Das lächerliche Pathos alter Schwärmer

Von Chaim NollRSS-Newsfeed neuer Artikel von Chaim Noll

Jede Annäherung an die Literatur der DDR geschieht im blendenden Licht des Wohlwollens, das sie umgibt. Die apologetische Sekundärliteratur zählt nach Hunderten von Titeln. Allein über Christa Wolf ist so viel geschrieben worden wie kaum jemals über einen Schriftsteller. In der Masse der Lobpreisungen im westdeutschen Feuilleton – nach meiner vorsichtigen Schätzung etwa 1000 Texte – verlieren sich die vier oder fünf Gegenstimmen.

Ein Christa-Wolf-Biograph konnte 1986 befriedigt feststellen, die Rezeption der Autorin sei „übereinstimmend positiv“ – ein deutsches Glücksgefühl wurde erreicht: die Einmütigkeit, der einstimmige Jubel. Selten sind Literaten in Deutschland mit so viel Respekt behandelt worden wie die anerkannten Schriftsteller der DDR. Das betraf, mit gewissen Schwankungen, ihr eigenes Land, bis sie Ende der 60er Jahre von den Rezipienten der Bundesrepublik entdeckt wurden.

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