammenarbeit wurde auch von Werner Berthold und Viktor Suchy (1912‒1997), dem Generalsekretär der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur in Wien, betont.

Der Germanist John M. Spalek, Los Angeles, später Albany, der mit dem Germanisten Guy Stern, Cincinnati, und anderen die USA vertrat, berichtete über den Stand der dortigen Exilforschung. (Guy ‒ früher Günther ‒ Stern, geboren 1922 in Hildesheim, war 1937 von seinen Eltern mit Unterstützung des „German-Jewish Children’s Aid Committee“ zu Verwandten nach St. Louis geschickt worden; so überlebte er als einziges Mitglied seiner Familie; seine Eltern und Geschwister kamen im Warschauer Ghetto zu Tode. Der 1928 in Warschau als Sohn eines Baptistenpredigers geborene John M. Spalek war im Sommer 1944 mit seiner Mutter, die deutsche Wurzeln hatte, in die Nähe von Gummersbach geflohen; nach Abschluss einer Tischlerlehre wanderte er 1949 in die USA aus, wo er 1951 ein College-Studium und 1955 ein Germanistik-Studium aufnahm.) ‒ Werner Berthold berichtete über den Forschungsstand in der Bundesrepublik; im Zentrum seines Berichtes standen die Projekte der „Grundforschung“.

Es entsprach dem Forschungsstand, dass die Bundesrepublik noch überwiegend von Teilnehmern außeruniversitärer Einrichtungen vertreten wurde. Dazu schreibt Hans-Albert Walter in seinem Artikel in der Zeit, nachdem er festgestellt hatte, dass die DDR – anders als in der Tagespresse berichtet – das Symposium nicht boykottiert habe:

Symptomatisch war es auch, daß die Zusammensetzung des westdeutschen Teams genau die Bedeutung widerspiegelte, die unsere Germanistik dem in Stockholm behandelten Thema beimißt. Neben Werner Berthold, dem Leiter der Sammlung Exilliteratur in der Deutschen Bibliothek Frankfurt, und den Professoren Hans Wolffheim und Alfred Kantorowicz, Hamburg, wurde die Bundesrepublik durch Publizisten und Studenten repräsentiert.

Werner Bertholds Referat zur Exilforschung in der Bundesrepublik zeigte einmal mehr, daß der Anstoß zu wissenschaftlicher Beschäftigung mit der Exilliteratur nicht von den Universitäten kam. An erster Stelle durfte Berthold mit Recht die Deutsche Bibliothek selbst nennen, die mit ihrer Sammeltätigkeit und der Wanderausstellung „Exil-Literatur 1933‒1945“ das öffentliche Interesse geweckt hat. Zum zweiten erwähnte er die Biobibliographie, die Wilhelm Sternfeld und Eva Tiedemann, ein emigrierter Publizist und eine Bibliothekarin, 1962 veröffentlichten. Das inzwischen unentbehrlich gewordene Werk hat jüngeren Publizisten bei ihrer Arbeit wesentlich geholfen. Auch eine Gesamtdarstellung der Exilliteratur entsteht außerhalb der Universitäten. Der Verfasser dieses Berichts arbeitet seit fünf Jahren an dem Buch und wird seit einem Jahr von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell unterstützt. […]

Wolfgang Kiessling vom Institut für Marxismus-Leninismus behandelte […] ein Spezialthema zur politischen Emigration in Lateinamerika. Über den allgemeinen Forschungsstand in der DDR war daraus relativ wenig zu entnehmen, wohl aber die grundsätzliche Bemerkung, Exilforschung werde als Teil der Erforschung des antifaschistischen Widerstands betrieben.

Vergleicht man die beiden Arbeitsberichte mit den Beiträgen ausländischer Teilnehmer, so ergibt sich trotz weitgehender Abstinenz der westdeutschen Germanistik paradoxerweise, daß zur Erforschung der literarischen und politischen Emigration in den beiden deutschen Staaten bisher faktisch am meisten geschehen ist.

Sieht man von der CSSR und Schweden ab, so steht die Arbeit noch überall in den Anfängen. Das gilt auch für die USA.[141]

Um die Organisation der weiteren Zusammenarbeit sicherzustellen, wurde auf dem Stockholmer Kongress die Gründung der Stockholmer Koordinationsstelle zur Erforschung der deutschsprachigen Exil-Literatur beschlossen. In den einzelnen Ländern sollten regionale Dokumentationszentren eingerichtet werden für die Erstellung von Berichten des jeweiligen Landes, die dann von der Stockholmer Koordinationsstelle zusammengestellt und multipliziert werden sollten.

Finanziert wurde die auf fünf Jahre geplante Koordinationsstelle vom Schwedischen Humanistischen Forschungsrat, dem Deutschen Institut der Universität Stockholm und von 1971 an, auf Vermittlung von Außenminister Willy Brandt, vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland, dessen Mittel von der DFG verwaltet wurden. Von Oktober 1969 bis Ende Juni 1975 war Helmut Müssener, als Assistenzprofessor, zusätzlich neben seinen Lehr- und Forschungsaufgaben, für die Tätigkeit der Koordinationsstelle verantwortlich. Ihm zur Seite standen eine Sekretärin (Gisela Sandqvist, auf einer halben Stelle) und ein Archivmitarbeiter (Anatol Ackermann). In Erfüllung ihrer Hauptaufgabe gab die Koordinierungsstelle von September 1970 bis Juli 1975, anknüpfend an die Berichte Berendsohns, 10 Berichte über den Stand der internationalen Exilforschung heraus, die Ende 1974 von knapp 500 Instituten, Verlagen und Privatpersonen in 39 Staaten bezogen wurden. Hinzu kamen 25 Publikationen und 23 Rundschreiben.[142]

5. Nach 1970

5.1. Exilliteratur an den Universitäten der Bundesrepublik Deutschland

Hans-Albert Walter hatte seinen Bericht über Stockholm mit den Worten geschlossen: „Die Kontakte zwischen den Forschern bestehen nun. Sie zu verstärken, den Kreis der Wissenschaftler zu vergrößern, ihre Arbeit materiell kräftig zu fundieren, ist jetzt das Dringlichste. Eine offene Frage ist auch, ob die deutsche Germanistik diese Herausforderung annehmen wird. Es wäre zu wünschen, auch in ihrem Interesse.“[143] In Stockholm selbst, im September 1969, hatte Walter „auf das Versagen der Germanistik in der BRD“ hingewiesen und es damit begründet, dass „ein Teil der älteren Germanisten […] aus begreiflichen Gründen das ‚Dritte Reich‘“ verdränge – „aber ein ähnliches Bild sich leider auch bei ihren Nachfolgern“ ergebe.[144]

Vier Jahre später, 1973, stellte Peter Laemmle in der Zeitschrift Akzente fest, dass „das Thema ‚Exil‘ gegenwärtig Konjunktur“ habe.[145] Der Anstoß zu einer Wende war von den Universitäten gekommen. Mit der Studentenbewegung hatte vor allem in der Soziologie und Gesellschaftsphilosophie das Denken des intellektuellen Exils einen großen Durchbruch erzielt. Nach Claus-Dieter Krohn gab es kaum eine studentische Zeitschrift, „die nicht regelmäßig auf jenes kritische Milieu Bezug nahm, wobei insbesondere die Arbeiten Herbert Marcuses und Wilhelm Reichs zu den Dauer-Themen gehörten“.[146] Nicht so erfolgreich war, wie Ernst Fischer bemerkt, die Aneignung der Exilliteratur ‒ mit der Ausnahme Bertolt Brechts.[147]

Noch 1970 hat Hans-Albert Walter einen programmatischen Aufsatz mit dem Titel veröffentlicht: Noch immer: Draußen vor der Tür. An der Exilliteratur könnte die Germanistik den Ausweg aus der Krise proben“.[148] Neben den allgemeinen Restaurationstendenzen der Adenauer-Ära erwähnt er hier auch als Ursachen, die eine Rezeption der Exilliteratur bisher verhinderten, die „formalistischen, werkimmanenten, ja generell literar- und kunstautonomen Interpretationsmethoden“ der westdeutschen Germanistik nach 1945, die „zur Erhellung einer so komplexen Materie ungeeignet waren“; in der Exilliteratur läge geradezu ein Modell vor, „an dem die Beziehungen von Kunst und Gesellschaft, Literatur und Politik deutlich werden“.[149]

Doch hatten zu dieser Zeit vor allem jüngere Germanisten selbst schon deutliche Kritik an der werkimmanenten Interpretationsmethode und der fehlenden Auseinandersetzung der Germanistik mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit geäußert. Als Signal im geisteswissenschaftlichen Bereich kann der Münchener Germanistentag vom 17. bis 22. Oktober 1966[150] gelten, auf dem erstmals die Verstrickungen der Germanistik mit dem NS-Regime thematisiert wurden. Auf dem Germanistentag sprachen – als „junge Frondeure“ von der Presse bezeichnet [151] – Eberhard Lämmert (FU Berlin), Walther Killy (Universität Göttingen), Karl Otto Conrady (Universität Kiel, ab 1969 Köln) und Peter v. Polenz (Universität Heidelberg). Ihre Beiträge, die den Zusammenhang zwischen Nationalismus und Germanistik thematisieren, wurden 1967 in dem Suhrkamp-Band Germanistik – eine deutsche Wissenschaft[152] veröffentlicht. In seinem Beitrag über Deutsche Literaturwissenschaft und Drittes Reich betont Karl Otto Conrady (1926-2020) den Zusammenhang zwischen fehlender Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und Wissenschaftsmethode:

Die von den deutschen Literaturwissenschaftlern nach 1945 so energisch vollzogene Wendung zur werkimmanenten Interpretation, die sich als Reaktion auf geistesgeschichtliches Konstruieren schon in den vierziger Jahren ankündigte, und die Hingabe an die Spiele der ästhetischen Formen erklären sich als Gegenschlag gegen die Vorherrschaft nationalpädagogischer Kriterien und sind natürlich auch ein willkommenes Mittel zur Flucht aus den politisch-ideologischen Verstrickungen des Dritten Reichs.[153]

Eine direkte Linie vom Protest auf dem Germanistentag 1966 zur Exilforschung lässt sich besonders bei Eberhard Lämmert (1924‒2015) verfolgen, der sich schon früh für die Exilforschung eingesetzt hat. So war er u. a. bei den DFG-Projekten zur Förderung der Exilforschung aktiv, z. B. als Leiter des Arbeitskreises zur Vorbereitung des Schwerpunktprogramms Exilforschung, als einer der Gutachter des Schwerpunkts und als Herausgeber des Handbuchs der Exilpresse von Lieselotte Maas (siehe oben). Im September 1972 nahm er am II. Internationalen Symposium zur Erforschung des deutschsprachigen Exils in Kopenhagen teil und setzte sich in einem langen Diskussionsbeitrag mit der Position der DDR-Delegation und ihrer Sichtweise auseinander, als Exilliteratur nur die Autor*innen zu berücksichtigen, die „unmittelbar in den Kontext der humanistisch-sozialistischen Literaturgeschichte passen“.[154]

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass – nach Bernhard Spies – „die westdeutsche Germanistik […] das Gesamtphänomen Exilliteratur […] im Zusammenhang mit den Methodenkontroversen und dem Vordringen sozialhistorischer Ansätze“ entdeckte[155] und somit schon damit begonnen hatte, Hans-Albert Walters Vorschlag, „an der Exilliteratur den Ausweg aus der Krise zu erproben“, umzusetzen.

Von Ende der 1960er-Jahre an wurden (und werden) an zahlreichen Universitäten Lehrveranstaltungen zum Thema Exilliteratur angeboten. Einige Beispiele sollen dies belegen:

Nach Jan Hans hat Hans Wolffheim im Wintersemester 1968/69 an der Universität Hamburg ‒ „zum ersten Mal an einer westdeutschen Universität“ ‒ ein Hauptseminar abgehalten, „das die Exilliteratur in einem Überblick vorstellte“.[156] Wie Hans weiter berichtet, führten von 1971 an Wolffheim und er in jedem Semester mindestens eine Lehrveranstaltung zum Thema Exil durch.[157] (Näheres siehe in Abschnitt 5.2.)

Auch an anderen Universitäten der Bundesrepublik Deutschland wurden seit Ende der 1960er-Jahre Lehrveranstaltungen zum Thema Exilliteratur angeboten. Die vermutlich erste Lehrveranstaltung überhaupt, die dem Gesamtphänomen Exilliteratur gewidmet war, fand im Wintersemester 1966/67 an der Ludwig-Maximilians-Universität München statt. Wie Sabine Koloch recherchiert hat,[158] hat die Literaturwissenschaftlerin Marie-Luise Gansberg (1933‒2003), die als – bisher leider vergessene – Pionierin der Exilforschung gelten kann, bereits in diesem Semester ein Proseminar über Emigranten-Literatur (1933‒45) durchgeführt. Im gleichen Semester hielt Herbert Wiesner ein Proseminar über Innere Emigration, ein Thema, das er 1965 auch in dem von Hermann Kunisch herausgegebenen Handbuch der deutschen Gegenwartsliteratur bearbeitet hatte. Thomas Mann wurde in diesem Semester in mehreren Veranstaltungen berücksichtigt, u. a. in einer Vorlesung von Walter Müller-Seidel (1918‒2010) zum Thema Vom Faustbuch zum „Doktor Faustus“.[159]

Marie Luise Gansberg hatte bei Wolfgang Abendroth in Marburg studiert und 1962 bei Friedrich Sengle in Heidelberg promoviert; vom Wintersemester 1962/63 an war sie dort als wissenschaftliche Assistentin von Friedrich Sengle tätig, in gleicher Funktion von Juli 1965 bis März 1968 am Seminar für Deutsche Philologie II der Universität München. Koloch bezeichnet Gansberg als „eine Akteurin der 68er-Bewegung“: im Rahmen der „Sozialwissenschaftlichen Reihe des SDS“ hielt sie, ebenfalls im Wintersemester 1966/67, am 5. Dezember 1966 einen Vortrag mit dem aussagekräftigen Titel: Deutsche Exilliteratur – ein tabuisierter Tatbestand. Zuvor hatte sie sich schon im August 1966 an den Ferienkursen des Goethe-Instituts für Deutschlehrer und Hochschulgermanisten aus dem Ausland mit einer 6-stündigen Vorlesung über die Massenemigration deutscher Schriftsteller 1933‒47 beteiligt. In den Beiträgen zu den Ferienkursen des Goethe-Instituts gab sie einen Überblick über den Inhalt ihrer Vorlesung und Hinweise auf die bisherige Forschungsliteratur: sie nennt den von Werner Berthold herausgegebenen Ausstellungskatalog der Deutschen Bibliothek (1965), die Bio-Bibliographie von Sternfeld-Tiedemann (1962), den Artikel von Hildegard Brenner im Handbuch der deutschen Gegenwartsliteratur (1965) und die Bücher von Walter A. Berendsohn (1946), Klaus Jarmatz (1966) und Helge Pross (1955). Ihr Fazit:

Wie die wenigen Literaturangaben zeigen, steht die westdeutsche Forschung – nach 21 Jahren! – immer noch am Anfang, ist über kompilierende Überblicke noch nicht hinausgekommen. Freilich ist die große historische Darstellung bislang auch im Osten nicht geschrieben worden.

