31.3.2017 – ach, Timbuktu

Eine große glänzend schwarze Krähe sitzt auf der Stange, an der der Starenkobel hängt, den Schnabel nach unten, wo der Star ein- und ausfliegt. Sie wartet auf ihre Gelegenheit. Ein Amselmännchen sitzt über ihr auf meinem Telefonkabel und singt aus Leibeskräften. Das Kabel ist meins, weil es nur für mein Telefon da ist, meine Verbindung mit der Welt. Wenn nicht ein Tornado, wie 2013, oder ein Biber, wie in letzten Winter, einen Baum darauf fallen lässt. Dann kann es dauern, bis die Welt wieder zu mir kommt.
Aus 0022……. Mali, 0023……. Burkina Faso, weil die Tuareg aus Techeq dorthin geflohen sind. Mano, Idrissas Chef, meldet sich manchmal und fragt, wie es mir geht und um mich auf ein Projekt hinzuweisen, das er organisiert. Wie damals, als die Schule in Techeq errichtet worden ist. Zweimal musste sie gebaut werden, weil ein maßloser Regen den Lehmhäusern in Tombouctou und darum herum den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Jahrelang kaum Wasser und dann soviel zu viel, dass es die Erde nicht aufnehmen kann.
2009 war mein letztes Jahr in Tombouctou. Es war ein Abschied.

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Aus Heide Tarnowski: überallundnirgends. 2017 mit 74 – Ein Tagebuchroman. Sonderausgabe von literaturkritik.de im Verlag LiteraturWissenschaft.de