Im Kanon westdeutscher Schullesebücher sind Texte aus der dt. Exilliteratur kaum vertreten, kanonisiert werden vielmehr ‚innere Emigranten‘, Traditionalisten, Vertreter einer ‚heilen Welt‘ (vgl. Statistik in Jens Clausen, Helga Gallas: Wer bevölkert den Parnaß unserer Schulstuben? In der Zeitschrift „alternative“, Heft 45, Dez. 1965). Die Exilliteratur ist nach 1945 im Westen nicht als „Literatur des besseren Deutschland“ rehabilitiert, sondern von der Hochschul- und Schul-Germanistik weitgehend geistig verdrängt, tabuiert worden.“[160]

Gansberg beabsichtigte, sich über Exilliteratur zu habilitieren; dieser Vorschlag wurde jedoch von Friedrich Sengle abgelehnt. Nach einem Sonderurlaub zur Wahrnehmung eines Habilitationsstipendiums ließ sie sich am 1. Oktober 1970, vermutlich infolge ablehnender Reaktionen vor allem nach der Assistenten-Flugblatt-Aktion im Januar 1969, die Sabine Koloch ausführlich dargestellt hat, an die Universität Marburg versetzen, wo sie von 1972 an als erste Professorin am Institut für Neuere deutsche Literatur lehrte und die Forschungsrichtung „Feministische Literaturwissenschaft“ mitbegründete.[161]

An der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main führte ein Semester nach dem ersten der Exilliteratur gewidmeten Hauptseminar Hans Wolffheims in Hamburg Siegfried Sudhof (1927‒1980) im Sommersemester 1969 ein Hauptseminar mit dem Titel Emigrantenliteratur (1933‒45) durch. Zu Sudhofs Arbeitsschwerpunkten gehörten neben der Romantik (Clemens von Brentano), dem Kreis von Münster u. a. auch Heinrich Mann und die Exilliteratur;[162] Anfang der 1970er-Jahre gründete er den Arbeitskreis Heinrich Mann und war Begründer und Herausgeber des Mitteilungsblatts des Arbeitskreises Heinrich Mann,[163] das von 1972 bis 1982 erschien und durch das Heinrich-Mann-Jahrbuch fortgesetzt wurde. Möglich wäre es, dass Sudhof durch die erneute Präsentation der Ausstellung Exil-Literatur 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek im August 1968 angeregt wurde, Exilliteratur als Thema eines Seminars zu wählen; zur Einführung in die politischen und sozialen Rahmenbedingungen der Exilliteratur und in die Forschungslage hatte er Werner Berthold zu einem Gastvortrag eingeladen, an dem auch die Verfasserin teilgenommen hat. – Im Sommersemester 1971 bot Siegfried Sudhof wieder eine Vorlesung und ein Hauptseminar zum Thema Exil-Literatur an, außerdem ein Hauptseminar Brecht als Schullektüre; in den Folgejahren widmete er sich in Hauptseminaren auch einzelnen Exilautoren, darunter im Wintersemester 1971/72 Carl Zuckmayer und im Wintersemester 1972/73 Arnold Zweig.[164]

Darüber hinaus wurde im Fachbereich Deutsche Philologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main das Angebot an Exilthemen noch erweitert: Vom Wintersemester 1972/73 bis einschließlich Sommersemester 1980 lehrte der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Ernst Erich Noth (1909‒1983) als Gastprofessor, seit 1974 als Honorarprofessor mit dem Schwerpunkt „Literaturwissenschaft, insbesondere deutsche Exilliteratur“.[165] E. E. Noth (bis 1930 Paul-Albert Krantz)[166] war 1927/28 als Primaner in die „Steglitzer Schülertragödie“ verwickelt gewesen, aber wegen erwiesener Unschuld freigesprochen worden. Er studierte in Frankfurt am Main Germanistik, Philosophie und Geschichte, musste aber, da er sich politisch in der SAP u. a. sozialistischen Organisationen engagiert hatte, nach der nationalsozialistischen Machtübernehme vor Abschluss des Promotionsverfahrens im März 1933 aus Deutschland fliehen. Er entkam nach Frankreich, ging 1940 nach zweimaliger Internierung in den Untergrund und flüchtete 1941 in die USA, wo er u. a. als Professor Literaturwissenschaften und moderne Sprachen lehrte. 1963 kehrte er nach Frankreich zurück, wo er Gastprofessuren an den Universitäten Aix-Marseille und Sorbonne III innehatte; 1970 ging er wieder nach Deutschland, wo er 1971 das 1933 nicht vollendete Promotionsverfahren abschloss. – Sein erstes Hauptseminar in Frankfurt im Wintersemester 1972/73 hatte das Thema Deutsche Exilliteratur in den Vereinigten Staaten, seine letzten Vorlesungen im Wintersemester 1979/80 und Sommersemester 1980 (mit Begleitveranstaltungen zur Vorlesung) waren Deutschen Schriftstellern im Exil (1933 bis heute), I und II, gewidmet[167]. Das Porträt, das ein Autorenteam der Goethe-Universität in der virtuellen Ausstellung Frankfurter Literaturwissenschaftler 1914‒45 von ihm zeichnet, schließt mit den Worten:

Die Universität Frankfurt, die ihn endlich 1971 als einen der ihren anerkannte, gewann mit ihm einen Vertreter des deutschen Exils in Frankreich und den USA, der mit vielen Autoren, über die er in den Seminaren der 1970er Jahre mit Frankfurter Studierenden diskutierte, noch persönlich bekannt gewesen war. In einer Zeit, in der in der Bundesrepublik die Exilliteratur als Forschungsgegenstand eine immer größere Rolle spielte, war der ehemalige Exilant Noth nun höchst willkommen.“[168]

Die Universitäten Hamburg, München und Frankfurt am Main mögen als Bespiele für den Beginn der Exilliteraturforschung an den Universitäten der Bundesrepublik Ende der 1960er- und zu Beginn der 1970er-Jahre stehen. Um die Anfänge der Exil(literatur)forschung an weiteren Universitäten darzustellen, wären umfangreiche Recherchen notwendig, die im Rahmen dieses Aufsatzes nicht geleistet werden konnten. Offen muss auch die Frage bleiben, inwieweit die Beschäftigung mit dem Thema Exil(literatur) direkt von Student*innen initiiert wurde.

5.2. „Hamburger Arbeitsstelle für deutsche Exilliteratur“

In Bericht II von Juni 1971 gab die Stockholmer Koordinationsstelle die Einrichtung der Hamburger Arbeitsstelle für deutsche Exilliteratur, der heutigen Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur, an der Universität Hamburg bekannt, die „dank der Initiative von Professor Wolffheim/Hamburg zustande gekommen ist“.[169] Jan Hans, Gründungsmitglied und kommissarischer Leiter der Arbeitsstelle nach Wolffheims Tod (von 1973 bis 1984 mit Unterbrechungen), berichtet im Jahrbuch 30 (2012) der Gesellschaft für Exilforschung ausführlich über Gründung und Arbeiten der „Hamburger Arbeitsstelle für deutsche Exilliteratur“.[170] Nach dem „Gründungsmythos“ der Arbeitsstelle habe Berendsohn auf dem Symposium in Stockholm 1969 auf die Notwendigkeit der Einrichtung eines Exil-Forschungs-Zentrums an einer Universität in Deutschland hingewiesen, und „da Hans Wolffheim der einzige deutsche Universitätslehrer war, der an diesem Symposium teilnahm, war die Bitte an ihn ergangen, im erwähnten Sinne aktiv zu werden“.[171] Beide hatten sich schon vor Berendsohns Entlassung 1933 am Germanischen Seminar in Hamburg kennengelernt, an dem Wolffheim (1904‒1973),[172] dank der Bemühungen seines Doktorvaters Robert Petsch, noch 1933 promovieren konnte; auch er wurde, da sein Vater Jude war, aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 aus dem Schuldienst entlassen. Bis zum Erlass der „Nürnberger Gesetze“ im September 1935 konnte Wolffheim noch gelegentlich als Journalist tätig sein, danach musste er als Transportarbeiter arbeiten, wobei er sich erhebliche gesundheitliche Schäden zuzog. Nach Kriegsende erhielt er – als einer der wenigen Nichtbelasteten im Hamburger Kulturbetrieb – ab dem Wintersemester 1948 eine Anstellung als Lehrbeauftragter am Literaturwissenschaftlichen Seminar der Universität. Nach seiner Habilitation 1948 arbeitete er als Privatdozent und erhielt zum Wintersemester 1955/56 eine außerordentliche Professorenstelle (ohne Beamtenstatus). Jan Hans bezeichnet Hans Wolffheim als „Außenseiter des akademischen Betriebs“, vor allem weil er, wohl aufgrund seiner Biographie als Verfolgter des NS-Regimes und seiner eigenen schriftstellerischen Tätigkeit, „die Literatur des 20. Jahrhunderts ins Zentrum seiner Lehre stellte“. Wolffheims Seminare seien zu einem „Treffpunkt der literarischen Intelligenz“ der Bundesrepublik geworden,[173] von Schriftsteller*innen und Publizist*innen wie Heinrich Breloer, Bazon Brock, Manon Grisebach, Helmut Heißenbüttel, Friedrich Pfäfflin, Peter Rühmkorf, Klaus Schröter und Rolf Tiedemann bis zu Klaus-Rainer-Röhl, dem Herausgeber der Zeitschrift Konkret, und der Redakteurin Ulrike Meinhof; auf Hildegard Brenner (seit 1964 Herausgeberin der Alternative) wurde bereits hingewiesen (Abschnitt 4.2.).

Vermutlich wird Berendsohn mit Hans Wolffheim – ähnlich wie mit Eppelsheimer Anfang der 1950er-Jahre – schon seit längerem über seine Idee der Einrichtung einer Forschungsstelle für die deutschsprachige Exilliteratur diskutiert haben. Jetzt, Ende der 1960er-Jahre, war die Zeit dafür endlich gekommen. Den unmittelbaren Auslöser für Wolffheims Bemühungen hat nach Jan Hans der Vorfall beim Rektoratswechsel im Hamburger Auditorium Maximum im November 1967 gegeben, als Bertold Spuler, Professor für Islamkunde, angesichts des von zwei Studenten getragenen Transparents mit dem Slogan „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“ gerufen habe: „Sie gehören alle ins Konzentrationslager“. Zu erleben, dass nationalsozialistische Vorstellungen noch so präsent waren, sei ein Schock für Wolffheim gewesen, zumal Spuler sein unmittelbarer Nachbar war.[174] So hielt er im Wintersemester 1968/69 ‒ „zum ersten Mal an einer westdeutschen Universität – ein Hauptseminar ab, das die Exilliteratur in einem Überblick vorstellte“. Ein Jahr später stellte er bei der Hochschulbehörde den Antrag für die Errichtung einer „Arbeitsstelle für Exilliteratur“;[175] dabei konnte er sich darauf berufen, dass mit Willy Brandt als Bundeskanzler und Herbert Weichmann als Erstem Bürgermeister Hamburgs zwei Emigranten herausragende politische Positionen in der Bundesrepublik innehatten.

Zu Beginn des Jahres 1972 konnte die Arbeitsstelle ihre Arbeit offiziell aufnehmen; bewilligt worden war eine Stelle für einen wissenschaftlichen Mitarbeiter, ein Werkvertrag für den inzwischen pensionierten Hans Wolffheim und ein Erwerbungsetat von DM 2000 – „dürftig“, wie Jan Hans bemerkt.[176] Wolffheims Leitidee für die Arbeit der Arbeitsstelle war „Wiederentdeckung und Reintegration [der Exilliteratur] in die kulturelle Tradition“; sie sollte nicht nur eine Forschungsstelle sein, sondern auch Multiplikator und Anlaufstelle für eine kulturell interessierte Öffentlichkeit. Die Themen der von 1971 an ständigen Lehrveranstaltungen zum Thema Exil wurden – wegen des hohen Anteils von Lehramtsstudierenden – so gewählt, „dass sie für den Deutschunterricht am Gymnasium geeignet waren“.[177] – An den von der DFG geförderten Erschließungsprojekten zur Grundforschung beteiligte sich die Hamburger Arbeitsstelle mit der sog „Dokumentation III“, der Erschließung von Autobiographien. Nach Jan Hans war deren Ziel „die Bereitstellung eines Findapparates, der […] zu allen soziologisch, psychologisch, mentalitäts- und politikgeschichtlich etc. relevanten Fragen des Exils auf der Basis autobiografischer Zeugnisse Aussagen macht. Der autobiografische Text wurde hierbei als Dokument des realen Lebensvollzugs betrachtet und wie eine historisch-soziologische Quelle behandelt.“[178] ‒ Innerhalb der Arbeitsstelle wurde in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg ein systematisch aufgestellter Spezialbestand zur Exilliteratur und Exilliteraturforschung eingerichtet, der sich seit 1983 im Carl-von Ossietzky-Lesesaal befindet.[179]

Nach dem frühen Tod Hans Wolffheims am 30. Oktober 1973 wurde 1976 Hans-Albert Walter als sein Nachfolger berufen, der die Arbeitsstelle bis 1979 (bzw. 1981) leitete. „Die Exilstelle war inzwischen von einer Alibieinrichtung zu einem Prestigeobjekt aufgestiegen“, wie Jan Hans bemerkt.[180]

Wie bei Eppelsheimers Emigrantenbibliothek in Frankfurt am Main, waren auch in Hamburg am weiteren Ausbau der Arbeitsstelle Emigranten beteiligt. Der Regisseur, Schauspieler und Dramaturg Paul Walter Jacob (1905‒1977), der 1933 aufgrund seiner jüdischen Herkunft Deutschland hatte verlassen müssen und über Luxemburg und die Tschechoslowakei nach Argentinien emigriert war, wo er fast zehn Jahre die von ihm 1940 gegründete Freie Deutsche Bühne in Buenos Aires bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland (Dortmund) leitete, vermachte 1977 der Arbeitsstelle sein umfangreiches Privatarchiv, außerdem seine etwa 4000 Bände umfassende Bibliothek mit den Schwerpunkten Theater, Musik und Musikwissenschaft, Judaica und Periodica, die getrennt aufgestellt wurde.[181]

5.3. Weitere Sammel- und Dokumentationsstellen (in Auswahl)

Zur gleichen Zeit, als sich eine Verlagerung der Akzente von der Grundforschung in den Bibliotheken und Archiven auf die weiterführende Forschung abzeichnete, fingen weitere Einrichtungen damit an, Exilveröffentlichungen und Nachlässe von emigrierten Persönlichkeiten und Exilorganisationen in ihre Bestände aufzunehmen. Das Institut für Zeitungsforschung der Stadt Dortmund begann mit der Sammlung von Nachlässen emigrierter Publizist*innen und Journalist*innen; bereits 1969 konnte es das Verlagsarchiv der Deutschen Blätter, Santiago (Chile) erwerben.[182]

Dem Rundfunk im Exil nahm sich seit Mitte der 1960er-Jahre das Deutsche Rundfunkarchiv in Frankfurt am Main an; die Sammlung von Tondokumenten deutschsprachiger Emigrant*innen und ein späteres DFG-Projekt über Rundfunkaktivitäten im Exil[183] standen unter der Leitung von Ernst Loewy. Loewy (1920‒2002) war 1936 mit der Jugend-Alijah nach Palästina gekommen und hatte nach der landwirtschaftlichen Ausbildung in der Kwuzah Kirjat Anavim eine Buchhandelslehre in Tel Aviv absolviert. 1956 war er mit seiner Familie nach Deutschland zurückgekehrt, seit Mitte 1957 lebte er in Frankfurt am Main, wo er 1960 bei Theodor W. Adorno das Begabtenabitur mit Hauptfach Germanistik ablegte. Von 1957 bis 1964 leitete er die Judaica-Abteilung der Frankfurter Stadt- und Universitätsbibliothek; anschließend – bis zu seiner Pensionierung 1983 – war er als Referent im Deutschen Rundfunkarchiv tätig. Loewys Lebensthema war die deutsche Exilliteratur; als Jugendlicher hatte er mit Thomas Mann korrespondiert. Ein Meilenstein der Exilforschung wurde seine 1979 erschienene Anthologie Exil. Literarische und politische Texte aus dem deutschen Exil 1933‒1945.[184] Im April 1984 wurde er zum Vorsitzenden der neu gegründeten Gesellschaft für Exilforschung e. V. gewählt, 1991 zum Ehrenvorsitzenden. Im Januar 1989 war ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Osnabrück verliehen worden.[185]

In der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main wurde erst im Haushaltsplan 1968 eine Stelle des gehobenen Dienstes für die Bearbeitung der Exilliteratur bewilligt. Bis dahin waren alle anfallenden Arbeiten „nebenamtlich“ von den Mitarbeiter*innen der Benutzungsabteilung, die Werner Berthold leitete, geleistet worden. Das 1969 erlassene Bundesgesetz über die Deutsche Bibliothek bildete eine wesentliche Voraussetzung für den Ausbau der Sondersammlung zum Deutschen Exilarchiv 1933‒1945. Durch die verbesserte Haushaltssituation Ende der 1960er-Jahre wurde es möglich, die mit den Korrespondenzen Walter A. Berendsohns begonnene Sammlung von Unterlagen zum deutschsprachigen Exil wieder aufzunehmen und auszubauen; dazu gehören Archive von Exilorganisationen, persönliche Nachlässe deutschsprachiger Emigrant*innen aller Fachgebiete und Berufsgruppen und Einzelautographen.[186] (Die beiden Exilsammlungen der im Einigungsvertrag 1990 zur Deutschen Nationalbibliothek zusammengeführten Bibliotheken in Leipzig und Frankfurt am Main, die Sammlung Exil-Literatur 1933‒1945 in Leipzig und das Deutsche Exilarchiv 1933‒1945 am Standort Frankfurt am Main, wurden 2016 fachlich und organisatorisch zusammengeführt.)

Nachlässe emigrierter Wissenschaftler, aber auch von Schriftstellern und Künstlern finden sich in zahlreichen Staats-, Universitäts- und Stadtbibliotheken und -archiven der Bundesrepublik Deutschland, wo meist unter regionalem Aspekt (Emigrant*innen der jeweiligen Stadt, Universität u. a.) gesammelt wird. Als Beispiele sei auf die Nachlässe von Max Horkheimer, Leo Löwenthal und Herbert Marcuse im Archivzentrum der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt am Main oder die Nachlässe von Erika und Klaus Mann, Annette Kolb und Hermann Kesten im Literaturarchiv der Monacensia der Münchner Stadtbibliothek verwiesen.

Hingewiesen sei auch auf das Archiv Bibliographia Judaica e. V., das 1983 von der Germanistin Renate Heuer (1928‒2014)[187] gegründet und bis 2014 geleitet wurde; Heuer hatte das Projekt von dem israelischen Dichter Elazar Benyoëtz übernommen, der es 1964 in Berlin begründet hatte; zwischen 1966 und 1972 wurden die Arbeiten von der DFG gefördert. 1971 begann Heuer mit der Erstellung der genealogisch-biographischen Namenkartei und einer bibliographischen Kartei, die Daten zu etwa 65 000 deutschsprachigen jüdischen Autor*innen enthält, die zwischen 1750 und ca. 1950 geschrieben haben, darunter viele Emigrant*innen aus dem deutschen Machtbereich 1933‒1945.[188] Auf dem Archiv basiert das von Heuer herausgegebene monumentale Lexikon deutsch-jüdischer Autoren / Archiv Bibliographia Judaica.[189]

Amtliches Schriftgut der NS-Regierung und anderer staatlicher und parteiamtlicher Stellen zur deutschsprachigen Emigration findet sich, außer im Bundesarchiv, auch im Politischen Archiv des Auswärtigen Amts in Berlin, früher Bonn.[190]

5.4. II. Internationales Symposium zur Erforschung des deutschsprachigen Exils in Kopenhagen (1972)

Auf dem Symposium in Stockholm 1969 war der Wunsch geäußert worden, dass in zwei bis drei Jahren eine weitere Tagung stattfinden möge, ohne dass Näheres beschlossen worden wäre.[191] Die Ausrichtung einer Tagung übernahm dann der Germanist Steffen Steffensen von der Universität Kopenhagen; zusammen mit Helmut Müssener aus Stockholm und seinem Assistenten Per El Joergensen, zeitweise auch mit Jan Hans, bereitete er das II. Internationale Symposium zur Erforschung des deutschsprachigen Exils vor, das vom 16. bis 18. August 1972 in Kopenhagen stattfand. Der Einladung Steffensens waren nahezu 100 Teilnehmer*innen aus 16 Staaten, darunter 13 Frauen, überwiegend aus Germanistik, Geschichtswissenschaft und Politologie gefolgt, neben Vertreter*innen von Universitäten und anderen Einrichtungen auch zahlreiche Einzelforscher*innen und Journalist*innen.[192] Die Teilnehmerliste in dem von der Stockholmer Koordinationsstelle herausgegebenen ausführlichen Protokoll[193] liest sich wie ein Who is Who der – internationalen – Exilforschung zu Beginn der 1970er-Jahre und darüber hinaus als ein Indikator des Forschungsstands der einzelnen Länder. Die größte Gruppe von Teilnehmer*innen kam aus der Bundesrepublik Deutschland (37), die zweitgrößte aus den USA (16), gefolgt von Schweden (9), der DDR (8), den Niederlanden, Österreich, und Frankreich (jeweils 3). Stärker als auf der Tagung in Kopenhagen drei Jahre zuvor war die Bundesrepublik auch durch die Germanistik (und die Psychiatrie) aus dem Hochschulbereich vertreten, was das inzwischen gewachsene Interesse an den Universitäten widerspiegelt: repräsentiert waren die Universität Hamburg durch Hans Wolffheim und Jan Hans, die Universität Heidelberg durch Eberhard Lämmert, die Universität Kiel durch Manfred Durzak, die Universität Mainz durch den Psychiater und Neurologen Uwe Henrik Peters sowie die Universität München durch Werner Vordtriede (und Thomas Scheuffelen); es überwogen jedoch, noch dem Forschungsstand entsprechend, Vertreter*innen aus Bibliotheken und Archiven sowie einzelne Forscher*innen, vor allem diejenigen, die an den von der DFG geförderten Projekten der Grundforschung beteiligt waren: von der DFG selbst Manfred Briegel, von der Akademie der Künste in West-Berlin Walter Huder, vom Bundesarchiv in Koblenz Heinz Boberach, von der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main Werner Berthold, Harro Kieser und Lieselotte Maas, vom Archiv des Deutschen Gewerkschaftsbundes Dieter Schuster, vom Deutschen Literaturarchiv Marbach a.N. Bernhard Zeller, von der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung Horst Ziska sowie vom Institut für Zeitgeschichte in München Anton Hoch, Günter Plum und Werner Röder, außerdem von der Akademie der Wissenschaften und Literatur in Mainz Barbara Glauert. Von den Einzelforschern sind vor allem Hans-Albert Walter, Alfred Kantorowicz und Ernst Loewy zu nennen. – Aus den USA kamen u. a. Ehrhard Bahr, Ilse Blumenthal-Weiss, Klaus W. Jonas, Marta Mierendorff, Helmut F. Pfanner, John M. Spalek, Guy Stern, Herbert A. Strauss, Joseph Strelka und Frank Trommler; aus Schweden u. a. Walter A. Berendsohn, Gisela Berglund, Gustav Korlén, Helmut Müssener und Gisela Sandqvist von der Universität Stockholm. Aus der DDR waren alle an der Exilforschung beteiligten Einrichtungen vertreten: von der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin Friedrich Albrecht und Wieland Herzfelde, von der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Berlin Sigrid Bock und Dietrich Lange, von der Deutschen Bücherei in Leipzig Horst Halfmann und Helmut Lohse, vom Institut für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED Klaus Jarmatz sowie vom Institut für Marxismus-Leninismus Wolfgang Kiessling. Aus Österreich nahmen Karl R. Stadler von der Universität Linz, Herbert Steiner vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands in Wien und Viktor Suchy von der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur teil. ‒ Auch ehemalige Exilierte waren angereist, unter anderen – außer den bereits bei den Ländern genannten Persönlichkeiten aus der Exilforschung – der Schriftsteller Richard Friedenthal aus London, der Verleger und Literaturagent Hein Kohn aus Hilversum, der Schriftsteller David Luschnat aus Tourette-sur-Loup, Südfrankreich, der Pathologe Philipp Schwartz aus Warren, Pennsylvania, die Schriftstellerin Gabriele Tergit-Reifenberg aus London, der Kunsthistoriker und Journalist Albert Theile aus der Schweiz und der Fotograf, Journalist und Buch-Antiquar Walter Zadek aus Tel Aviv. – Philipp Schwartz (1894–1977), als Ehrengast der Tagung, sprach am 2. Tag über Die Tätigkeit der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland, die er 1933 in der Schweiz gegründet hatte.[194]

Wie auch schon der Titel besagt, waren Gegenstand der Tagung nicht mehr allein – wie in Stockholm – Fragen der Exilliteratur, sondern Probleme des Exils „als Gesamterscheinung“, einschließlich des „Schicksals des ‚unbekannten Emigranten‘, das sich nicht in Literatur niederschlug, für die Kennzeichnung der Exilexistenz aber typischer sein mag als das Leben bekannter Autoren und Politiker in der Verbannung“.[195] Zwei Hauptthemen standen auf der Tagesordnung: Berichte über den Stand der Grundforschung in den einzelnen Ländern einschließlich der Erörterung möglicher Kooperationen auf diesem Gebiet sowie Methoden- und Zieldiskussionen.

Eine Bestandsaufnahme der „Grundforschung“ in der Bundesrepublik Deutschland legte Werner Berthold mit seinem Länderbericht vor; dabei betonte er die Bedeutung der Erfassung, Erschließung und Publizierung der Quellen, wodurch in dreifacher Weise ein „Zwang zur Solidität“ ausgeübt werde:

1. Heute, nachdem sich die Exilforschung durchgesetzt hat, besteht die Gefahr, dass es Mode wird, auf diesem Gebiet zu dilettieren. […] Die notwendige Popularisierung der Leistung der deutschen Emigration aber, z. B. in Massenmedien, muss von gesicherten Erkenntnissen ausgehen.

2. Die Exilforscher selbst werden sich nicht mehr so leicht mit der Schau großer Linien […] zufriedengeben können. Die Belege werden zur Differenzierung zwingen.

3. Die zeitgeschichtliche Forschung sowie die Forschung auf dem Gebiet der modernen Literaturgeschichte wird das Exil auch bei schlechtestem Willen nicht mehr übersehen können. Wir, hier in der Funktion des Hilfswissenschaftlers, legen ihr unsere Arbeitsergebnisse unübersehbar in den Weg.[196]

Neben der Vorstellung der von der DFG geförderten Gemeinschaftsprojekte (siehe Abschnitt 4.5.) und der Übersichtsdarstellung von Hans-Albert Walter erwähnte Berthold auch „wichtige Einzeluntersuchungen“ und dem Thema Exil gewidmete Ausstellungen, vor allem diejenigen von Walter Huder an der Akademie der Künste in West-Berlin zum Exiltheater (Huder hatte selbst einen schriftlichen Bericht vorgelegt).[197] ‒ Anschließend berichtete Steffen Steffensen über Dänemark; die Einleitung zum Länderbericht der DDR gab Wolfgang Kießling; Viktor Suchy berichtete über Österreich, Helmut Müssener über Schweden, John M. Spalek und Joseph P. Strelka über den Stand der Forschung in den USA, Marcelle Bouret, Universität Besancon, über Frankreich, und Hans Würzner, Universität Leiden, über die Niederlande. Ursula Langkau-Alex, Internationales Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam, die den Bericht über die Niederlande verfasst hatte, und Alois Hofman von der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, Prag, der Verfasser des Berichts über die Tschechoslowakei, waren nicht anwesend. Die vor der Tagung eingereichten Berichte, die Einführungen und die anschließenden Diskussionen sind in dem von Helmut Müssener herausgegebenen Protokollband wiedergegeben.[198]

Am 2. Tag berichtete Helmut Müssener über die Stockholmer Koordinationsstelle, deren Arbeit nach einhelliger Meinung der Anwesenden weiter gefördert werden sollte, so dass Anträge für weitere drei Jahre, bis zum nächsten Symposium, bei der DFG und dem HSFR zu stellen wären.[199]

Bei der Methoden- und Zieldiskussion, die großes Interesse fand, trug Klaus Jarmatz den Standpunkt der DDR vor, den er im Wesentlichen schon in seiner Literaturgeschichte ausgeführt hat (siehe Abschnitt 4.2.). Wie Berthold in seinem Tagungsbericht zusammenfasst, interessiere sich die DDR-Forschung „nicht – oder nicht vornehmlich – für die Exilliteratur in ihrer ganzen Vielfalt, sondern nur für bestimmte Strömungen“; den Vertreter*innen des „sozialistischen Realismus“ werde „eine führende Rolle zugeschrieben“ und es werde der Anspruch erhoben, „in der DDR habe sich die Sehnsucht und Hoffnung der progressiven deutschen Exilliteratur erfüllt“. Nach Berthold habe es Jarmatz verstanden, „seinen Standpunkt in der Diskussion klar und auch rhetorisch geschickt, darzustellen. Schärfen und Spitzen gegenüber der Bundesrepublik blieben aus. Man spürte auch auf dieser Tagung, dass sich in den Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und ihren östlichen Nachbarn einiges verändert hat.“[200]

Im Rahmen der Tagung wurde in der Aula der Technischen Hochschule die Ausstellung Deutsche Exilliteratur 1933‒1945 der Deutschen Bücherei, Leipzig, eröffnet.[201]

Abschließend luden Herbert Steiner und Viktor Suchy zum III. Internationalen Symposium für 1975 nach Wien ein.[202] Es fand jedoch, vor allem aus organisatorischen Gründen, nicht statt; die geplante Tagung wurde auf ein „Internationales Symposium zur Erforschung des österreichischen Exils von 1934 bis 1945“ reduziert, das vom 3. bis 6. Juni 1975 in Wien ausgerichtet wurde.[203]

5.5. Zum Schwerpunktprogramm „Exilforschung“ der DFG (1973/74‒1983)

In seinem Bericht in Kopenhagen erwähnte Werner Berthold auch einen bei der DFG zu bildenden ständigen Arbeitskreis aus Vertretern aller von ihr geförderten Projekte, der neue Vorhaben vorbereiten und – aus Kenntnis der Quellenlage heraus – der weiterführenden Forschung Anregungen geben sollte. Nach Manfred Briegel gab es bei der DFG seit etwa 1970 Überlegungen, mit einem Schwerpunkt die Erforschung des Exils zu intensivieren, auch aus politischem Interesse. Ausführlich zeichnet Briegel in seinem Aufsatz Zur Rolle der Deutschen Forschungsgemeinschaft[204] im Jahrbuch der Gesellschaft für Exilforschung 30 (2012) den Weg von den ersten Besprechungen bis zur Bewilligung und Verlängerung des Schwerpunktprogramms nach. Am Anfang stand ein offener Arbeitskreis von zunächst etwa sieben bisher am Exil interessierter und zum Teil an seiner Erforschung schon beteiligter Wissenschaftler[205], der erstmals im April 1970 in der Geschäftsstelle der DFG in Bonn zusammenkam; die Gesprächsleitung oblag dem Literaturwissenschaftler Hans Mayer (1907‒2001), der seit 1963 in der Bundesrepublik lebte und einen Lehrstuhl für deutsche Literatur an der Technischen Hochschule Hannover inne hatte. Von Oktober 1971 an wurde der Arbeitskreis von Eberhard Lämmert geleitet. Vom Arbeitskreis mit der Vorbereitung des Schwerpunktprogramms beauftragt wurde die sog „Vierergruppe“, bestehend aus Werner Berthold, Jan Hans, Werner Röder und Hans-Albert Walter. Anfang Januar 1973 wurde mit der Ausarbeitung eines Konzepts für einen Antrag auf Einrichtung eines Schwerpunkts begonnen.[206] Der Titel des dem Senat vorgelegten Forschungsprogramms lautete: Exilforschung. Das Exil 1933 bis 1945 in seinen sozio-ökonomischen Bedingungen, seine kulturellen und politischen Leistungen. Der geforderte interdisziplinäre Ansatz wurde in der Vorlage betont: „Aufgrund der sozioökonomischen, politischen, historischen und biographischen Implikationen des Forschungsgegenstandes ist eine adäquate Gegenstandserfassung jedoch nur auf dem Wege einer die Grenzen der Einzeldisziplinen übergreifenden Zusammenarbeit möglich.“ – Drei Bereiche sollten gefördert werden:

Weiterführung der bisherigen Ansätze und Komplettierung des Grundforschungsprogramms;

Durchführung der auf der Basis der geleisteten Grundforschung notwendigen und möglichen Vorhaben der weiterführenden Forschung;

Eingliederung des Forschungsgegenstandes in die historische Kontinuität durch Aufarbeitung von Vor- und Wirkungsgeschichte des Exils.[207]

Auch das politische Interesse wurde in der Senatsvorlage betont: Es gehe „um die Erhellung und Bewusstmachung der Existenz des sogenannten ‚anderen Deutschland‘ und seiner Leistungen während der Zeit des Nationalsozialismus“.[208]

Am 25. Oktober 1973 wurde der Antrag vom Senat, wie üblich, für fünf Jahre bewilligt. Ausgeschrieben wurde das Schwerpunktprogramm im Februar 1974 und direkt an 52 Wissenschaftler*innen versandt. Wie Manfred Briegel bemerkt, war die Reaktion auf die Ausschreibung „etwas zögerlich“. 1974 wurden – außer den Dokumentationen – nur sieben Vorhaben bewilligt, bis zum Ende der Bewilligungen des – verlängerten – Schwerpunkts im Jahre 1983 waren es über 40 Projekte.[209] Im Verlängerungsantrag, der am 19. Oktober 1978 vom Senat bewilligt worden war, war auch wieder auf die politische und kulturpolitische Bedeutung des Schwerpunkts hingewiesen worden, diesmal bezüglich der Konkurrenz mit der „seit Jahren voll entfalteten Exilforschung der DDR“.[210] Das Fördervolumen betrug bis zum Ende des Schwerpunkts am Jahresende 1983 insgesamt 10 Millionen DM. – Rückblickend sieht Briegel Lücken bei den Projekten des Schwerpunkts hinsichtlich der jüdischen Emigration, dem kirchlichen Exil und bei Regionalstudien. Auch die erwünschte Interdisziplinarität sei nicht erreicht worden, wohl aber immerhin Pluridisziplinarität.[211] ‒ Zwei Kolloquien fanden im Rahmen des Schwerpunktprogramms statt: im September 1979 ein interdisziplinäres Kolloquium zum Thema Geglückte und misslungene Integration deutscher Emigranten in den Niederlassungsländern (1933‒1945) bei Günzburg mit Beiträgen aus dem Schwerpunkt und einigen ausländischen Teilnehmer*innen. Herausgegeben wurden die Beiträge 1981 von Wolfgang Frühwald und Wolfgang Schieder.[212] Zehn der Beiträge befassen sich mit der Exilerfahrung von Schriftstellern, sieben mit „Organisations- und Kommunikationsproblemen der politischen Emigration“ und zwei mit „sozialen Integrationsproblemen im Exil“. – Das Abschlusskolloquium des Schwerpunkts richtete im März 1986 die Hamburger Arbeitsstelle aus. Der Kolloquiumsband mit dem Titel Die Erfahrung der Fremde wurde 1988 von Manfred Briegel und Wolfgang Frühwald[213] herausgegeben.[214] Frühwald (1935‒2019), Ordinarius für Neuere Deutsche Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität München und von 1992 bis 1997 Präsident der DFG, gehörte auch zur Gutachtergruppe des Schwerpunkts. Unter den 16 der aus einem breiten Spektrum von Fächern kommenden Beiträger*innen der Veröffentlichung waren sechs Frauen. (In Hamburg wurde auch über die Einrichtung eines künftigen Schwerpunktprogramms „Wissenschaftsemigration“ der DFG diskutiert, das im Oktober 1987 bewilligt wurde.[215])

6. Neuere Entwicklungen

Seit Ende der 1970er-Jahre wurde die Exilforschung weiter ausgebaut und institutionalisiert. Eine kaum mehr überschaubare Fülle von Publikationen ist seitdem erschienen, zahlreiche Tagungen und Ausstellungen zu Themen des Exils, einzelnen Exilländern und Persönlichkeiten wurden (und werden) veranstaltet. Auch hier lassen sich verschiedene Forschungsphasen mit Paradigmenwechseln bis zur Gegenwart feststellen. In Berlin hat die Privatinitiative Stiftung Exilmuseum Berlin mit der Entwicklung eines Exilmuseums unter der Schirmherrschaft von Herta Müller begonnen.[216] Im März 2018 konnte das Deutsche Exilarchiv 1933‒1945 der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main, nach einer langen Reihe von Wechselausstellungen seit Mitte der 1970er-Jahre, seine erste große Dauerausstellung Exil – Erfahrung und Zeugnis eröffnen,[217] nach der kooperativen virtuellen Ausstellung Künste im Exil[218].

Neben der Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur an der Universität Hamburg widmet sich auch der 2012 eingerichtete Axel Springer-Lehrstuhl für deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, Exil und Migration an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder explizit der Exilforschung.

Erwähnt werden soll an dieser Stelle noch die im April 1984 an der Universität Marburg gegründete Gesellschaft für Exilforschung e. V.[219] und die Gründung zahlreicher personenbezogener Gesellschaften, z. B. zu Heinrich Mann, Joseph Roth und Carl Zuckmayer. ‒ Die internationale Gesellschaft für Exilforschung ist aus der bereits 1978/79 in den USA entstandenen Society for Exile Studies, Inc., hervorgegangen, deren erster Vorsitzender John M. Spalek, Albany, und deren Vizepräsident Guy Stern, Detroit, war. Zum Vorsitzenden der deutschen Gesellschaft wurde Ernst Loewy gewählt, zum Stellvertretenden Vorsitzenden und Mitherausgeber des Jahrbuchs der Germanist Thomas Koebner, der 1967 an der Universität München über Die mythische Dimension in Hermann Brochs Romantrilogie „Die Schlafwandler“ promoviert worden war und zu der Zeit (1983‒1989) eine Professur für Neuere Deutsche Literatur mit dem Schwerpunkt Medienwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg innehatte. Zweck der Gesellschaft ist die „Förderung internationaler Kommunikation und Kooperation auf dem Gebiet der Exilforschung“. – Seit 1983 gibt die Gesellschaft das Jahrbuch Exilforschung, jeweils mit einem Schwerpunktthema, heraus, mit wechselnden Herausgeber*innen aus den USA und Deutschland; außerdem einen Nachrichtenbrief, der von Ernst Loewy herausgegeben wurde und die 1975 eingestellten Berichte der Stockholmer Koordinationsstelle fortsetzte (seit 1993 erscheint ein Neuer Nachrichtenbrief, herausgegeben von Patrik von zur Mühlen, seit 2003 gemeinsam mit Katja B. Schaich, seit 2013 von Katja B. Schaich). Langjährige Herausgeber und Redakteure des Jahrbuchs waren unter anderen der Historiker Claus-Dieter Krohn (1941‒2019) und der Germanist Lutz Winckler. Lange als Herausgeber tätig waren auch die Literaturwissenschaftler Erwin Rotermund (1932‒2018) und Wulf Koepke (1928‒2010). Die vereinsrechtlich vorgeschriebenen Mitgliederversammlungen werden jeweils mit einer Fachtagung verbunden. Innerhalb der Gesellschaft wurde 1991 die Arbeitsgemeinschaft Frauen im Exil gegründet; auch Vorstand und Herausgeber*innen-Team werden zunehmend (bzw. ganz) von Frauen repräsentiert[220].

Schon vor dem Jahrbuch Exilforschung wurde im Jahre 1981, als Privatinitiative von Joachim H. Koch, ein weiteres Periodikum der Exilforschung gegründet: die Zeitschrift Exil. Forschung – Erkenntnisse – Ergebnisse, die seitdem im 38. Jahrgang (2019) erscheint und von der Germanistin und Publizistin Edita Koch herausgegeben wird.

Im 37. Jahrgang (2020) erscheint in Österreich die Zeitschrift Zwischenwelt. Zeitschrift für Kultur des Exils und des Widerstands (vormals Mit der Ziehharmonika), die von dem Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Konstantin Kaiser u. a. herausgegeben und von der Theodor Kramer Gesellschaft in Wien verlegt wird. Kaiser war 2002 auch Mitbegründer der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung und bis 2008 deren Vorsitzender.

Fazit

Zur eingangs geäußerten Vermutung eines Zusammenhangs der 1968er-Revolte mit der Erforschung des Exils und der Exilliteratur an den Universitäten der Bundesrepublik Deutschland lässt sich feststellen, dass in der Germanistik die Fragen nach der NS-Vergangenheit des Fachs und die damit zusammenhängende Methodendiskussion die Erforschung der Exilliteratur enorm befördert haben. Das belegen die Ende der 1960er-Jahre einsetzenden zahlreichen Lehrangebote, die Gründung der Hamburger Arbeitsstelle für deutsche Exilliteratur, die Intensivierung der Sammel- und Erschließungstätigkeit an Bibliotheken und Archiven und nicht zuletzt die Unterstützung der DFG. Auch eine von Walter A. Berendsohn bereits Anfang der 1950er-Jahre angeregte Forschungsstelle für Exilliteratur war erst 1970/71 zu verwirklichen, nachdem sich auch die politische und gesellschaftliche Situation – durch die Kanzlerschaft Willy Brandts u. a. – verändert hatte.

Auch im Hinblick auf die historisch-politische Exilforschung stellt die Historikerin Ursula Langkau-Alex, 2009–2013 Vorsitzende der Gesellschaft für Exilforschung, fest, dass die „von der ‚68er‘-Generation getragene Revolte gegen das häusliche, gesellschaftliche und wissenschaftliche ‚Establishment‘ der Adenauerära […] dem Entdeckerdrang nach einem ‚anderen Deutschland‘ und seinen Protagonisten enormen Auftrieb“ gegeben habe, „wie andererseits die Exilforschung neue Sichtweisen in den Wissenschaftsbetrieb einbrachte“.[221]

Es ist anzunehmen, dass die Themen Exil und Exilliteratur auch ohne die 1968er-Revolte ihren Weg in die Universitäten gefunden hätten. Wie diese Ausführungen zeigen wollten, gab es viele (Vor)arbeiten, Quellensammlungen, Erschließungsprojekte und Anregungen, u. a. durch Publikationen und Ausstellungen, auch in der Forschung der Zufluchtsländer, vor allem derjenigen der USA. Ohne „1968“ hätte sich dieser Prozess aber vermutlich länger hingezogen und nicht diese Breitenwirkung erzielt. Andererseits wäre die Forschung an den Universitäten auch „1968“ nur langsam in Gang gekommen, wenn die Grundlagenforschung erst ganz hätte geleistet werden müssen, was zum Teil ja auch noch parallel stattfand. Die Einrichtung eines Schwerpunkts „Exilforschung“ bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft zeigt aber, dass die Exilforschung auch nach „1968“ noch nicht befriedigend angelaufen war.

Der Literaturwissenschaftler Jörg Schönert sieht dies für die geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen insgesamt ebenso:

Der Zeitraum 1965‒1975 gilt für die Geschichte der Hochschulen in der seinerzeitigen Bundesrepublik Deutschland (BRD) und für die Fachgeschichte der geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen als Phase intensiver Reformdiskussionen und nachhaltiger Reformmaßnahmen. Diese Entwicklungen wären möglicherweise auch ohne die Protestbewegungen und Rebellionen, die mit der „Chiffre 1968“ angesprochen sind, vollzogen worden. Im Zuge von „1968“ wurden sie jedoch in entschiedener Weise im öffentlichen Bewusstsein profiliert und reflektiert sowie institutionell beschleunigt.[222]

Auffallend ist der hohe Anteil der Emigrant*innen und Verfolgten des NS-Regimes, die der Exil(literatur)forschung Anstöße gegeben haben und/oder Träger*innen der Forschung wurden, von Repräsentant*innen der ersten Exilgeneration (wie Walter Fabian und die Schriftsteller*innen im Schutzverband Deutscher Schriftsteller in der Schweiz, von Walter A. Berendsohn, Ernst Kantorowicz, Wilhelm Sternfeld u. a.) bis zu den als Kinder und Jugendliche Emigrierten (Ernst Loewy, Ernst Erich Noth, Egon Schwarz, Guy Stern, Herbert A. Strauss u. a.) und den in Deutschland verbliebenen Verfolgten des NS-Regimes (wie Hanns W. Eppelsheimer und Hans Wolffheim).

Hinzu kamen einzelne „Akteur*innen“ der 68er-Bewegung (Marie-Luise Gansberg, Werner Röder) und, wie schon von Anfang an, einzelne motivierte Vertreter von außeruniversitären Einrichtungen wie Werner Berthold, Walter Huder, Werner Volke, Herbert Steiner u. a. sowie wissenschaftliche Einzelgänger wie Hans-Albert Walter.

Ohne ihr Engagement würde es wohl kaum eine Exilforschung geben.

Danksagung

Herzlich danke ich Frau Dr. Sabine Koloch für zahlreiche Literaturhinweise, besonders zu Marie-Luise Gansberg, und ihre sorgfältige redaktionelle Arbeit sowie meinem Kollegen aus der Deutschen Nationalbibliothek, Herrn Harro Kieser, Bad Homburg v. d. H., für viele Anregungen, Hinweise, Aufmunterungen und die kritische Durchsicht des gesamten Manuskripts.

Frankfurt am Main, im April 2020
Brita Eckert

Anmerkungen

[1] Es ist unumstritten, dass die Anstöße zur Erforschung des deutschsprachigen Exils 1933‒1945 von Bibliotheken und Archiven ausgingen, siehe z. B.: Bernhard Spies: „Ihre systematische Erschließung [die der Exilliteratur] wird zunächst nicht durch die Hochschulgermanistik, sondern durch Bibliotheken und Archive betrieben […]. (Bernhard Spies: Exilliteratur. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Bd. 1., A–G. 3., neu bearb. Aufl. Gemeinsam mit Harald Fricke u. a. hrsg. von Klaus Weimar. Berlin; New York: de Gruyter, 1997, S. 537‒541, hier S. 540). – Helmut Müssener: „In den fünfziger Jahren waren es in beiden deutschen Staaten vornehmlich die Bibliothekare und einzelne Verlage, die sich mit der Exilliteratur beschäftigten.“ (Helmut Müssener: Exil in Schweden. Politische und kulturelle Emigration nach 1933. München: Hanser, 1974. 604 S., hier S. 22. Müsseners Darstellung „basiert auf einer als Privatdruck publizierten Lizentiatenarbeit, die stark überarbeitet und auf Grund neuer Quellenfunde wesentlich ergänzt werden konnte“, ebd. S. 1). – Siehe auch das „Vorwort“ der Herausgeber von „Exilforschungen im historischen Prozess“. In: Exilforschung. Ein internationales Jahrbuch. 30 (2012). Hrsg. im Auftrag der Gesellschaft für Exilforschung/Society for Exile Studies von Claus-Dieter Krohn u. Lutz Winckler in Verbindung mit Erwin Rotermund. München: edition text + kritik, 2012 (künftig zitiert als „Exilforschungen im historischen Prozess“), S. VII‒XIV.

[2] Bei der Darstellung der Rolle der Bibliotheken und Archive in diesem Überblick spielt, nicht nur aufgrund der mir zugänglichen Quellenlage, die Deutsche Nationalbibliothek eine entscheidende Rolle; auch andere Einrichtungen werden in den Überblick einbezogen.

[3] Joseph Roth: L’Auto-da-fé de L’Esprit. In: Cahiers Juifs. [1.] (1933), Nr. 5/6 (Sept./Nov.), S. 161‒169, eine Themennummer über „den Beitrag der Juden Deutschlands für die deutsche Zivilisation“ („L’apport des Juifs d’Allemagne à la civilisation allemande“). Erstmals wiederveröffentlicht in: Joseph Roth. (Enthält: Marcel Reich-Ranicki: Vortrag zur Eröffnung der Ausstellung „Joseph Roth 1894‒1939“ in der Deutschen Bibliothek, 29. März 1979; Joseph Roth: L’Auto-da-fé de l’Esprit = Das Autodafé des Geistes. Mit einer Vorbemerkung und deutscher Übersetzung von Brita Eckert). Frankfurt am Main: Buchhändler-Vereinigung,1979. (Kleine Schriften der Deutschen Bibliothek; Nr. 5), S. 25‒67.

[4] Wolf Franck: Führer durch die deutsche Emigration. Paris: Éditions du Phénix, 1935. 62 S.

[5] Alfred Döblin: Die deutsche Literatur im Ausland seit 1933. Ein Dialog zwischen Politik und Kunst. Paris: Science et Littérature, 1938. 62 S. (Schriften zu dieser Zeit; 1).

[6] Siehe hierzu u. a. Helmut Müssener: Exil in Schweden (wie Anm. 1), S. 15f.

[7] Alfred Kantorowicz: Politik und Literatur im Exil. Deutschsprachige Schriftsteller im Kampf gegen den Nationalsozialismus. Hamburg: Christians, 1978. Darin Kapitel 6: „Der Tag des Freien Buches und die Gründung der Deutschen Freiheitsbibliothek“, S. 257‒314, hier S. 283‒289, Zitat S. 284f.

[8] Die Deutsche Freiheitsbibliothek, die zahlreiche Ausstellungen organisierte, wurde nach Kriegsbeginn 1939 zerstört. – Zur Deutschen Freiheitsbibliothek siehe u. a.: Dieter Schiller: Der Tag des verbrannten Buches und die Deutsche Freiheitsbibliothek in Paris. Berlin: Helle Panke, 2004. 62 S. (Pankower Vorträge; Heft 62). ‒ Dorothée Bores: „Wir hüten Erbe und Zukunft“. Die Deutsche Freiheitsbibliothek in Paris 1934 bis 1939. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens. Nr. 66 (2011), S. 1‒108. ‒ Marita Hoffmann: Die Deutsche Freiheitsbibliothek in Paris 1934‒1939. Ein fast vergessenes Kapitel deutscher Exil- und Widerstandsgeschichte und eine Ausstellung ohne Exponate? In: Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie. Bd. 230, 2018, Nr. 3, S. 4‒16. ‒ https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Freiheitsbibliothek (Anlage der Seite 10.10.2018).

[9] Fünf Jahre freies deutsches Buch. Gesamtverzeichnis der freien deutschen Literatur 1933‒1938. Paris: Strauß, 1938. 35 S.

[10] Siehe z. B. Ernst Loewy: Einleitung. In: Exil. Literarische und politische Texte aus dem deutschen Exil 1933‒1945. Hrsg. von Ernst Loewy unter Mitarbeit von Brigitte Grimm u. a. Stuttgart: Metzler, 1979, S. 1‒34, hier S. 4.

[11] Zur Biographie Berendsohns siehe: Wer war Walter A. Berendsohn?. URL: https://www.exilforschung.uni-hamburg.de/forschungsstelle/walter-a-berendsohn.html (02.06.2016), und https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_A._Berendsohn (Anlage der Seite 13.07.2006).

[12] Walter A[rthur] Berendsohn: Die humanistische Front. Einführung in die deutsche Emigranten-Literatur. Teil 1: Von 1933 bis zum Kriegsausbruch 1939. Zürich: Europa-Verlag, 1946. 204 S. – Ein Reprint dieser Ausgabe erschien 1978 in dem kleinen Verlag Georg Heintz in Worms, der 1976 auch Teil 2 („Vom Kriegsausbruch 1939 bis Ende 1946“ in seiner Reihe „Deutsches Exil 1933-45“) herausbrachte.

[13] Helmut Müssener: Exil in Schweden (wie Anm. 1), S. 18. ‒ Zur Kritik siehe z. B. Hans-Albert Walter: „Berendsohns Titel ‚Die humanistische Front‘ […] ist eine – wie mir scheint – sehr starke Verallgemeinerung auf Grundtendenzen, die doch wesentlich differenziert werden müßten.“ (Heinz Ludwig Arnold / Hans-Albert Walter: Die Exil-Literatur und ihre Erforschung. Ein Gespräch [wie Anm. 100], S. 484).

[14] Deutsch für Deutsche. Leipzig: Verlag für Kunst und Wissenschaft, [1935]. [104] Blatt. (Miniatur-Bibliothek; 481/483). Tarnschrift, Verlag u. a. fingiert. Hrsg.: Schutzverband Deutscher Schriftsteller u. Deutsche Freiheitsbibliothek.

[15] Morgenröte. Ein Lesebuch. Hrsg. von den Gründern des Aurora-Verlages. Einführung von Heinrich Mann. New York: Aurora-Verlag, 1947. 351 S.

[16] Helmut Müssener: Der Stand der Emigrationsforschung. In: H. M.: Exil in Schweden (wie Anm. 1), S. 15‒43, hier besonders S. 37f.

[17] Verboten und verbrannt. Deutsche Literatur ‒ 12 Jahre unterdrückt. Hrsg. vonRichard Drews u. Alfred Kantorowicz. Berlin; München: Ullstein-Kindler Verlag, 1947. 215 S. ‒ Neu hrsg. mit einem Vorwort von Helmut Kindler u. einem Nachwort von Walter Jens. München: Kindler, 1983. – Unveränderter mechanischer Nachdruck der Ausgabe von 1947. München: Kindler, 1995.

[18] Ebd., S. 9f. – Siehe auch: Helmut Müssener: Exil in Schweden (wie Anm. 1), S. 18.

[19] Alfred Kantorowicz: Politik und Literatur im Exil (wie Anm. 7), S. 303.

[20] F. C. Weiskopf: Unter fremden Himmeln. Ein Abriss der deutschen Literatur im Exil 1933–1947. Mit einem Anhang von Textproben aus Werken exilierter Schriftsteller. Berlin: Dietz, 1948, 91 S. – 11.‒30. Tsd. 1948. – In dem Anhang mit Textproben von 18 Autor*innen wird als Frau lediglich Anna Seghers berücksichtigt. – 1981 erschien ein Nachdruck im Aufbau-Verlag, Berlin u. Weimar, mit einem Nachwort von Irmfried Hiebel und einem kommentierten Autorenverzeichnis von Wulf Kirsten.

[21] Ernst Fischer: Exilliteratur in den deutschsprachigen Verlagen nach 1945. In: Exilforschungen im historischen Prozess (wie Anm. 1), S. 56‒91, hier Kapitel V („‚Politische Notwendigkeiten‘ – die Exilliteratur in der SBZ 1945‒49“, S. 66‒71), hier S. 68.

[22] Ebd., Kapitel II („Exilliteratur in falschen Händen – der Verlag Kurt Desch“, S. 60‒62): „Resümierend wird man also sagen können, dass bei Kurt Desch die Exilliteratur als Exilliteratur in den falschen Händen gelandet war.“ (S. 62).

[23] Ebd., Kapitel III („Zufall statt Programmstrategie: Exilliteratur in der Verlagslandschaft der Nachkriegsjahre“, S. 62f.), S. 63.

[24] Ebd., Kapitel I („Fragmentierte Rezeption – Exilliteratur in den westlichen Besatzungszonen“, S. 56‒60), hier S. 57.

[25] Zu dieser Ausstellung siehe: Christian Rau: „Nationalbibliothek“ im geteilten Land. Die Deutsche Bücherei 1945‒1990. Göttingen: Wallstein Verlag, 2018. 725 S., hier besonders S. 179‒183.

[26] Werner Berthold: Exil-Literatur der Jahre 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek, Frankfurt / Main. Hanns W. Eppelsheimers „Emigrantenbibliothek“ in ihrem 25. Jahr. In: Jahrbuch für Internationale Germanistik. Jg. 6 (1975), Heft 2, S. 108‒124. – Wiederabgedruckt in: Werner Berthold: Exilliteratur und Exilforschung. Ausgewählte Aufsätze, Vorträge und Rezensionen. Mit einer Einleitung von Wolfgang Frühwald u. d. T. „Das Exil ist mitten unter uns“ u. einem „Vorwort“ von Klaus-Dieter Lehmann. Hrsg. von Brita Eckert u. Harro Kieser. Wiesbaden: Harrassowitz, 1996. (Gesellschaft für das Buch; Bd. 3), S. 75‒91, hier S. 76. (Künftig zitiert nach Wiederabdruck). – Nach W. Berthold war bald darauf eine „objektive, umfassende Ausstellung deutscher Exilliteratur“ in der DDR nicht mehr möglich: „Bald aber galt der Ehrentitel Antifaschist nur noch den Kommunisten und ihren Verbündeten […] Aber auch sie waren zunehmend gefährdet: zwischen 1950 und 1953 wurde, im Zusammenhang einer Schwenkung der Stalinschen Politik und im Gefolge der Prozesse in der Tschechoslowakei gegen Slansky und André Simone […], auch in der DDR die Tatsache, dass man in der westlichen Emigration gelebt hatte, zur existentiellen Gefährdung.“ (Werner Berthold: Hanns W. Eppelsheimer. Erinnerung – Reflexion. In: Hanns W. Eppelsheimer (1890‒1972) [wie Anm. 29], S. 75–84. – Wiederabgedruckt in: Werner Berthold: Exilliteratur und Exilforschung, 1996 [wie Anm. 26], S. 61‒69, hier S. 63).

[27] Jörg Räuber: Bücher von deutschsprachigen Emigranten. Erwerbungspraxis der Deutschen Bücherei in den Jahren 1933 bis 1945 und in der DDR. In: 100 Jahre Kiepenheuer Verlage. Hrsg. von Siegfried Lokatis u. Ingrid Sonntag. Berlin: Links Verlag, 2011, S. 128‒133, hier S. 130f. ‒ Siehe hierzu auch Horst Halfmann: Das Schrifttum der Emigration in der Deutschen Bücherei. In: Deutsche Bücherei 1912‒1962. Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Deutschen Nationalbibliothek. Leipzig: Verlag für Buch- und Bibliothekswesen, 1962, S. 197‒217. Nach Horst Halfmann wurde der direkte Kontakt zu Exilverlagen mit Schreiben des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda (gez. Wismann) vom 12. Oktober 1936 untersagt, ebenso die Anzeige von Exilwerken in den Monats- und Halbjahresverzeichnissen der „Deutschen Nationalbibliographie“. Die Sammlung sollte jedoch fortgesetzt werden – auch im Interesse der Gestapo, deren Beauftragter (SS-Hauptscharführer Lämmel) täglich in die Deutsche Bücherei kam, um die Publikationen „auszusondern“, die nicht mehr bibliographisch angezeigt, aber in Sonderlisten zu dienstlichem Gebrauch verzeichnet werden sollten. (S. 208‒210).

[28] Verzeichnis der Schriften, die 1933‒1945 nicht angezeigt werden durften. Bearbeitet u. hrsg. von der Deutschen Bücherei in Leipzig. Leipzig: Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, 1949. 433 S. (Deutsche Nationalbibliographie; Ergänzung 1).

[29] Zu Eppelsheimer siehe: Hanns W. Eppelsheimer (1890‒1972). Bibliothekar, Literaturwissenschaftler, Homme de lettres. Eine Ausstellung der Deutschen Bibliothek und der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt. Ausstellung: Harro Kieser, Frank Wende u. Franz Fischer. Redaktion d. Begleitbuches: Harro Kieser. Frankfurt a. M.: Deutsche Bibliothek, 1990. 146 S.

[30] Franz Fischer: Bibliothekar in Mainz (1919‒1929) und Darmstadt (1929‒1933). In: Hanns W. Eppelsheimer (1890‒1972) (wie Anm. 29), S. 14‒22, hier S. 22. – Uwe Jochum: Hanns Wilhelm Eppelsheimer (1890‒1972). In: Vittorio Klostermann ‒ Verlagsgeschichte: Bibliothekswesen und Bibliographie. URL: https://www.klostermann.de/epages/63574303.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/63574303/Categories/Ueber_Uns/Verlagsgeschichte/BibliothekswesenBibliographie (10.08.2019).

[31] Frank Wende: Erzwungener Ruhestand (1933‒1945). In: Hanns W. Eppelsheimer (1890‒1972) (wie Anm. 29), S. 30‒32.

[32] Franz Fischer: Eppelsheimer als Bibliothekar in Darmstadt 1945 und an der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt (1946‒1958). In: Hanns W. Eppelsheimer (1890‒1972) (wie Anm. 29), S. 33‒43. – Werner Berthold: Exil-Literatur der Jahre 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek, Frankfurt / Main. Hanns W. Eppelsheimers „Emigrantenbibliothek“ in ihrem 25. Jahr (wie Anm. 26), S. 76.

[33] Hanns W. Eppelsheimer: Vorwort. In: Wilhelm Sternfeld; Eva Tiedemann: Deutsche Exilliteratur 1933‒1945. Eine Bio-Bibliographie. Heidelberg; Darmstadt: L. Schneider, 1962, S. IX‒XII, hier S. IXf.

[34] Eine Bibliothek der Emigrationsliteratur. Mitteilung des Schutzverbands Deutscher Schriftsteller in der Schweiz an Mitglieder und Freunde. Zürich: Schutzverband Deutscher Schriftsteller in der Schweiz. (1949, November). 3 Blatt. – Ausführlich hierzu: Kapitel „Die Gründung der ‚Emigrantenbibliothek‘ (1949/1950)“. In: 35 Jahre Exilliteratur 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main. Ein Beitrag zur Geschichte der Exilforschung in der Bundesrepublik Deutschland. Für Werner Berthold zum 31. März 1984. Eine Ausstellung der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main. Ausstellung u. Katalog: Brita Eckert; Mechthild Hahner; Marie-Luise Passera; Jutta Wolf. Kurzbiographien: Harro Kieser. Frankfurt am Main: Deutsche Bibliothek, 1984. (Sonderveröffentlichungen der Deutschen Bibliothek; Nr. 13), S. 1‒29.

[35] Am 11. Februar 1950 beantragte die Gruppe Basel des SDS, zu der Otto Zimmermann, Rudolf Frank und Alexander M. Frey gehörten, „nach Kenntnisnahme gravierender Stellen aus Eppelsheimers ‚Handbuch der Weltliteratur‘ beim Vorstand des SDS, die Verhandlungen mit Prof. Eppelsheimer, Frankfurt a. M., betreffs die geplante Bibliothek der Emigrantenliteratur sofort abzubrechen“ (SDS Gruppe Basel, i. A. Otto Zimmermann, an den Vorstand des SDS, Zürich. – Basel, 11.02.1950). Man warf ihm vor, sich „von Lieferung zu Lieferung“ „zusehends den Nazidirektiven anzupassen versucht“ zu haben; die Schriftsteller der Emigration, selbst Thomas Mann, habe er übergangen, Autoren wie Hans Grimm, Hans Günther und Hans Blunck hingegen berücksichtigt.“ (Rudolf Frank an Walter Fabian. Basel, 7.2.1950). Fabian, der Eppelsheimer bereits in einem Brief an Manfred George vom 30. Dezember 1949 als „eine der lautersten und saubersten Erscheinungen im heutigen Deutschland“ bezeichnet hatte, versicherte jedoch Eppelsheimer am 5. März 1950, dass sich der Vorstand von den Einwänden der Basler Gruppe weder in seinen Ansichten noch in seiner „Entschlossenheit, die begonnene Arbeit weiterzuführen“, irritieren lasse. – „Wenn diese Persönlichkeit nicht integer ist, dann weiß ich nicht, ob ich je einer integeren Persönlichkeit begegnet bin“, hatte Max Frisch am 25. Januar 1950 an Walter Fabian im Hinblick auf die Angriffe aus Basel geschrieben. (Alle Briefe: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv 1933‒1945, Frankfurt a. M., Nachlass Walter Fabian).

[36] Kurt Kläber an den Schutzverband Deutscher Schriftsteller in der Schweiz (Jo Mihaly). Carona, 20.04.1950. Teilabdruck in: 35 Jahre Exilliteratur 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main (wie Anm. 34), S. 22 (Orig.: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv 1933‒1945, Frankfurt a. M.).

[37] Schutzverband Deutscher Schriftsteller in der Schweiz: Resumé über die Hauptvorstandssitzung am 21.2.50, Punkt 5. (Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv 1933‒1945, Frankfurt a. M., Nachlass Walter Fabian). – Siehe hierzu auch: Brita Eckert: Die Exilsammlungen in Archiven und Bibliotheken der Bundesrepublik Deutschland. In: Galerie. Revue Culturelle et Pédagogique. 8 (1990), No. 2, S. 195‒211, hier S. 197f.

[38] Siehe z. B. Dieter Schiller: Der Tag des verbrannten Buches und die Deutsche Freiheitsbibliothek in Paris (wie Anm. 8), S. 31‒33.

[39] Siehe z. B. Ernst Fischer: Exilliteratur in den deutschsprachigen Verlagen nach 1945 (wie Anm. 21), S. 57f. – dort auch weitere Literaturangaben.

[40] Erich Matthias: Sozialdemokratie und Nation. Ein Beitrag zur Ideengeschichte der sozialdemokratischen Emigration in der Prager Zeit des Parteivorstandes 1933‒1938. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1952 (Veröffentlichungen des Instituts für Zeitgeschichte, München). – Zu Erich Matthias siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Matthias (Anlage der Seite 20.08.2012).

[41] Lewis Joachim Edinger: German Exile Politics: The Social Democratic Executive Committee in the Nazi Era. Berkeley; Los Angeles: University of California Press; London: Cambridge University Press, 1956. – Deutsche Übersetzung von K. H. Tjaden u. d. T. „Sozialdemokratie und Nationalsozialismus. Der Parteivorstand der SPD im Exil von 1933–1945“. Hannover; Frankfurt a. M.: Norddeutsche Verlags-Anstalt Goedel, 1960.

[42] Wolfgang Abendroth war in NS-Deutschland im Widerstand aktiv gewesen und 1937 zu vierjähriger Zuchthausstrafe verurteilt worden; 1943 wurde er zur Strafdivision 999 in Griechenland eingezogen, wo er 1944 zu der griechischen Widerstandsorganisation ELAS desertierte. Siehe hierzu: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Abendroth (Anlage der Seite 17.06.2004).

[43] Siehe u. a. Kurt Kliem: Der sozialistische Widerstand gegen das Dritte Reich. Dargestellt an der Gruppe „Neu Beginnen“. Phil. Diss., Marburg 1957. – Hanno Drechsler: Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD). Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung am Ende der Weimarer Republik. Phil. Diss., Marburg 1962. Teildruck: Meisenheim am Glan: Hain, 1965.

[44] Brita Eckert: Das Deutsche Exilarchiv 1933‒1945. In: Nationalbibliotheken im Jahr 2000. [Festgabe für Günther Pflug zum 65. Geburtstag] = National Libraries in the Year 2000. Hrsg. von Sieghardt v. Köckritz u. Kurt Nowak. Unter Mitarbeit von Maria Daab. Frankfurt a. M.: Buchhändler-Vereinigung, 1988, S. 265‒284, hier S. 267f.

[45] Helmut Müssener: Exil in Schweden (wie Anm. 1), S. 38.

[46] Hanns W. Eppelsheimer an den Bundesminister des Innern. Frankfurt a. M., 20.05.1952. – Teilabdruck in: 35 Jahre Exilliteratur 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main (wie Anm. 34), S. 42f. – Orig.: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv 1933‒1945, Frankfurt a. M.

[47] Bibliographie der Exilliteratur. In: Neue Deutsche Literatur. Berlin. 4 (1956), 12 (Dezember), S. 153‒154. – Teilabdruck auch in: 35 Jahre Exilliteratur 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main (wie Anm. 34), S. 71f.

[48] Wilhelm Sternfeld; Eva Tiedemann: Deutsche Exil-Literatur 1933‒1945. Eine Bio-Bibliographie. Mit einem Vorwort von Hanns W. Eppelsheimer. Heidelberg; Darmstadt: L. Schneider, 1962. XIV, 405 S. (Veröffentlichungen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt; Veröffentlichung 29). 2., verbesserte und stark erweiterte Auflage, 1970.

[49] Hanns W. Eppelsheimer (Deutsche Bibliothek) an Walter A. Berendsohn. Frankfurt a. M., 04.12.1954. – Teilabdruck in: 35 Jahre Exilliteratur 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main (wie Anm. 34), S. 62f. – Orig.: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv 1933‒1945, Frankfurt a. M.

[50] Hanns W. Eppelsheimer (Deutsche Bibliothek) an Walter A. Berendsohn. Frankfurt a. M., 18.12.1954. – Teilabdruck in: 35 Jahre Exilliteratur 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main (wie Anm. 34), S. 66f. – Orig.: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv 1933‒1945, Frankfurt a. M.

[51] Die Vorlesungsverzeichnisse der Johann Wolfgang Goethe-Universität sind auch zugänglich auf: https://www.ub.uni-frankfurt.de/wertvoll/ffmvorlesung.html. (zuletzt geändert am 27.05.2015).

[52] Zu Arno Schirokauer siehe: Deutsche Intellektuelle im Exil. Ihre Akademie und die „American Guild for German Cultural Freedom“. Eine Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933‒1945 der Deutschen Bibliothek, Frankfurt am Main. Ausstellung u. Katalog: Werner Berthold, Brita Eckert u. Frank Wende. Bibliothekarische Mitarbeit: Mechthild Hahner u. Marie-Luise Hahn-Passera. München; London; New York; Paris: Saur, 1993. (Sonderveröffentlichungen / Die Deutsche Bibliothek; Nr. 18), S. 352‒357.

[53] Tobias Chriske: Josef Kunz. In: Frankfurter Literaturwissenschaftler 1914‒1945 / Projekte und Lehrveranstaltungen / USE Universität Studieren / Studieren Erforschen. http://use.uni-frankfurt.de/literaturwissenschaftler/kunz/ (08.06.2014).

[54] Joseph Kunz: Thomas Mann. In: Deutsche Literatur im 20. Jahrhundert. Gestalten und Strukturen. Dreiundzwanzig Darstellungen. Hrsg. von Hermann Friedmann u. Otto Mann. Heidelberg: Rothe, 1954, S. 208‒229.

[55] Die von Berendsohn beantragte Wiederzuerkennung des Doktor- und Professorentitels wurde zunächst von früheren Kollegen und Konkurrenten im Literaturwissenschaftlichen Seminar der Philosophischen Fakultät abgelehnt. Im Jahre 1953 wurde ihm seine Lehrbefugnis wieder zuerkannt, doch wurde er gleichzeitig aufgefordert, davon keinen Gebrauch zu machen. „Erst 1983 wurde dem inzwischen 98-Jährigen von der Universität Hamburg die Ehrendoktorwürde verliehen und das Unrecht und Versagen ihm gegenüber bekannt.“ (Forschungsstelle Exilliteratur: Wer war Walter A. Berendsohn?. URL: https://www.exilforschung.uni-hamburg.de/forschungsstelle/walter-a-berendsohn.html [02.06.2016]).

[56] Hanns W. Eppelsheimer (Deutsche Bibliothek) an Walter A. Berendsohn. Frankfurt a M., 04.12.1954. – Teilabdruck in: 35 Jahre Exilliteratur 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main (wie Anm. 34), S. 62f. – Orig.: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv 1933‒1945, Frankfurt a. M.

[57] Walter A. Berendsohn: Probleme der Emigration aus dem Dritten Reich. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament“. (1956), Nr. 32 (8.8.), S. 497‒512 u. Nr. 33 (15.8.), S. 513‒526.

[58] Hanns W. Eppelsheimer an Joseph François Angelloz. Frankfurt a. M., 03.03.1953. ‒ Teilabdruck in: 35 Jahre Exilliteratur 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek Frankfurt amMain (wie Anm. 34), S. 61f. – Orig.: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv 1933‒1945, Frankfurt a. M.

[59] Zur Biographie von Joseph François Angelloz siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph-Fran%C3%A7ois_Angelloz (Anlage der Seite 20.08.2015).

[60] Walter A. Berendsohn an Hanns W. Eppelsheimer. Bromma bei Stockholm, 23.09.1953. ‒ Teilabdruck in: 35 Jahre Exilliteratur 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main (wie Anm. 34), S. 58f. – Orig.: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv 1933‒1945, Frankfurt a. M.

[61] Hanns W. Eppelsheimer (Deutsche Bibliothek) an Walter A. Berendsohn. Frankfurt a. M., 04.12.1953. ‒ Teilabdruck in: 35 Jahre Exilliteratur 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main (wie Anm. 34), S. 59. – Orig.: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv 1933‒1945, Frankfurt a. M.

[62] Wolfgang Emmerich: Kleine Literaturgeschichte der DDR. Erweiterte Neuausgabe. Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verl., 2000, S. 81f. (zitiert nach Ernst Fischer: Exilliteratur in den deutschsprachigen Verlagen nach 1945 [wie Anm. 21], S. 72).

[63] Ernst Fischer: Exilliteratur in den deutschsprachigen Verlagen nach 1945 (wie Anm. 21), Kap. VIII („Exilliteratur in der Bundesrepublik: Rückschläge und Fortschritte“, S. 78‒81), S. 78f.

[64] Frithjoff Trapp: Logen- und Parterreplätze. Was behinderte die Rezeption der Exilliteratur? In: 10. Mai 1933. Bücherverbrennung in Deutschland und die Folgen. Hrsg. von Ulrich Walberer. Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verl., 1983, S. 240‒259, hier S. 242.

[65] An den Wind geschrieben. Lyrik der Freiheit. Gedichte der Jahre 1933‒1945. Gesammelt, ausgewählt und eingeleitet von Manfred Schlösser unter Mitarbeit von Hans-Rolf Ropertz. ‒ Darmstadt: Verlag Agora, 1960. 369 S. (Schriftenreihe Agora; Bd. 13/14). – 2., veränderte Auflage 1961. – 4. Auflage 1982. ‒ Teilausg.: München: Dt. Taschenbuch Verl., 1962. (dtv[-Taschenbücher]: sonderreihe dtv; 7).

[66] Hannes Schwenger: Der Vereiniger. Zum 80. des Verlegers Manfred Schlösser. In: Tagesspiegel, Berlin, 06.12.2014. Auch unter: https://www.tagesspiegel.de/kultur/zum-80-des-verlegers-manfred-schloesser-der-vereiniger/11081962.html (06.12.2014).

[67] Verbannung. Aufzeichnungen deutscher Schriftsteller im Exil. Hrsg. von Egon Schwarz u. Matthias Wegner. Hamburg: Christian Wegner, 1964. 319 S.

[68] Zu Egon Schwarz siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Egon_Schwarz (Anlage der Seite 01.08.2008).

[69] Hermann Kesten: Deutsche Literatur im Exil. Briefe europäischer Autoren 1933–1949. München; Wien; Basel: Desch, 1964. 380 S.

[70] Werner Volke: Die Handschriften-Abteilung. In: Deutsches Literaturarchiv, Schiller-Nationalmuseum: Die Institute der Deutschen Schillergesellschaft in Marbach am Neckar, vorgestellt von den Mitarbeitern. Marbach a.N.: Deutsches Literaturarchiv, 1982, S. 59‒100, hier S. 71.

[71] Ludwig Greve; Reinhard Tgahrt: Die Bibliothek. In: Deutsches Literaturarchiv, Schiller-Nationalmuseum: Die Institute (wie Anm. 70), S. 113‒150, hier S. 115 u. S. 119.

[72] Werner Röder: Quellen zur Geschichte der deutschsprachigen Emigration 1933‒1945 im Archiv des Instituts für Zeitgeschichte München (IfZ). In: Jahrbuch für Internationale Germanistik. 7 (1975), Heft 2, S. 142‒170, hier S. 142.

[73] Walter Huder: Dokumente der Exilliteratur in den Archiven, Sammlungen und Bibliotheken der Westberliner Akademie der Künste. In: Jahrbuch für Internationale Germanistik. 6 (1974), Heft 1, S. 120‒126.

[74] Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Germania_Judaica (Anlage der Seite 19.08.2006).

[75] Jutta Bohnke-Kollwitz u. Willehad Paul Eckert: Germania Judaica – Kölner Bibliothek zur Geschichte des deutschen Judentums e. V. In: Jahrbuch für Internationale Germanistik. 6 (1974), Heft 1, S. 143‒148, hier S. 147.

[76] Peter Bucher: Das Bundesarchiv. Geschichte, Aufgaben, Probleme. Koblenz: Bundesarchiv, 1987, S. 12f.

[77] Ulrich Cartarius: Quellen zur Geschichte der deutschen Emigration während des Dritten Reiches im Archiv der sozialen Demokratie Bonn/Bad Godesberg. In: Nachrichtenbrief = Newsletter. Hrsg.: Society for Exile Studies, Inc./Gesellschaft für Exilforschung e. V., Nr. 5‒6 (Dez. 1986). Bearbeitet von Ernst Loewy unter Mitarbeit von Elsbeth Wolffheim. Frankfurt a. M., S. 31‒35. – Siehe auch Patrik von zur Mühlen: Forschungen der Friedrich-Ebert-Stiftung zum politischen Exil. In: Exilforschungen im historischen Prozess (wie Anm. 1), S. 131‒145.

[78] Bundestagsdrucksache 10/2236 vom 31.10.1984, S. 16.

[79] Günther Soffke: Deutsches Schrifttum im Exil (1933‒1950). Ein Bestandsverzeichnis. Bonn: Bouvier, 1965. 64 S. (Bonner Beiträge zur Bibliotheks- und Bücherkunde; Bd.11 = Veröffentlichungen aus den Beständen der Universitätsbibliothek Bonn; 2).

[80] Werner Berthold: Exil-Literatur der Jahre 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek, Frankfurt / Main (wie Anm. 26), S. 76.

[81] Werner Berthold: Hanns W. Eppelsheimer. Erinnerung – Reflexion. In: Hanns W. Eppelsheimer (1890‒1972). Bibliothekar, Literaturwissenschaftler, Homme de lettres (wie Anm. 29), S. 75‒84. – Wiederabgedruckt in: Werner Berthold: Exilliteratur und Exilforschung, 1996 (wie Anm. 26), S. 61‒69, hier S. 63.

[82] Zur Biographie Werner Bertholds siehe: Brita Eckert u. Harro Kieser: Werner Berthold (1921‒2017). Wissenschaftlicher Bibliothekar und Mitbegründer der Exilforschung. In: Exil. Forschung – Erkenntnisse – Ergebnisse. 36 (2017), Nr. 2, S. 5‒20, hier S. 7.

[83] Werner Berthold: Exil-Literatur der Jahre 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek, Frankfurt/Main (wie Anm. 26), S. 81.

[84] Exil-Literatur 1933‒1945. Ausstellung der Deutschen Bibliothek, Frankfurt am Main, Mai bis August 1965. Ausstellung u. Katalog: Werner Berthold. Mitarbeiterin: Christa Wilhelmi. Frankfurt a. M.: Deutsche Bibliothek, 1965. 324 S. u. Anhang: 16 Bl. Abb. (Sonderveröffentlichungen der Deutschen Bibliothek; Nr. 1). ‒ 2. Aufl. 1966. ‒ 3., erweiterte u. verbesserte Auflage 1967 u. d. T.: Exil-Literatur 1933‒1945. Eine Ausstellung aus Beständen der Deutschen Bibliothek, Frankfurt am Main (Sammlung Exil-Literatur). Ausstellung u. Katalog: Werner Berthold. Mitarbeiterinnen: Christa Wilhelmi u. Gudrun Anschütz.

[85] Werner Berthold: Zur Anlage der Ausstellung und des Katalogs. In: Exil-Literatur 1933‒1945 (wie Anm. 84), S. 9‒14, hier S. 12.

[86] Arnold Zweig an Deutsche Bibliothek. Telegramm. Berlin, 26.05.1965. 3 Blatt. – Abdruck u. a. auch in: 35 Jahre Exilliteratur 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main (wie Anm. 34), S. 104.

[87] Brita Eckert: Exil und Gegenwart. Zu einer Exiltagung und einer Ausstellung in Luxemburg 1968. In: Aufbrüche und Vermittlungen. Beiträge zur Luxemburger und europäischen Literatur- und Kulturgeschichte = Nouveaux Horizons et Médiations: Contributions à l’Histoire Littéraire et Culturelle au Luxembourg et en Europe / [Centre National de Littérature Mersch]. Hrsg. von Claude D. Conter u. Nicole Sahl. Bielefeld: Aisthesis-Verl., 2010, S. 631‒643.

[88] Ausführlich zur Ausstellung siehe: 35 Jahre Exilliteratur 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main (wie Anm. 34), S. 91‒150.

[89] Nach Jan Hans und Werner Röder kann die Bedeutung der Ausstellung der Deutschen Bibliothek mit dem von Werner Berthold bearbeiteten Katalog „als Auslöser und Anreger für die Beschäftigung mit der Exilliteratur gar nicht hoch genug angesetzt werden“. (Jan Hans / Werner Röder: Emigrationsforschung. In: Akzente. Zeitschrift für Literatur. 20 [1973], Heft 6 [Dezember], S. 580‒591, hier S. 583). ‒ Auch nach Hans-Albert Walter hat die Ausstellung „den eigentlichen Durchbruch erzielt“. (Heinz Ludwig Arnold / Hans-Albert Walter: Die Exil-Literatur und ihre Erforschung. Ein Gespräch. In: Akzente. Zeitschrift für Literatur. 20 [1973], Heft 6 [Dezember], S. 481‒508, hier S. 486). An anderer Stelle nennt Walter den Katalog ein „vorzüglich gearbeitetes, verlässliches Handbuch […], die beste Materie, die bisher [d. h. bis 1972] vorgelegt worden ist“ (Hans-Albert Walter: Deutsche Exilliteratur 1933‒1950. Bd. 1: Bedrohung und Verfolgung bis 1933. Darmstadt; Neuwied: Luchterhand, 1972, S. 19). ‒ Nach Helmut Müssener konfrontierten „Bertholds Katalogbuch und die Arbeiten von Hans-Albert Walter […] zum ersten Mal eine breitere Öffentlichkeit mit der Exilthematik. Damit begann die dritte Periode […]. (Helmut Müssener: Exil in Schweden [wie Anm. 1], S. 38).

[90] Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd. 5: Bundesrepublik und DDR.1949‒1990. München: Beck, 2008, S. 277ff. – Zitiert nach: Manfred Briegel: Zur Rolle der Deutschen Forschungsgemeinschaft (wie Anm. 126), S. 115.

[91] Hildegard Brenner: Deutsche Literatur im Exil 1933‒1947. In: Handbuch der deutschen Gegenwartsliteratur. Unter Mitwirkung von Hans Hennecke hrsg. von Hermann Kunisch. München: Nymphenburger Verlags-Handlung, 1965, S. 677‒695. Wiederabdruck in: Geschichte der deutschen Literatur aus Methoden. Hrsg. von Heinz Ludwig Arnold. Bd. 7: Deutsche Literatur im Exil 1933‒1945, Bd. 2: Materialien. Frankfurt a. M.: Athenäum-Fischer-Taschenbuchverlag, 1974, S. 85‒110.

[92] Sabine Koloch: Diskussionsplattform der undogmatischen Linken. Die Zeitschrift „Alternative“ und ihre Herausgeberin Hildegard Brenner. URL: https://literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=1278&ausgabe=51 (15.03.2020).

[93] Helmut Müssener: Exil in Schweden (wie Anm. 1), S. 26.

[94] Sabine Koloch: Diskussionsplattform der undogmatischen Linken (wie Anm. 92).

[95] Exil-Sendung: Gefettete Herren. In: Der Spiegel. 1967, Heft 21 (15.05.), S. 148f.

[96] Zu H.-A. Walter siehe Hans-Harald Müller: „Gib dem Herrn die Hand, er ist ein Flüchtling“. Zum Tod von Hans-Albert Walter (1935‒2016). URL: https://literaturkritik.de/id/21749 (02.03.2016).

[97] Hans-Albert Walter: Die Helfer im Hintergrund. Zur Situation der deutschen Exil-Verlage 1933‒1945. In: Frankfurter Hefte. 20 (1965), Heft 2, S. 121‒132.

[98] Hans-Albert Walter: Deutsche Exilliteratur 1933‒1945. Bd.1, 2 u. 7. Darmstadt; Neuwied: Luchterhand, 1972‒1974. ‒ Bd. 1. Bedrohung und Verfolgung bis 1933. 1972. 324 S. (Sammlung Luchterhand; 76). ‒ 2., verb. Aufl. 1973. ‒ Bd. 2. Asylpraxis und Lebensbedingungen in Europa. 1972. 420 S. (Sammlung Luchterhand; 77). ‒ 2., verb. Aufl. 1973. ‒ Bd. 3. Exilpresse I. 1974. 424 S. (Sammlung Luchterhand; 136). ‒ Von 1978 an erschien das Werk im J. B. Metzler Verlag, Stuttgart, wobei sich Titel und Bandzählung änderten: Deutsche Exilliteratur 1933‒1950. Bd. 1‒4. 1978‒2017. (Bd. 1 in 2 Teilbänden): Bd. 1, 1. Die Mentalität der Weimardeutschen. Die „Politisierung“ der Intellektuellen. 2003. – Bd. 1, 2. Weimarische Linksintellektuelle im Spannungsfeld von Aktionen und Repressionen. 2017. – Bd. 2. Europäisches Appeasement und überseeische Asylpraxis. 1984. – Bd. 3. Internierung, Flucht und Lebensbedingungen im Zweiten Weltkrieg. 1988. – Bd. 4. Exilpresse. 1978.

[99] Manfred Briegel: Zur Rolle der Deutschen Forschungsgemeinschaft (wie Anm. 126), S. 116.

[100] Heinz Ludwig Arnold / Hans-Albert Walter: Die Exil-Literatur und ihre Erforschung. Ein Gespräch. In: Akzente. Zeitschrift für Literatur.20 (1973), Heft 6 (Dezember), S. 481‒508, hier S. 481.

[101] Als Promotionsdatum wird im Wikipedia-Artikel über Matthias Wegner das Jahr 1965 angegeben, während auf der Titelaufnahme im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek der 24. April 1967 genannt wird. – Im Buch selbst schreibt Wegner, dass die Arbeit 1965 abgeschlossen wurde (S. 227).

[102] Matthias Wegner: Exil und Literatur. Deutsche Schriftsteller im Ausland 1933‒1945. Frankfurt a. M.; Bonn: Athenäum Verlag, 1967. 247 S. (Athenäum-Bücher zur Dichtkunst). 2., durchgesehene u. ergänzte Auflage, 1968.

[103] Zu Karl Ludwig Schneider siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Ludwig_Schneider (Anlage der Seite 03.08.2009).

[104] Werner Berthold: [Rezension]: Matthias Wegner: Exil und Literatur. In: Neophilologus. Groningen. Vol. 54 (1970), No 2, S. 205‒207, hier S. 206. ‒ Wiederabgedruckt in: Werner Berthold: Exilliteratur und Exilforschung, 1996 (wie Anm. 26), S. 31‒33.

[105] Ebd., S. 206f.

[106] Klaus Jarmatz: Literatur im Exil. Berlin: Dietz Verlag, 1966. 303 S.

[107] Helmut Müssener: Exil in Schweden (wie Anm. 1), S. 27f.

[108] Die im Verlag Reclam, Leipzig, erschienene Reihe „Kunst und Literatur im antifaschistischen Exil 1933‒1945“ ist in folgende Länderbände gegliedert: Bd. 1: UdSSR. Autor*innen: Klaus Jarmatz, Simone Barck, Peter Diezel, 1979; Bd. 2: Schweiz. Autor: Werner Mittenzwei, 1978; Bd. 3: USA. Mit Shanghai. Autor: Eike Middell, 1979; Bd. 4: Lateinamerika. Autor: Wolfgang Kiessling, 1980; Bd. 5: Tschechoslowakei, Großbritannien, Skandinavien und Palästina. Autor: Ludwig Hoffmann, 1981; Bd. 6: Niederlande und Spanien. Autor*innen: Klaus Hermsdorf, Hugo Fetting, Silvia Schlenstedt, 1981; Bd. 7: Frankreich. Autor: Dieter Schiller, 1981. – In den Folgejahren erschienen 2., verbesserte bzw. völlig neu bearbeitete u. erweiterte Auflagen. – Eine Parallelausgabe erschien im Röderberg-Verlag, Frankfurt am Main.

[109] Helmut Müssener: Exil in Schweden (wie Anm. 1), S. 35.

[110] Werner Röder: Die deutschen sozialistischen Exilgruppen in Großbritannien. Ein Beitrag zur Geschichte des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Hannover: Verlag für Literatur und Zeitgeschehen, 1968. 322 S. (zugl.: München, Univ., Philos. Fak. I, Diss. 1967). (Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung: B. Historisch-politische Schriften). – 2., verb. Aufl. Bonn-Bad Godesberg: Verlag Neue Gesellschaft, 1973 (Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung; Bd. 58).

[111] Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 = International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933‒1945. Hrsg. vom Institut für Zeitgeschichte, München, u. von der Research Foundation for Jewish Immigration, New York, unter der Gesamtleitung von Werner Röder u. Herbert A. Strauss. München; New York; London; Paris: Saur. Bd. 1‒3, 1980‒1983. ‒ Zur Biographie von Werner Röder siehe Institut für Zeitgeschichte München-Berlin: Im Gedenken. URL: https://www.ifz-muenchen.de/aktuelles/aus-dem-institut/artikel/datum/29/9/2016/im-gedenken-1/ (29.09.2016).

[112] Erklärung. Materialien 1968. Mit Abschnitt „Pressefreiheit“. Verantwortlich: Werner Präg, Werner Röder, Peter Weismann, München. URL: http://protest-muenchen.sub-bavaria.de/artikel/4069 (15.12.2012). Orig.: Archiv der Münchner Arbeiterbewegung, Flugblattsammlung.

[113] Helge Pross: Die deutsche akademische Emigration nach den Vereinigten Staaten 1933 – 1941. Mit einer Einführung von Franz L. Neumann. Berlin: Duncker & Humblot, 1955. 69 S.

[114] Louise W. Holborn: Deutsche Wissenschaftler in den Vereinigten Staaten in den Jahren nach 1933. In: Jahrbuch für Amerikastudien. Bd. 10 (1965), S. 15‒26. – Zu Louise Wilhelmine Holborn siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Louise_Holborn (Anlage der Seite 16.01.2010).

[115] Harro Kieser: Die Verzeichnung des Schrifttums von Emigranten aus dem deutschen Sprachbereich (1933‒1950). Hausarbeit zur Prüfung für den höheren Dienst an wissenschaftlichen Bibliotheken. Köln: Bibliothekar-Lehrinstitut des Landes Nordrhein-Westfalen, 1968. 63 Bl. – Zu Harro Kieser siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Harro_Kieser (Anlage der Seite 10.02.2019).

[116] Exil-Sendung: Gefettete Herren. In: Der Spiegel. 1967, Heft 21 (15.05.), S. 148f., hier S. 149.

[117] Auszug des Geistes. Bericht über eine Sendereihe. Bremen: Heye, 1962. 231 S. (Bremer Beiträge; 4). – Um uns die Fremde. Die Vertreibung des Geistes 1933‒1945. Hrsg. von Jürgen Boettcher. Berlin: Haude u. Spener, 1968. 83 S. (Buchreihe des SFB; 9).

[118] Widerstand, Verfolgung und Emigration 1933‒1945. Referate auf der Tagung des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung vom 25. bis 30.9.1966 in Bergneustadt. Bonn-Bad Godesberg: Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1967. 157 S. (Studien und Berichte aus dem Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung).

[119] Werner Berthold: Sammlung und Erschließung deutscher politischer Exil-Literatur. In: Widerstand, Verfolgung und Emigration 1933‒1945 (wie Anm. 118), S. 37‒58. ‒ Wiederabgedruckt in: Werner Berthold: Exilliteratur und Exilforschung, 1996 (wie Anm. 26), S. 19‒30, hier S. 24‒26.

[120] Ebd., S. 29.

[121] Manfred Durzak: Deutschsprachige Exilliteratur. Vom moralischen Zeugnis zum literarischen Dokument. In: Die deutsche Exilliteratur 1933‒1945. Hrsg. von Manfred Durzak. Stuttgart: Reclam, 1973, S. 9‒26, hier S. 12f.

[122] Werner Berthold: Literatur im Exil. 2. Internationales Symposium zur Erforschung des deutschsprachigen Exils nach 1933. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Frankfurter Ausgabe. 28 (1972), 95 (28.11.), S. 2735‒2738 u. S. 2740, hier S. 2736. ‒ Wiederabgedruckt in: Werner Berthold: Exilliteratur und Exilforschung, 1996 (wie Anm. 26), S. 34‒42, hier S. 35.

[123] Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 = International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933‒1945 (wie Anm. 111).

[124] Zur Biographie von Herbert A. Strauss siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_A._Strauss (Anlage der Seite 24.03.2005).

[125] Lieselotte Maas: Handbuch der deutschen Exilpresse 1933‒1945 = Handbook of the German Exile Press 1933‒1945. Hrsg. von Eberhard Lämmert. München: Hanser. Bd. 1: Bibliographie A‒K; Bd. 2: Bibliographie L‒Z; Bd. 3: Nachträge, Register, Anhang, 1976‒1981. (Sonderveröffentlichungen der Deutschen Bibliothek; Nr.2, 3 u. 9). – Bd. 4: Die Zeitungen des deutschen Exils in Europa von 1933 bis 1939 in Einzeldarstellungen, 1990. – Bedauerlicherweise konnte L. Maas den geplanten Bd. 5 aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr fertigstellen.

[126] Manfred Briegel: Zur Rolle der Deutschen Forschungsgemeinschaft. In: Exilforschungen im historischen Prozess (wie Anm. 1), S. 114‒130, hier S. 123.

[127] Zur Biographie von Lieselotte Maas siehe: Brita Eckert: Laudatio zur Verleihung des Richard-Franck-Preises der Bibliothek für Zeitgeschichte, Stuttgart, an Dr. Lieselotte Maas, am 15. November 1991 in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart. In: Nachrichtenbrief = Newsletter. Hrsg.: Society for Exile Studies, Inc./Gesellschaft für Exilforschung e.V., Nr. 13 (Dez. 1991). Bearbeitet von Barbara Seib unter Mitarbeit von Patrik von zur Mühlen. Redaktion: Ernst Loewy. Frankfurt a. M., S. 36‒42.

[128] Manfred Briegel: Zur Rolle der Deutschen Forschungsgemeinschaft (wie Anm. 126), S. 123.

[129] John M. Spalek: Guide to the Archival Materials of the German-Speaking Emigration to the United States after 1933 = Verzeichnis der Quellen und Materialien der deutschsprachigen Emigration in den USA seit 1933. In Collaboration with Adrienne Ash and Sandra Hawrylchak. Charlottesville: University Press of Virginia, 1978. XXV, 1133 S. – Vol. 2. Bern; München: Saur, 1992. – Vol. 3, Pt. 1 u. Pt. 2. Bern; München: Saur, 1997. – Nachdruck Vol. 1: 1997; Vol. 2: 2006. – Zur Biographie John M. Spaleks siehe: Claus-Dieter Krohn: John Spalek, Pionier der Exilforschung. In: Preserving the Memory of Exile: Festschrift for John M. Spalek on the Occasion of his 80th Birthday. Hrsg. von Wulf Koepke u. Jörg Thunecke. Nottingham, England: Edition Refugium, 2008, S. 10‒26.

[130] Die Linkskurve. Berlin 1929–1932. Bibliographie einer Zeitschrift. Bearb. von Dieter Kliche u. Gerhard Seidel. Berlin; Weimar: Aufbau-Verlag, 1972. 229 S. (Analytische Bibliographien deutschsprachiger literarischer Zeitschriften; 7).

[131] Das Wort. Moskau 1936–1939. Bibliographie einer Zeitschrift. Bearb. von Gerhard Seidel. Mit einem Vorwort von Hugo Huppert. Berlin; Weimar: Aufbau-Verlag, 1975. 243 S. (Analytische Bibliographien deutschsprachiger literarischer Zeitschriften; 1).

[132] Mass und Wert. Zürich 1937–1940. Bibliographie einer Zeitschrift. Bearb. von Volker Riedel. Mit einem Vorwort von Klaus Hermsdorf. Berlin; Weimar: Aufbau-Verlag, 1973. 77 S. (Analytische Bibliographien deutschsprachiger literarischer Zeitschriften; 3).

[133] Die Presse der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands im Exil 1933‒1939. Eine analytische Bibliographie. Mit einem Vorwort von Walter Fabian u. d. T. „Exilpresse – wozu?“. Deutsche Bibliothek, Frankfurt am Main, Sammlung Exilliteratur. Redaktion: Harro Kieser u. Brita Eckert. Bearbeiterin: Dagmar Schlünder. München: Hanser, 1981. XXXIII, 431 S. (Sonderveröffentlichungen der Deutschen Bibliothek; Nr. 8).

[134] Ausführlich hierzu: Helmut Müssener: Die Stockholmer Koordinationsstelle zur Erforschung der deutschsprachigen Exilliteratur 1969 bis 1975. Ein Zeitzeuge berichtet. In: Exilforschungen im historischen Prozess (wie Anm. 1), S. 30‒55.

[135] Walter A. Berendsohn an Deutsche Bibliothek (Werner Berthold). Bromma(-Stockholm), 06.08.1966. 1 Bl. (2 S.) hs. – Teilabdruck in: 35 Jahre Exilliteratur 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main (wie Anm. 34), S. 155. – Orig.: Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Exilarchiv 1933‒1945, Frankfurt a. M.

[136] Walter A. Berendsohn: Die deutsche Literatur der Flüchtlinge aus dem Dritten Reich. Der Stand der Forschung. Bericht I–IV. Hrsg. vom Deutschen Institut der Universität Stockholm. 24.01.1967‒01.08.1969. Dazu: Personen- und Sachverzeichnis. April 1971.

[137] Zitiert nach Helmut Müssener: Die Stockholmer Koordinationsstelle (wie Anm. 134), S. 35.

[138] Ebd., S. 36.

[139] Ebd., S. 35f., dort ausführlich.

[140] Ebd., S. 40.

[141] Hans-Albert Walter: Deutsche Exil-Literatur. Bericht über das Stockholmer Symposium. In: Die Zeit. Hamburg. 24 (1969), 40 (3.10.), S. 33.

[142] Ausführlich hierzu: Helmut Müssener: Die Stockholmer Koordinationsstelle (wie Anm. 134), S. 43‒46 (Kapitel IV „Kärrnerfron“).

[143] Hans-Albert Walter: Deutsche Exil-Literatur. Bericht über das Stockholmer Symposium. In: Die Zeit. Hamburg. 24 (1969), 40 (3.10.), S. 33.

[144] Tagungsprotokoll Teil II des Symposiums in Stockholm vom 19.9.69‒21.9.69. Hektographiert. 27 S., hier S. 15f. ‒ Zitiert nach Helmut Müssener: Die Stockholmer Koordinationsstelle (wie Anm. 134), S. 42.

[145] Peter Laemmle: Vorschläge für eine Revision der Exilforschung. In: Akzente. Zeitschrift für Literatur. 20 (1973), Heft 6 (Dezember), S. 509‒519, hier S. 509.

[146] Claus-Dieter Krohn: Die Entdeckung des ‚anderen Deutschland‘ in der intellektuellen Protestbewegung der 1960er Jahre in der Bundesrepublik und den Vereinigten Staaten. In: Exilforschung. Ein internationales Jahrbuch. 13 (1995). (Kulturtransfer im Exil), S. 16‒51, hier S. 41.

[147] Ernst Fischer: Exilliteratur in den deutschsprachigen Verlagen nach 1945 (wie Anm. 21), S. 79.

[148] In: Frankfurter Rundschau. Frankfurt a. M., 17.10.1970.

[149] Zitiert nach Helmut Müssener: Exil in Schweden (wie Anm. 1), S. 25f.

[150] Siehe hierzu Sabine Koloch: Germanistik, Politik und das generationsübergreifende Projekt „Vergangenheitsbewältigung“. Peter Schütts Diskussionsbeitrag für „Die Welt“ 1966. URL: https://literaturkritik.de/public/inhalt2.php?ausgabe=51 (26.02.2020).

[151] Peter Schütt: Für die Öffnung nach links. In: Die Welt. 21, Nr. 259 (5.11.1966), Beilage: Forum der geistigen Welt, S. II.

[152] Germanistik – eine deutsche Wissenschaft. Beiträge von Eberhard Lämmert, Walther Killy, Karl Otto Conrady und Peter v. Polenz. 1.‒10. Tsd. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1968. 165 S. (edition suhrkamp; 204). – 3. Aufl., 17.‒23. Tsd., 1968.

[153] Ebd., S. 84f.

[154] Eberhard Lämmert: „Herr Jarmatz, Sie haben mit aller wünschenswerten Deutlichkeit …“. [Diskussionsbeitrag]. In: Protokoll des II. Internationalen Symposiums zur Erforschung des deutschsprachigen Exils nach 1933 in Kopenhagen 1972 (wie Anm. 193), S. 435f. Aus Lämmerts Beitrag: „Sie vergeben […] die Analyse der vielen im Exil durch Selbstmord Gescheiterten, auch die Analyse der durch mangelnde Anpassung isoliert gebliebenen Schriftsteller als eine Analyse des Schriftstellers im bürgerlichen Zeitalter überhaupt.“ (ebd., S. 435).

[155] Bernhard Spies: Exilliteratur. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Bd. 1 (wie Anm. 1), S. 540.

[156] Jan Hans: Geschichten aus der Exilforschungs-Geschichte. Gründung und Arbeiten der „Hamburger Arbeitsstelle für deutsche Exilliteratur“. In: Exilforschungen im historischen Prozess (wie Anm. 1), S. 92‒113, hier S. 97.

[157] Ebd., S. 104.

[158] Zu Marie-Luise Gansberg siehe: Sabine Koloch: Marie Luise Gansberg: die Erfolgreiche, die Tabubrecherin, die Traumatisierte. Biografische Annäherungen an eine Achtundsechzigerin und eine Pionierin der „Feministischen Literaturwissenschaft“. URL: https://literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=1102&ausgabe=51 (20.06.2018).

[159] Ludwig-Maximilians-Universität München: Personen- und Vorlesungsverzeichnis für das Wintersemester 1966/67. München 1966, S. 300.

[160] Marie Luise Gansberg: Massenemigration deutscher Schriftsteller 1933‒47. In: Beiträge zu den Ferienkursen des Goethe-Instituts für Deutschlehrer und Hochschulgermanisten aus dem Ausland. Hrsg. vom Goethe-Institut zur Pflege deutscher Sprache und Kultur im Ausland (München). Sommer 1966, S. 24‒29, hier S. 25.

[161] Zu Marie-Luise Gansberg siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Marie-Luise_Gansberg (Anlage der Seite 01.02.2016).

[162] Zu Siegfried Sudhof siehe: Historische Kommission für Westfalen ‒ Ehemalige Mitglieder: ‒ Siegfried Sudhof. URL: https://www.historische-kommission.lwl.org/de/die-kommission/ehemalige-mitglieder/ehemalige-mitglieder-buchstabe-s/siegfried-sudhof/ (undatiert).

[163] Die darin erscheinende Heinrich-Mann-Bibliographie besorgte Harro Kieser.

[164] Angaben aus den Vorlesungsverzeichnissen der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main. URL: https://www.ub.uni-frankfurt.de/wertvoll/ffmvorlesung.html (2006).

[165] So in den Vorlesungsverzeichnissen der Goethe-Universität (wie Anm. 164).

[166] Zu Ernst Erich Noth siehe u. a.: Uwe Meier: Noth, Ernst Erich. In: Neue Deutsche Biographie. 19 (1998), S. 358f. URL der Onlinefassung: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10998689X.html#ndbcontent (2012).

[167] Ernst Erich Noth: Deutsche Schriftsteller im Exil 1933‒1979. Einführung. Vorlesung Wintersemester 1979/80. Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. [Hrsg. mit Anm. von Claudia Noth]. Bensheim an der Bergstraße: glotzi Verlag, 2012. 206 S.

[168] Nadine Beheim, Ismihan Boyoglu, Frank Estelmann u. a.: Ernst Erich Noth. In: USE / Projekte und Lehrveranstaltungen / Frankfurter Literaturwissenschaftler 1914-1945 / Ernst Erich Noth. URL: http://use.uni-frankfurt.de/literaturwissenschaftler/noth/ (08.06.2014).

[169] Bericht II der Stockholmer Koordinationsstelle zur Erforschung der deutschsprachigen Exil-Literatur. Redaktionsschluss 30. Juni 1971, S. IV.

[170] Jan Hans: Geschichten aus der Exilforschungs-Geschichte. Gründung und Arbeiten der „Hamburger Arbeitsstelle für deutsche Exilliteratur“. In: Exilforschungen im historischen Prozess (wie Anm. 1), S. 92‒113.

[171] Ebd, S. 95.

[172] Zur Biographie Hans Wolffheims siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Wolffheim (Anlage der Seite 26.02.2016). ‒ Jan Hans: Geschichten aus der Exilforschungs-Geschichte (wie Anm. 170), S. 95f.

[173] Ebd.

[174] Ebd., S. 96.

[175] Ebd., S. 97.

[176] Ebd., S. 100.

[177] Ebd., S. 104.

[178] Ebd., S. 108.

[179] Siehe hierzu auch den Flyer der Universität Hamburg: Walter A. Berendsohn Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur am Institut für Germanistik. ‒ Auch unter: https://www.exilforschung.uni-hamburg.de/forschungsstelle/flyer-forschungsstelle-web.pdf (undatiert).

[180] Jan Hans: Geschichten aus der Exilforschungs-Geschichte (wie Anm. 170), S. 110.

[181] Zur Biographie von P. Walter Jacob siehe: https://www.exilforschung.uni-hamburg.de/archiv.html (02.06.2016).

[182] Barbara Posthoff: Nachlässe zur Emigration aus dem nationalsozialistischen Deutschland im Institut für Zeitungsforschung (Dortmund).In: Nachrichtenbrief = Newsletter. Hrsg.: Society for Exile Studies, Inc./Gesellschaft für Exilforschung e.V., Nr. 9‒10 (Dez. 1988). Bearbeitet von Barbara Seib unter Mitarbeit von Patrik von zu Mühlen u. Elsbeth Wolffheim. Redaktion: Ernst Loewy. Frankfurt a. M., S. 37‒41.

[183] Siehe: Ernst Loewy: Exil und Rundfunk. Ein Überblick. In: Leben im Exil. Probleme der Integration deutscher Flüchtlinge im Ausland 1933‒1945. In Verbindung mit Walter Hinck u. a. hrsg. von Wolfgang Frühwald u. Wolfgang Schieder. Hamburg: Hoffmann und Campe, 1981, S. 145‒159.

[184] Exil. Literarische und politische Texte aus dem deutschen Exil 1933‒1945. Hrsg. von Ernst Loewy unter Mitarbeit von Brigitte Grimm u. a. Stuttgart: Metzler, 1979. XIV, 1222 S. – Eine überarbeitete Ausgabe erschien 1981‒1982 in 3 Bänden im Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main (Fischer-Taschenbücher 6481; 6482; 6483).

[185] Zur Biographie Ernst Loewys siehe: Brita Eckert: Einführung: In: Ernst Loewy: Jugend in Palästina. Briefe an die Eltern 1935‒1938. Hrsg. von Brita Eckert. Berlin: Metropol, 1997. (Bibliothek der Erinnerung; Bd. 4), S. 7‒31. – Siehe auch den Beitrag von Jürgen Babendreier: DeutscheNachkriegsgermanistik ohne Nullpunkt. Ein Sündenfall wird rezensiert. URL: https://literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=1225&ausgabe=51 (22.09.2019).

[186] Siehe hierzu u. a.: 35 Jahre Exilliteratur 1933‒1945 in der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main (wie Anm. 34), S. 182‒200 („Literaturarchiv“). ‒ Sylvia Asmus: Nachlasserschließung im Deutschen Exilarchiv 1933‒1945 unter besonderer Berücksichtigung der Benutzersicht. XI, 434 S. (Berlin, Humboldt-Univ., Diss, 2009). – Als sehr erfolgreich erwies sich die Zusammenarbeit mit John M. Spalek, Albany, der von Herbst 1995 an dem Exilarchiv zahlreiche Nachlassbestände von nach den USA emigrierten Persönlichkeiten vermittelte und nach Frankfurt brachte. Siehe hierzu: Sylvia Asmus u. Brita Eckert: Aus John M. Spaleks Koffern: Die Nachlässe von Ernst Moritz Manasse und Philipp P. Fehl. In: Preserving the Memory of Exile (wie Anm. 129), S. 40‒73.

[187] Zur Biographie von Renate Heuer siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Renate_Heuer (Anlage der Seite 23.06.2007).

[188] Archiv Bibliographia Judaica e. V., Frankfurt/M.: URL: http://www.juedischeliteraturwestfalen.de/frames/juwelArchiveList.php?id=26&archive_id=00000008 (undatiert).

[189] Lexikon deutsch-jüdischer Autoren / Archiv Bibliographia Judaica. Redaktionelle Leitung: Renate Heuer. 21 Bände. Berlin: De Gruyter. ‒ Bis Bd. 16 bei: Saur, München u. a., 1992‒2013. (Bd. 21. Nachträge u. Gesamtregister). – Siehe auch die Rezension von Klaus Schreiber. In: IFB ‒ Digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft, Herbst 2012: http://ifb.bsz-bw.de/bsz030328969rez-1.pdf (17.07.2013).

[190] Christoph Stamm: Quellen zur deutschen Emigration 1933–1945 im Politischen Archiv des Auswärtigen Amts Bonn. In: Nachrichtenbrief = Newsletter. Hrsg.: Society for Exile Studies, Inc./Gesellschaft für Exilforschung e.V., Nr. 4 (Dez. 1985). Redaktion: Ernst Loewy. Frankfurt a. M., S. 14‒19.

[191] Helmut Müssener: Die Stockholmer Koordinationsstelle (wie Anm. 134), S. 42.

[192] Ebd., S. 47.

[193] Protokoll des II. Internationalen Symposiums zur Erforschung des deutschsprachigen Exils nach 1933 in Kopenhagen 1972. Hrsg. vom Deutschen Institut der Universität Stockholm. [Zusammengestellt von Helmut Mussener u. Gisela Sandqvist. Redaktion: Helmut Mussener]. Stockholm: Deutsches Institut der Universität Stockholm, Ende 1972. 556 S., hier S. 7‒10.

[194] Ebd., S. 251‒262.

[195] Werner Berthold: Literatur im Exil. 2. Internationales Symposium zur Erforschung des deutschsprachigen Exils nach 1933 (wie Anm. 122), Wiederabdruck S. 34.

[196] Ebd., S. 36, und in: Protokoll des II. Internationalen Symposiums (wie Anm. 193), S. 33.

[197] Protokoll des II. Internationalen Symposiums (wie Anm. 193), S. 34. ‒ Von Einzeluntersuchungen nannte Berthold u. a. Joachim Radkau: Die deutsche Emigration in den USA. Ihr Einfluss auf die amerikanische Europapolitik 1933‒1945. Düsseldorf: Bertelsmann-Universitätsverlag, 1971. 378 S. (zugl.: Hamburg, Univ., Philos. Fak., Diss. 1970 u. d. T.: Die deutschen Emigranten und die Ära Roosevelt). ‒ Hans-Christof Wächter: Theater im Exil. Sozialgeschichte des deutschen Exiltheaters 1933‒1945. Mit einem Beitrag von Louis Naef: Theater der deutschen Schweiz. München: Hanser, 1973. 298 S. (zugl.: Köln, Univ., Philos. Fak., Diss. 1973).

[198] Ebd., S. 19‒221.

[199] Helmut Müssener: Die Stockholmer Koordinationsstelle (wie Anm. 134), S. 49f.

[200] Werner Berthold: Literatur im Exil. 2. Internationales Symposium zur Erforschung des deutschsprachigen Exils nach 1933 (wie Anm. 122), Wiederabdruck S. 38 u. S. 39.

[201] Protokoll des II. Internationalen Symposiums (wie Anm. 193), S. 7.

[202] Helmut Müssener: Die Stockholmer Koordinationsstelle (wie Anm. 134), S. 50.

[203] Österreicher im Exil 1934 bis 1945. Protokoll des Internationalen Symposiums zur Erforschung des Österreichischen Exils von 1934 bis 1945, abgehalten vom 3.‒6. Juni 1975 in Wien. Hrsg.: Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes u. Dokumentationsstelle für Neuere Österreichische Literatur. Red.: Helene Maimann; Heinz Lunzer. Vorwort: Bruno Kreisky. Wien: Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft u. Kunst, 1977. XXXVII, 618 S.

[204] Manfred Briegel: Zur Rolle der Deutschen Forschungsgemeinschaft (wie Anm. 126), S. 114‒130.

[205] Werner Berthold (Deutsche Bibliothek, Frankfurt a. M.), Karl Otto Conrady (Literaturwissenschaftler, Köln), Erich Matthias (Historiker, Mannheim), Hans Mayer (Literaturwissenschaftler, Hannover), sein Assistent Wolfgang Promies, Werner Röder (Institut für Zeitgeschichte, München), Hans-Albert Walter (Hofheim/Ts). ‒ Siehe hierzu: Manfred Briegel: Zur Rolle der Deutschen Forschungsgemeinschaft (wie Anm. 126), S. 116f.

[206] Ebd., S. 118.

[207] Zitiert aus den Akten des Schwerpunkts „Exilforschung“ der DFG, die sich im Bundesarchiv Koblenz befinden, nach Manfred Briegel: Zur Rolle der Deutschen Forschungsgemeinschaft (wie Anm. 126), S. 119.

[208] Ebd., S. 120.

[209] Ebd., S. 121.

[210] Ebd., S. 122.

[211] Ebd., S. 123.

[212] Leben im Exil. Probleme der Integration deutscher Flüchtlinge im Ausland 1933‒1945. In Verbindung mit Walter Hinck u. a. hrsg. von Wolfgang Frühwald u. Wolfgang Schieder. Hamburg: Hoffmann und Campe, 1981. 285 S. – Von den 19 Beiträger*innen waren 5 Frauen.

[213] Zur Biographie Wolfgang Frühwalds siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Fr%C3%BChwald (Anlage der Seite 12.03.2004).

[214] Die Erfahrung der Fremde. Kolloquium des Schwerpunktprogramms „Exilforschung“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Hrsg. von Manfred Briegel u. Wolfgang Frühwald. Weinheim; Basel; Cambridge; New York: VCH, 1988. VI, 293 S.

[215] Manfred Briegel: Zur Rolle der Deutschen Forschungsgemeinschaft (wie Anm. 126), S. 124‒126.

[216] URL: https://stiftung-exilmuseum.berlin/content/7-presse/uebersicht/exilmuseum_presseinformation.pdf (31.05.2018).

[217] Exil. Erfahrung und Zeugnis / Exile. Experience and Testimony: Deutsches Exilarchiv 1933‒1945 der Deutschen Nationalbibliothek. Hrsg. von Sylvia Asmus. Göttingen: Wallstein Verlag, 2019. 231 S., zahlr. Abb. In Deutsch und Englisch. – Siehe auch: https://www.dnb.de/DE/Kulturell/DA-DEA/daDea.html (2018).

[218] Siehe: https://kuenste-im-exil.de/KIE/Web/DE/Home/home.html (Anlage der Seite 2013).

[219] Siehe die Homepage der Gesellschaft für Exilforschung. URL: http://www.exilforschung.de/index.php?p=2 (Anlage der Seite 2009). ‒ Zur Geschichte der Gesellschaft: Brita Eckert: Die Anfänge der „Gesellschaft für Exilforschung e. V.“: http://www.exilforschung.de/index.php?p=26 (2009).

[220] Bereits 1986 wurde die Verfasserin zur Stellvertretenden Vorsitzenden gewählt (bis 1991), die heutige Vorsitzende ist die Erziehungswissenschaftlerin Inge Hansen-Schaberg. Mitherausgeberin des Jahrbuchs ist die heutige Leiterin der Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstelle in Hamburg, die Germanistin Doerte Bischoff, die Leiterin des Deutschen Exilarchivs 1933‒1945 die Germanistin und Bibliothekswissenschaftlerin Sylvia Asmus.

[221] Ursula Langkau-Alex: Geschichte der Exilforschung. In: Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933‒1945. Hrsg. von Claus-Dieter Krohn, Patrik von zur Mühlen, Gerhard Paul u. Lutz Winckler unter redaktioneller Mitarbeit von Elisabeth Kohlhaas in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Exilforschung. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Spalten 1195‒1209, hier Spalte 1204.

[222] Jörg Schönert: Versäumte Lektionen? 1968 und die Germanistik der BRD in ihrer Reformphase 1965‒1975. URL: https://literaturkritik.de/id/12169 (06.08.2008).